Strombeschaffung, ein Thema, welches gerade in Zeiten von nachhaltiger Mobilität, insbesondere mit einem eigenen E-Auto beziehungsweise Plug-In-Hybriden, immer mehr an Bedeutung gewinnt. Dabei ist es sicherlich kein Thema, mit welchem man sich unbedingt auseinandersetzen möchte. Denn eigentlich ist es langweilig, besteht aus komplexen Rechnungen am Ende des Jahres und wirkt auf den ersten Blick wie eine Black-Box, welche man nie so wirklich ganz durchschauen kann. Nicolai Sowade, Global Head of Partnerships bei Tibber, hat uns einen Einblick gegeben, wie man dieses Thema auch anders angehen kann.
Tibber, das erste vollkommen digitale Energieunternehmen in Norwegen, dass seine Kunden zum günstigsten Preis mit ausschließlich grünem Strom versorgt und die Digitalisierung in die Energiebranche bringt, geht das Ganze ein wenig anders an. Gegründet wurde das Unternehmen 2016, nach dem sich Edgeir Aksnes und Daniel Lindén “Tibber mit den Problemen der bisherigen Strombranche konfrontiert sahen: “Erstens, alle Stromanbieter auf der Welt haben das gleiche Geschäftsmodell. Zweitens, über 99 Prozent aller Verbraucher in Europa sind Kunden von Unternehmen, die 100 Jahre älter sind. Darum gibt es, drittens, keine Innovation in dem Bereich.” So deren Beobachtung.
Tibber will, dass weniger Strom verbraucht wird!
Das norwegische Unternehmen setzt auf einem grundsätzlich neuen Geschäftsmodell auf, um der Innovation auf dem Markt, aber auch der Nachhaltigkeit einen Dienst zu erweisen. Nach dem Motto “Die grünste Energie ist die, die du nicht verbrauchst”, wird dem Kunden durch Transparenz und smarte Tools geholfen, den eigenen Stromverbrauch zu senken. Wichtigster Ansatzpunkt ist hierbei die Tatsache, dass Tibber nichts mit dem Stromverbrauch seiner Kunden verdient. Denn im Gegensatz zu Wettbewerber in der Branche verzichtet das Star-Up auf die branchenübliche Marge auf kWh oder Grundpreise, sondern gibt lediglich die Kosten weiter. Quasi, Strom zum Einkaufspreis. Hierdurch ist die Aussage von Tibber glaubhaft nachvollziehbar: “Wir wollen, dass du weniger Strom verbrauchst!”
“Wir sollten von den Kunden niemals verlangen, zwischen der nachhaltigen und der erschwinglichen Option zu wählen. Wir sollten immer danach streben, die grüne Wahl in allen Aspekten zur besten zu machen.” – Edgeir Vårdal Aksnes, CEO und Co-Founder von Tibber
Als Kunde des Unternehmens kann man das ganze Jahr über den eigenen Strom-Verbrauch transparent in einer App verfolgen. Wer möchte kann gar alle möglichen Smart-Home-Geräten wie einer smarten Heizung oder Glühbirnen und mit Elektroautos verbinden. Dazu später mehr zunächst einen interessanten Exkurs, wie das mit Strompreisen so funktioniert.
Smart Meter und die Steuerung von Strompreisen an der Börse
- Strom wird an der Strombörse gehandelt.
- Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, der sich ständig verändert.
- Die Einkaufskonditionen dort sind für alle Marktteilnehmer gleich.
- Wenn in marktüblichen Stromverträgen also kWh-Preise für 12 Monate garantiert werden, dann muss der Preis zum einen so hoch sein, dass wenig Risiko für die Stromlieferanten besteht teurer ein-, als zu verkaufen. Und das Rest Risiko muss abgesichert werden. Beides zahlt der Kunde.
Genau an diesem eingefahrenen Ablauf setzen Unternehmen wie Tibber an und bieten ein flexibleres Modell. Hierzu setzt man auf einen stündlichen Tarif, wie er schon lange etabliert ist in vielen europäischen Märkten. Der Strompreis wird stündlich angepasst und direkt an den Konsumenten weitergegeben.
Um als Konsument davon profitieren zu können braucht man eine smarte Messeinrichtung (einen so genannten Smart Meter). Damit es möglich ist von den günstigeren Tarifen zu profitieren, da zu einem Zwischenhändler entfallen, zu anderem die Risiko-Abwälzung entfällt. Hierdurch kann es allerdings auch passieren, dass man Strom teurer einkauft. Meist ist dies aber nur der Fall für einzelne Stunden, Laut Tibber ist es so, dass die große Mehrheit an Stunden aber deutlich günstiger sein wird, das bedeutet, du zahlst insgesamt weniger als in den garantierten Verträgen.
Zudem werden auch negative kWh-Preise weitergegeben. Die entstehen immer dann, wenn mehr Energie angeboten, als nachgefragt wird. Denn Strom kann man nicht gut speichern. Das passiert mit einem großen Anteil erneuerbaren Energien im Strommix häufiger, denn Wind oder Sonne lassen sich eben nicht so genau steuern wie Atomkraftwerke. Also nimmt mit Zunahme des Anteils der erneuerbaren Energien in unserem Mix mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Anzahl der Stunden mit negativen Preisen an der Strombörse zu.
“Durch die Tibber-App kann zum ersten Mal gesehen werden, was der “Kraftstoff” für das Auto auf Tages- und Monatsebene tatsächlich kostet. Mit den Batteriedaten aus dem Auto und den stündlichen Energiepreisen haben Sie jederzeit die volle Kontrolle über die Ladekosten.” – Edgeir Vårdal Aksnes, CEO und Co-Founder von Tibber
Dies will sich das Unternehmen für das Laden von E-Autos zu Nutze machen. In der Praxis bedeutet dies, dass der Besitzer sein e-Auto mit Tibber verbinden kann, sein Auto abends einsteckt, der App sagt wann das Auto wieder fahrbereit sein muss und Tibber sorgt dafür, dass das Auto dann geladen wird, wenn der Strom am günstigsten ist. Dabei ist zu erwähnen, dass Tibber mit allen gängigen Auto-Marken verbunden werden kann. Durch die direkte Korrelation mit Energiepreisen gibt Tibber außerdem einen Überblick über die entstehenden Kosten – Und das von täglich bis jährlich! Nach Aussage des Unternehmens sparen E-Auto-Fahrer so > 200€/Jahr.
Andere Unternehmen setzen ebenfalls auf smartes Laden
Fairerweise muss man anmerken, dass Tibber nicht unbedingt die einzigen sind, welche diese Vorteile für sich nutzen wollen. So verfolgt Honda mit e:PROGRESS einen ähnlichen Ansatz. Dahinter verbirgt sich ein intelligentes Ladegerät, ein intelligenter Tarif und ein intelligentes Ladekontrollsystem, um ein optimales Ladeerlebnis für E-Autofahrer zu ermöglichen. Der intelligente Tarif wird der erste flexible Energievertrag sein, der speziell auf die Besitzer von Elektrofahrzeugen in Europa zugeschnitten ist und die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien, einschließlich Sonnenenergie, Wind- und Wasserkraft, optimiert. Des Weiteren ermöglicht es der neu geschaffene Dienst von Honda auch die Aufladung zum kosteneffizientesten Zeitpunkt im Verhältnis zur Netznachfrage zu nutzen.
Des Weiteren hatten wir bei uns im Portal bereits ein Dreiergespann an Unternehmen vorgestellt, welche einen ähnlichen Ansatz wie Honda und Tibber für E-Autos verfolgen. Bestehend aus den Österreicher Unternehmen INSTADRIVE, go-e sowie aWATTar bringt man ein ähnliches Ladekonzept auf den Markt. Dies erlaubt es nicht nur zu vergleichsweise günstigen Preisen E-Auto zu fahren, sondern auch noch Geld damit zu verdienen. Geladen wird das eigene Auto dabei auch noch, kostenfrei! Also fast.
Quelle: Tibber – Per Mail