SEFE setzt auf globalen Wasserstoffausbau

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Seit Februar 2024 treibt der Berliner Gasimporteur SEFE (Securing Energy for Europe) den Aufbau seines Wasserstoffbereichs mit einer eigenen Abteilung voran. Das Unternehmen spielt mit 25 Prozent der deutschen Erdgasspeicherkapazität und zehn Prozent der Pipelinelänge eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung einer Wasserstoffinfrastruktur. Hans Dieter Hermes, Executive Vice President Hydrogen Accelerator bei SEFE, sprach mit dem Branchenmagazin Edison über die Herausforderungen des Marktes und die langfristigen Strategien des Unternehmens.

Keine Abkehr von Wasserstoffzielen trotz schwieriger Marktlage

Hermes betont, dass SEFE trotz Verzögerungen bei zahlreichen Wasserstoffprojekten an seinen Plänen festhält. „Ohne Wasserstoff und saubere Moleküle in ausreichenden Mengen und zu wettbewerbsfähigen Preisen wird es nicht gelingen, die deutsche und europäische Industrie zu transformieren und Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu sein“, erklärt er. Das Unternehmen sieht die aktuelle Phase als langfristiges Vorhaben und plant bereits für die 2030er und 2040er Jahre.

Die Ankündigung großer Energiekonzerne wie Shell, Equinor und BP, länger an Erdöl und Erdgas festzuhalten, kommentiert Hermes nicht direkt, betont aber die Notwendigkeit, die Energiewende konsequent weiterzuverfolgen. „Wir müssen in Deutschland einfach schneller in die Umsetzung kommen und politisch bereiter sein, bei fehlgeleiteter Regulierung nachzusteuern“, so Hermes. Der internationale Wettbewerb, insbesondere mit Ostasien und den USA, sei dabei nicht zu unterschätzen.

SEFE plant, große Teile seines Energieportfolios von 200 Terawattstunden künftig mit grüner und kohlenstoffarmer Energie zu decken. Ziel ist es, bis 2030 rund 25 Terawattstunden Wasserstoff bereitzustellen. Das Unternehmen setzt dabei auf internationale Kooperationen. „Unsere aktuellen Flaggschiffprojekte befinden sich in Brasilien und Saudi-Arabien“, berichtet Hermes. Bereits im November 2024 unterzeichnete SEFE eine Absichtserklärung für ein Wasserstoffprojekt in Brasilien mit Eletrobras und Enertech aus Kuwait. In Saudi-Arabien wurde im vergangenen Januar eine weitere Vereinbarung abgeschlossen. „Beide Standorte bieten hervorragende Bedingungen für günstigen erneuerbaren Strom“, erklärt Hermes. Während in Brasilien Wasserkraft eine stabile Stromversorgung sicherstellt, profitieren Projekte in Saudi-Arabien von idealen Bedingungen für Solar- und Windkraft.

Hürden für Wasserstoffproduktion in Deutschland

Während internationale Projekte vielversprechend sind, sieht Hermes die Lage in Deutschland kritischer. „Der Strom ist schlicht zu teuer, und damit auch die Elektrolyse“, stellt er fest. Obwohl Deutschland über die notwendige Technologie und Expertise verfüge, sei die heimische Produktion aufgrund hoher Strompreise nicht wettbewerbsfähig. Hermes fordert daher pragmatische Anpassungen der Regulierung, um eine verlässliche und bezahlbare Stromversorgung für Elektrolyseure zu gewährleisten.

SEFE setzt nicht ausschließlich auf grünen Wasserstoff. „Wir können es uns nicht leisten, Farbenlehre zu betreiben“, so Hermes. Neben Projekten für grünen, klimaneutralen Wasserstoff arbeitet das Unternehmen auch an Lösungen für kohlenstoffarmen Wasserstoff aus Dampfreformierung und Pyrolyse. Technologien wie CCS (Carbon Capture and Storage) und CCU (Carbon Capture and Utilization) spielen hierbei eine Rolle. Zudem unterstützt SEFE verschiedene Importkorridore wie den South Corridor oder H2Med, um eine europäische Wasserstoffinfrastruktur aufzubauen. Besonders der skandinavische Raum sei aufgrund seines Potenzials für erneuerbare Energien interessant.

Ein zentrales Problem für den Wasserstoffmarkt ist die Unsicherheit auf der Abnehmerseite. „Viele Unternehmen können heute keine Verträge unterzeichnen, weil der regulatorische Rahmen es noch nicht hergibt“, erklärt Hermes. Statt in Wasserstoff zu investieren, setzen Unternehmen daher oft weiter auf Gas und CO2-Zertifikate. SEFE nimmt dennoch eine wachsende Nachfrage wahr: „Sobald wir über konkrete Möglichkeiten sprechen, besteht großes Interesse, insbesondere seit wir unsere Flaggschiffprojekte angekündigt haben.“

Besonders die Industrie gilt als vielversprechender Abnehmer, darunter Stahl-, Zement- und Abfallwirtschaft. Hermes ist überzeugt, dass es bis 2026 oder 2027 erste langfristige Wasserstoffverträge geben wird. Entscheidend sei dabei eine faire Risikoverteilung, da es für Wasserstoff bislang keine Einspeisetarife oder gesicherte Abnahmeverträge wie bei erneuerbaren Energien gibt. „Wir können nicht einfach zehn bis 15 Jahre warten, bis sich genügend Interessenten melden“, betont Hermes.

Mit Blick auf das deutsche Wasserstoff-Kernnetz zeigt sich Hermes zufrieden. Die Genehmigung sei ein bedeutender Erfolg. „Internationale Gesprächspartner sind beeindruckt, dass sich Deutschland traut, in Vorleistung für die nächsten 30 Jahre zu gehen“, sagt er. SEFE geht davon aus, dass mit dem Ausbau des Netzes ab 2030 signifikante Mengen an Wasserstoff nach Deutschland gelangen können. „Wir können in Deutschland stolz auf das sein, was wir hier für die Zukunft aufbauen.“

Quelle: Edison – „Wir sind fest überzeugt, dass Wasserstoff kommt“

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Voz:

Ohne massive Verschuldung der Staaten weltweit und Investitionen in die CO2 freie Zukunft wird es nicht gehen ein sozial gerechten Umschwung zu erreichen. Die Zinsempfänger müssen dann viel stärker besteuert werden als heute.

Daniel W.:

—–
Die Ankündigung großer Energiekonzerne wie Shell, Equinor und BP, länger an Erdöl und Erdgas festzuhalten, …
—–

Unter Trump und der CDU dürften die großen Energiekonzerne in den USA und Deutschland noch lange an fossilen Energien festhalten – bedauerlicherweise.

Die Klimakatastrophen und damit einhergehend die Dürren, Überflutungen und Brände müssen uns wohl erst regelmässig heimsuchen bevor sich etwas ändert.

Der gesunde Menschenverstand und die vielen Wissenschaftler haben es diesseits und jenseits des Atlantik zunehmend schwerer noch Gehör zu finden.

Ob da ein globaler Wasserstoffausbau mit erneuerbaren Energien gelingen kann, wenn sich die Fosil-Lobby an ihre Milliardengewinne klammert?

In den nächsten Jahren dürfte die Energie- und Verkehrswende wohl eine Sache der Bürger und Firmen bleiben bei leeren Staatskassen.

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