VDA-Präsidentin: „Fehlende Wettbewerbsfähigkeit wird zur Transformationsbremse“

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Verband der Automobilindustrie (VDA)

Felix Katz
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  —  Lesedauer 3 min

Unter dem Motto „Die Logistik im Wandel – Ready to transform!?“ wurde Ende Juni das 11. Forum Automobillogistik in Herzogenaurach eröffnet. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) und die Bundesvereinigung Logistik (BVL) haben Taktgeber aus Logistik, Supply Chain Management und Automobilproduktion auf die Bühne gebracht. Dabei haben OEMs, Zulieferer, Logistikdienstleister, Beratungsunternehmen und Forscher über Erfahrungen, Informationen und Hintergründe, Einschätzungen und Prognosen zum Elektromobilitätswandel diskutiert.

„Die Situation ist für die Branche herausfordernd. Neben der Bewältigung akuter Krisen sind wir zunehmend mit grundlegenden, teils drastischen Veränderungen konfrontiert: Der Dreiklang aus technologischem und demographischem Wandel sowie den einschneidenden geopolitischen Umbrüchen fordern der Branche inmitten ihrer größten Transformation enorme Kraftanstrengungen ab. Es ist nicht selbstverständlich, sondern vielmehr bewundernswert, wie unsere Unternehmen, insbesondere die Logistik, immer wieder unter Beweis stellen, wie sie mit Einfallsreichtum, Flexibilität und Entschlossenheit diesen Wandel angehen“, hat VDA-Präsidentin Hildegard Müller im Rahmen der Veranstaltung erklärt.

Erfolgreicher Wandel braucht maximale Wettbewerbsfähigkeit

Um das Ausmaß der Herausforderung zu verdeutlichen: Die Industrie muss in wenigen Jahren ihr gewachsenes erfolgreiches Geschäftsmodell umstellen. Das machen die Unternehmen mit maximaler Entschlossenheit. Doch das allein reicht nicht aus: „Während der internationale Standortwettbewerb immer härter geführt wird, fehlt es in Berlin und Brüssel zu oft an Geschwindigkeit und praxisnahen Konzepten. Die Politik verliert sich in immer mehr Regeln, mehr Auflagen – und wenn es Hilfen gibt, dann leider oftmals mit maximalem bürokratischem Aufwand“, so Müller.

„Erfolgreicher Wandel braucht maximale Wettbewerbsfähigkeit, durch Standortpolitik, übergreifende Strategien und Technologieoffenheit. Berlin und Brüssel setzen stattdessen zu oft auf Regulierung und schränken die Wirtschaft zunehmend ein“,  erklärt Müller und fordert: „Weniger Bürokratie, einfachere und schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren, eine abgesicherte Energie- und Rohstoffversorgung sind dabei genauso notwendig wie eine technologieoffene Ordnungspolitik, die die Unternehmen und deren Innovationen entfesselt, statt sie durch Regulierungen auszubremsen. Wir müssen als Investitions-, Innovations- und Produktionsstandort attraktiv bleiben.“

Außerdem wurde deutlich, dass auch in der Automobillogistik der Personalmangel derzeit zu den größten Herausforderungen gehört: „Wir sind eine beeindruckende und innovative Branche, die Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammen denkt, Zukunftstechnologien entwickelt und den Wandel zur Klimaneutralität voranbringt. Mit diesem Selbstbewusstsein wollen wir entschlossen die kreativen Köpfe der Zukunft für uns gewinnen“, so Müller.

„Wir müssen einen bedeutenden europäischen Marktanteil schaffen“

Der BVL-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer fordert mit Blick auf die akuten Herausforderungen ein klares Bekenntnis zur Globalisierung und zum freien Welthandel: „Um die ernüchternde Realität von Krisen als ‚new normal‘ mit all ihren Herausforderungen zu meistern und die Chancen zu nutzen, müssen wir uns zudem für eine klare Re-Globalisierungsagenda stark machen. Leitmotiv dabei: So autonom wie notwendig und so offen, global und marktorientiert wie möglich.“

Müller forderte in diesem Kontext: „Berlin und Brüssel müssen jetzt in ein industrielles Ökosystem für Elektromobilität investieren, um unseren Wettbewerbsvorteil zu erhalten. Dieses Ökosystem muss unter anderem Bergbauunternehmen, Batteriezellenhersteller, Hersteller von Batteriesystemen, Halbleiterhersteller sowie die Hersteller von Anlagen für die vorgenannten Branchen umfassen. Wir werden und können nicht völlig autark sein, aber wir werden einen bedeutenden europäischen Marktanteil schaffen müssen.“

Andreas Schick, Vorstand Produktion, Supply Chain Management und Einkauf der Schaeffler AG, betonte in seiner Keynote, dass eine strategische Herangehensweise hinsichtlich der aktuellen Herausforderungen entscheidend ist: „Der seit längerem angespannte globale Logistiksektor braucht einen ganzheitlichen Blick auf die gesamte Wertschöpfungskette und Mut und Innovationskraft zur Transformation, um neue Lieferstrukturen und resiliente Supply Chains aufzubauen.“

Quelle: VDA – Pressemitteilung vom 21.06.2023

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Felix Katz

Felix Katz

Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.

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Wolfbrecht Gösebert:

“ … Autoindustrie und Flexibel … SO ein Widerspruch an sich, dass man eigentlich heulen müsste.“

Da paßt es ja gut, wenn Hildegard-„nur-die-Anderen-sind-schuld“-Müller die Gründe für fehlende Wettbewerbsfähigkeit mal wieder überall woanders sucht!

Sascha:

Ja ja ja Autoindustrie und Flexibel… SO ein Widerspruch an sich, dass man eigentlich heulen müsste.
Die Industrie hat so wie viele andere doch eher den typischen deutschen Weg gemacht und reagiert nur anstatt zu agieren. Warum auch sonst verliert man den Anschluss und immer mehr seinen Ruf.
Reagiert aber auch nur, weil man so vorher maximal auf Gewinn gepolt war. KAnn man nicht verübeln aber man sollte nicht solche Worte wie flexibel benutzen, wenn man es einfach nicht ist.

Robert:

weniger Bürokratie und weniger Förderung die sowiso nutzlos verpuffen und nur die falschen bekommen die Förderung und nicht die für die es gedacht war

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