Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut wird der Batteriehersteller Varta die Basis für eine Massenproduktion von Batteriezellen in Baden-Württemberg legen. Unterstützung erhält das Unternehmen durch Fördergelder des Landes Baden-Württemberg, welches dem Weltmarktführer für Hörgeräte-Batterien helfen soll eine Massenproduktion von Batteriezellen zum Einsatz in Elektroautos auf die Beine zu stellen. Ab 2019 ist geplant in Ellwangen eine Fertigungslinie für großformatige Batteriezellen aufzubauen, unter dem Projekt-Titel: DigiBattPro4.0.
Mit dem Forschungsprojekt wolle sich Varta technische Vorteile in der Produktion gegenüber den bisher den Markt bestimmenden asiatischen Herstellern sowie einen Zeitplan erarbeiten, erklärte Varta-Chef Herbert Schein am Montag in Stuttgart. “Unser Geschäftsmodell ist nicht, Forschungsprojekte durchzuführen – wenn wir Forschungsprojekte machen, wollen wir danach investieren und produzieren”, ergänzte er. Schein selbst hielt sich zu Details hinsichtlich möglicher Partnerunternehmen zurück. Wobei bereits Gerüchte laut wurden, dass Ford mit von der Partie sei.
Schein gab sich diplomatisch und teilte mit, dass man mit vielen Marktteilnehmern spreche, um dann die Chancen zu evaluieren. Ohne Frage steht allerdings fest, dass die Investitionen in eine Massenfertigung von Lithium-Ionen-Batteriezellen sehr hoch seien. Der Varta-Eigentümer Michael Tojner hatte im Oktober ein gutes Drittel des Unternehmens an die Börse gebracht. Von den dabei eingesammelten 233 Millionen Euro sollen 150 Millionen Euro in den Ausbau der Produktion fließen.
Ein Hersteller für Hörgeräte-Batterien scheint nun den Schritt zu gehen, den kaum ein deutscher Automobilhersteller oder Zulieferer bisher gehen wollte. Und das obwohl die Bundesregierung eine Anschubfinanzierung für Unternehmen von insgesamt einer Milliarde Euro in Aussicht gestellt hat. Ziel sei es ein Gegengewicht deutscher Hersteller zu den Zellherstellern aus Asien wie CATL aus China, SK Innovation aus Südkorea oder Panasonic aus Japan aufzubauen. Sicherlich sinnvoll, gaben doch Koreas drei große Batteriehersteller LG Chem, Samsung SDI und SK Innovation bekannt, dass sie einen Fonds in Höhe von 100 Milliarden Won (rund 78 Millionen Euro) ins Leben rufen werden, um die Entwicklung der Akku-Industrie des Landes zu fördern.
Baden-Württemberg möchte ein großes Stück vom Förderkuchen, zu dem noch bis zu 500 Millionen Euro für die Zellforschung hinzukommen, abbekommen. “Wir machen uns dafür stark, eine Zellfertigung für großformatige Lithium-Ionen-Zellen hier im Land zu etablieren”, sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Laut Hoffmeister-Kraut darf man es nicht zulassen, dass deutsche Unternehmen noch stärker von asiatischen Herstellern abhängig werden.
In das neue Projekt steckt das Land acht Millionen Euro, weitere 30 Millionen Euro soll aus dem Etat des Bundesforschungsministeriums kommen. Ziel ist es, zum Beispiel durch eine stärker digitalisierte Produktion die derzeit übliche Quote von zehn Prozent Ausschuss zu drücken, erklärte Thomas Bauernhansl vom Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung in Stuttgart. Varta sei das einzige Unternehmen in Deutschland mit Erfahrung in der Massenproduktion von Zellen. Das verringere das Risiko eines Markteinstiegs.
Des Weiteren wurde bekannt, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) einen neuen Kompetenzcluster für Festkörperbatterien im Oktober gestartet hat. Ziel des mit rund 16 Millionen Euro geförderten Clusters ist es, die Grundlagen von Festkörperbatterien zu erforschen und die gewonnenen Erkenntnisse direkt in die Anwendung zu bringen.
Quelle: Reuters – Varta bringt sich in Stellung für E-Auto-Batteriezellproduktion