Ralf Brandstätter, seit gut eineinhalb Jahren als COO der Marke Volkswagen für das operative Geschäft zuständig, sprach in einem interview mit der Automobilwoche unter anderen über die Einführung des Elektroautos ID.3 sowie die Auswirkungen der E-Mobilität auf den Handel und die Produktion.
Volkswagen sei „auf dem Weg zu emissionsfreier Mobilität für alle“. Auch in Zeiten des Klimawandels wolle der Hersteller „vielen Menschen weiterhin individuelle Mobilität ermöglichen“. Und zwar unter einem „klaren Commitment zum Pariser Klimaabkommen“, was „bilanziell CO2-neutrale Mobilität mit sauberen Autos aus sauberer Produktion“ bedeute. „Das alles passiert nicht von heute auf morgen, aber wir haben diesen Weg unwiderruflich eingeschlagen“, sagt der VW-Manager.
Für den ID.3, VWs ersten Wurf auf der neuen Elektroauto-Plattform MEB, liegen bereits mehr als 37.000 Bestellungen von Privatkunden vor. Zu fast 80 Prozent handle es sich dabei um Neukunden, die bislang noch keinen Volkswagen besaßen. Mit der seiner hohen Reichweite und „dem sehr komfortablen Innenraumangebot“ sei das Fahrzeug auch für Firmenflotten interessant: „Es gibt ja heute kaum noch ein Unternehmen, dass sich nicht selbst auch strenge CO2-Flottenziele setzt“, sagt Brandstätter über den Anreiz, Elektroautos vermehrt in Flotten einzusetzen.
Während einige andere Hersteller wie Audi und Mercedes zuletzt mit Produktionsproblemen aufgrund beschränkt verfügbarer Akkus gekämpft hatten, sei Volkswagen „nicht nur kurz- sondern auch mittelfristig sehr gut mit Lieferverträgen abgesichert“, erklärt Brandstätter, und zwar „regional balanciert in den Regionen China, Nordamerika und Europa“ sowie in „vertrauensvoller“ Zusammenarbeit mit den Zellherstellern CATL, SKI und LG Chem. Zusätzlich baut VW in seinem Joint-Venture mit Northvolt in Salzgitter eigene Kapazitäten auf. Die Produktion dort werde „allerdings frühestens 2023 starten“.
„Ein fundamentaler struktureller Wandel“
Auch der Handel sei gut auf die Einführung der E-Mobilität vorbereitet: VW habe „mit dem internen Programm ‚Mission ID.‘ sehr früh ein umfangreiches Paket geschnürt, das Händler und Märkte explizit bei der ID.-Familie in den Entwicklungs- und Vermarktungsprozess eingebunden hat, um sie entsprechend für die E-Offensive vorzubereiten“, erklärt Brandstätter.
Die Transformation hin zur E-Mobilität bedeute für den Hersteller „einen fundamentalen strukturellen Wandel“, da zum einen „neue Kompetenzfelder wichtig werden, etwa in den Bereichen Software und Digitalisierung“ und zum anderen „die Fertigung von E-Autos weniger beschäftigungsintensiv ist, da die Komplexität des Verbrennungsmotors entfällt.“ Volkswagen investiere deshalb „massiv in die Qualifizierung und Talententwicklung“ der Mitarbeiter, um sie im Transformationsprozess begleiten und mitnehmen zu können. Schließlich geben „langfristige Beschäftigungsgarantien“ auch Planungssicherheit in zentralen Produktionsbereichen. Der Einsatz von Leiharbeitern soll allerdings entsprechend zurückgefahren werden.
Quelle: Automobilwoche — VW-COO Ralf Brandstätter: „Der Handel ist gut vorbereitet“