Japaner sind nicht dafür bekannt, Traumtänzer zu sein. Im Gegenteil: Sie rennen nicht gleich jedem Trend hinterher und halten sich mit kühnen Ankündigungen zurück. Ganz im Gegensatz zu einem Elon Musk, der gerne mal auf die Pauke haut. Gerade bei der Elektromobilität gehen die Verantwortlichen der japanischen Autohersteller mit Augenmaß vor, statt den Verbrennungsmotor vorschnell auf den Schrottplatz der Automobilgeschichte zu werfen.
Suzuki hat sich mit der Präsentation des e-Vitara bis zu diesem Jahr Zeit gelassen. Der 4,27 Meter lange E-Crossover ist das erste reine Elektroauto des japanischen Herstellers und kommt im Sommer nächsten Jahres in Japan, Europa und Indien auf den Markt. Bei der eigens dafür entwickelten Heartect-e-Plattform arbeitete Suzuki mit Toyota und der Toyota-Tochter Daihatsu zusammen. Toyota wird ein technisch weitgehend identisches Vehikel vorstellen. „Wir müssen die Produktion maximieren“, sagt Suzuki-Präsident Toshihiro Suzuki und meint damit auch, dass eine strikte Kostenkontrolle nötig ist. Deshalb läuft der e-Vitara auch im indischen Werk in Gujarat vom Band. Die Produktion in Thailand stellt der japanische Autobauer dagegen Ende 2025 ein.
Interessant ist auch, dass Suzuki auf Akkus der BYD-Tochter FinDreams Battery setzt und nicht auf LG-Energiespeicher oder solche vom chinesischen Branchenführer CATL. Hier dürften langfristige Verträge die Versorgung mit den Batterien sicherstellen. Der Kampf um die Akkus wird sich in den kommenden Jahren verschärfen. Das weiß man auch in der Suzuki-Zentrale in der Präfektur Shizuoka. Elektroautos sind beim Profit noch keine Selbstläufer. Vor allem, wenn man als Hersteller nicht Millionen an Autos verkauft und daher nicht auf Rosen gebettet ist.
Also war es eine wirtschaftliche Notwendigkeit, den großen japanischen Hersteller Toyota mit ins Boot zu nehmen. „Bei dieser Architektur arbeiten wir mit Toyota zusammen, sonst sind wir Konkurrenten“, stellt Toshihiro Suzuki klar und verzieht dabei keine Miene. Für ihn ist eine klare Differenzierung geradezu überlebenswichtig. „Wenn wir einfach nur Fahrzeuge von Toyota übernehmen würden, würden wir das verlieren, was Suzuki ausmacht. Das Minimalistische!“
Sechs E-Autos in den kommenden sechs Jahren
Beim e-Vitara wird es nicht bleiben. Bis zum Jahr 2031 will Suzuki sechs reinrassige Stromer im Portfolio haben. Auf die Frage, welches Elektroauto als nächstes geplant ist, läuft man gegen eine Wand gebaut aus einem freundlichen Lächeln. „Wir arbeiten an einem Fahrzeug, aber mehr können wir derzeit nicht sagen“, blockt Toshihiro Suzuki ab und erteilt gleichen Atemzug der Idee eines E-Jimnys eine Absage. „Eine der Stärken des Jimny ist sein geringes Gewicht. Eine Elektroversion würde diesen Vorteil zunichte machen.“ Für ihn wird der beliebte Mini-Geländewagen auch in Zukunft einen Verbrennungsmotor haben, der mit E-Fuels betrieben wird.
Die Wünsche der Kunden geben die Leitplanken der Produktplanung vor. „Wenn die Kunden Reichweiten von 500 bis 600 Kilometern fordern, machen wir das und wenn sie ein E-Auto mit weniger als 100 Kilometern Reichweite wollen, dann bauen wir das auch“, stellt der Suzuki-Präsident klar. Neben Europa wird Indien als wichtiger Zukunftsmarkt gesehen. Maruti Suzuki ist dort die Nummer eins und das soll bei den Elektroautos auch so bleiben. Deswegen will der japanische Autobauer auf dem Subkontinent neben dem e-Vitara auch kleinere, günstigere Autos mit leichteren Batterien anbieten, um die Kunden zum Umstieg auf Elektromobilität zu bewegen. Im Jahr 2030 sollen rund 15 Prozent der Maruti-Suzuki-Verkäufe Stromer sein. Da auch in Europa der Hunger nach bezahlbarer Elektromobilität groß ist, dürfte das eine oder andere dieser Modelle den Weg nach Europa finden.