Eine aktuelle Studie für die Bundesregierung kommt zu dem Ergebnis, dass der Umbau auf Elektro-Antriebe in Deutschland hunderttausende Jobs kosten könnte. Der ökologische Verkehrsclub VCD kritisiert, dass mit derartigen Schreckensszenarien vor dem Autogipfel Stimmung in der Autoindustrie gemacht wurde.
„Vor allem der IG Metall geht es jetzt um die Durchsetzung von Kurzarbeitergeld, Qualifizierungs- und Umschulungsmaßnahmen. Damit soll auch das bisherige Versagen von Industrie und Gewerkschaften bei der Transformation kaschiert werden. Die Maßnahmen sind grundsätzlich richtig und wichtig, hätten aber viel früher eingefordert und angestoßen werden müssen.“ — Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des VCD
Die Weichen hin zu emissionsarmen und -freien Antrieben wurden bereits vor längerer Zeit gestellt. Doch die Industrie habe zu lange am alten Geschäftsmodell mit Verbrennungsmotoren festgehalten, kritisiert der VCD. „Der Anschluss bei den Zukunftstechnologien wie Elektromobilität und autonomem Fahren droht verloren zu gehen“, so Müller-Görnert weiter. „Wenn dies jetzt Arbeitsplätze kostet, ist es zu großen Teilen selbstverschuldet.“
Immer weniger Autos werden in Deutschland produziert, denn die Automobilhersteller verlagern zunehmend ihre Produktion ins Ausland. So produzieren beispielsweise BMW und Mercedes einige neue Elektromodelle in China. Dass es auch anders geht, zeige der Volkswagen-Konzern. Der vollelektrische ID3 wird in Deutschland hergestellt und sichert damit Arbeitsplätze. Statt zu jammern, sollte die Industrie, aber sollten auch die Gewerkschaften endlich in die Offensive gehen und Richtung Zukunft steuern, so der VCD in einer aktuellen Mitteilung. Nur dann seien die deutsche Automobilindustrie wettbewerbsfähig und die Arbeitsplätze dort zukunftssicher.
Andere Mobilitätsbranchen suchen unterdessen händeringend Personal: Nicht nur Busfahrer und Zugführer seien Mangelware, auch Elektroniker, Ingenieure, IT-Spezialisten und Servicekräfte fehlen. Allein die Deutsche Bahn stelle aktuell mehr als 50.000 neue Mitarbeiter ein. Warum sollten Menschen in der Autoproduktion nicht künftig Schienenfahrzeuge bauen, wirft der VCD ein? Schon vor 20 Jahren hat der VCD zusammen mit dem Öko-Institut eine Studie erstellt, die zeigt, dass eine Verkehrswende neue Arbeitsplätze schafft, statt sie abzuschaffen. „Wir müssen über den Tellerrand der Auto-Branche hinaus und auf das große Ganze sehen, dafür braucht es Entschlossenheit und Weitblick.“
Quelle: VCD — Pressemitteilung vom 13.01.2020