Die weltweite Versorgung mit essenziellen Rohstoffen für die Batterieproduktion ist eng verknüpft mit geopolitischen Abhängigkeiten und der Marktvormachtstellung einzelner globaler Unternehmen. Dabei stehen insbesondere Marktstrukturen, geopolitische Einflussnahmen, Förderkapazitäten sowie die Versorgungssicherheit im Fokus. Ein Vergleich globaler Förderkapazitäten der kritischen Rohstoffe (Lithium, Kobalt, Nickel und Graphit) verdeutlicht die ungleiche Verteilung der Rohstoffvorkommen weltweit, so Tim Wicke und Marko Capakovic vom Fraunhofer-Institut für System und Innovationsforschung ISI in ihrem aktuellen Batterie-Update (Link zur Überblicksseite mit weitern Daten und Grafiken).
Anhand der Förderkapazitäten geben die beiden Wissenschaftler auch einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung. Die Darstellung der Förderkapazitäten sei jedoch mit Unsicherheiten behaftet, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass alle Abbauprojekte weltweit erfasst wurden. Aus diesem Grund gebe es auch bei in der Vergangenheit liegenden Werten Abweichungen, sodass Abbaumengen über den Produktionskapazitäten liegen. Dennoch können mögliche Trends identifiziert werden.
Woher Rohstoffe für Batterien stammen
Australien führt bei Lithium
Die globale Lithiumförderung wird von wenigen Ländern dominiert, wie ein Blick auf die geförderten Mengen von 2020 bis 2024 zeigt. Über die vier Jahre gemittelt nahm Australien mit einem Anteil von 45 Prozent die Spitzenposition ein, gefolgt von Chile mit 24 Prozent. Bereits diese beiden Länder deckten gemeinsam mehr als die Hälfte der weltweiten Lithiumförderung ab.
Drittgrößter Lithium-Produzent war China, der mit 16 Prozent ebenfalls eine bedeutende Rolle spielte. Alle weiteren Länder erreichten zusammen einen Anteil von knapp 15 Prozent an der Lithiumherstellung.
Die für die Zukunft prognostizierten Abbaumengen zeigen weiterhin einen Großteil der globalen Förderung in den drei führenden Ländern: Über den Zeitraum 2025 bis 2030 hinweg liegt der durchschnittliche Anteil Australiens bei 33 Prozent, womit es an der Spitze bleibt, während China 14 Prozent und Chile rund 13 Prozent erreichen.
Kobalt ist stark auf Kongo fokussiert
Die Kobaltproduktion ist stark auf ein einziges Land konzentriert: Sie weist eine extreme Abhängigkeit von der Demokratischen Republik Kongo auf. Ein Blick auf die geförderten Mengen von 2020 bis 2024 zeigt, dass das Land mit einem Anteil von 74 Prozent fast drei Viertel der weltweiten Kobaltproduktion abdeckte.
Weit dahinter folgten Indonesien mit sechs Prozent, sowie einige weitere Länder, die jeweils Anteile unter fünf Prozent halten. Eine Betrachtung der Entwicklung potenzieller Abbaukapazitäten von 2025 bis 2030 bestätigt die Dominanz der Demokratischen Republik Kongo, auch wenn sich kleinere Verschiebungen abzeichnen. Kongo bleibt mit 75 Prozent unangefochtener Spitzenreiter, während Indonesien seinen Anteil leicht steigern kann (ungefähr sieben Prozent). Auch andere Produktionsländer können ihre Anteile auf einem niedrigen einstelligen Niveau halten.
Indonesien wird bei Nickel weiter zulegen
Im Zeitraum von 2020 bis 2024 dominierte bei der Nickelproduktion insbesondere Indonesien mit einem Anteil von 47 Prozent der geförderten Menge. Die Philippinen folgten mit elf Prozent auf dem zweiten Platz. Im Gegensatz zu den zuvor betrachteten Rohstoffen zeigt sich bei Nickel eine etwas breitere Verteilung der Förderländer: Russland (sieben Prozent), Frankreich/Neuguinea (sechs Prozent) und Kanada (fünf Prozent) überschritten ebenfalls die Fünf-Prozent-Marke.
Die Prognose der zur Verfügung stehenden Daten bis zum Jahr 2030 zeigt eine Verschiebung: Indonesien wird seinen Anteil voraussichtlich auf 63 Prozent steigern. Deutliche Änderungen sind der Zugewinn Russlands (13 Prozent) sowie der Rückgang der Philippinen (um zwei Prozentpunkte). Die übrigen Länderanteile bleiben weitgehend konstant.
Chinas Einfluss bei Graphit schwindet
Natürliches Graphit als ein zentrales Material für Anoden in Lithium-Ionen-Batterien wurde von 2020 bis 2024 insbesondere in China (76 Prozent) gefördert. Dahinter folgten Mosambik, Madagaskar und Brasilien mit jeweils fünf bis sechs Prozent. Bis 2030 lassen die Prognosen für die möglichen Abbaukapazitäten eine deutliche Verschiebung erkennen: China steigert zwar seine Produktivität und behält mit 57 Prozent seine Führungsrolle, verliert jedoch Anteile, da Länder wie Kanada und Tansania im Verhältnis Marktanteile gewinnen.
Unternehmensbeteiligung in der Rohstoffgewinnung
Die Analyse der Produktionskapazitäten von Unternehmen im Jahr 2025 ermöglicht einen Überblick über aktuelle Marktstrukturen und (nationale) Einflussverhältnisse in der Lieferkette.
Die für das Jahr 2025 prognostizierte Verteilung der Unternehmen, die am Lithiumabbau beteiligt sind, zeigt eine Mischung aus einigen weniger dominanten Akteuren und vielen kleineren Produzenten. Während einzelne Unternehmen wie Talison Lithium (14 Prozent), SQM (zwölf Prozent) und Albemarle (neun Prozent) bedeutende Marktanteile halten, entfallen knapp zwei Drittel der Produktion (65 Prozent) auf eine Vielzahl kleinerer Unternehmen.
Die Kobaltproduktion wird anders als die Lithiumproduktion von nur wenigen, aber dafür großen Unternehmen dominiert. Die drei führenden Unternehmen CMOC (22 Prozent), Glencore (20 Prozent) und Eurasian Resources Group (elf Prozent) kontrollieren zusammen knapp mehr als die Hälfte der weltweiten Kobaltproduktion. Dies macht deutlich, dass ein großer Teil der weltweiten Kobaltversorgung in den Händen weniger Konzerne liegt. Der verbleibende Anteil von 47 Prozent entfällt auf eine Vielzahl weiterer Produzenten.
Die Nickelproduktion zeigt eine Marktzusammensetzung ähnlich der von Lithium. Amur Minerals ist mit 13 Prozent der größte Produzent, gefolgt von PT HPAL (neun Prozent) und Vale Indonesia (sieben Prozent). Weitere relevante Akteure sind Tsingshan, Glencore und Vale (jeweils sechs Prozent) sowie Nornickel (fünf Prozent). Der verbleibende Anteil von 48 Prozent verteilt sich auf kleine Produzenten.
Die natürliche Graphitproduktion weist im Vergleich zu den anderen Batterierohstoffen eine etwas diversifiziertere Marktstruktur auf. China Graphite Group Limited und Longxing Graphite Mine sind mit je 16 Prozent die führenden Produzenten, gefolgt von Syrah Resources (elf Prozent) und CNBM Heilongjinag (neun Prozent). Weitere relevante Akteure sind Black Rock Mining (acht Prozent), China Minmetals, BTR New Energy und CarbonOne Group mit je sechs Prozent. Es verbleibt ein Anteil von 22 Prozent, der sich auf kleinere Produzenten verteilt.
Wichtigste Rohstoffversorger für die weltweite Batterieproduktion
Zur Analyse der Bedeutung einzelner Länder für die Rohstoffversorgung wurden die Anteile der Produktionskapazitäten für die vier zentralen Batterierohstoffe im Jahr 2025 und 2030 berechnet, gemessen an den aufsummierten globalen Produktionskapazitäten. Für eine Interpretation der Daten wurden Durchschnittswerte für alle vier Rohstoffe gebildet, welche die durchschnittliche Bedeutung der Länder für die Versorgung mit Batterierohstoffen angeben. Diese Vorgehensweise ermöglicht eine differenzierte Aussage darüber, welche Länder derzeit eine strategisch zentrale Rolle in der globalen Rohstoffversorgung einnehmen und wie sich diese Rolle künftig entwickeln wird.
Aktuell nimmt die Demokratische Republik Kongo mit knapp 20 Prozent Bedeutung bei der durchschnittlichen Betrachtung der vier Rohstoffe eine Spitzenposition ein, vor allem aufgrund ihrer dominierenden Stellung in der Kobaltförderung. Ergänzend trägt ein kleiner Anteil an der weltweiten Lithiumproduktion bei.
Dicht dahinter folgt China mit rund 19 Prozent, dessen hohe Relevanz auf die führende Rolle in der natürlichen Graphitproduktion zurückgeht, ergänzt durch relevante Lithiumanteile. An dritter Stelle steht Indonesien (16 Prozent), vor allem aufgrund der Nickelproduktion, unterstützt durch geringe Mengen bei der Lithium- und Kobalt-Herstellung. Australien erreicht aktuell mit elf Prozent ebenfalls eine wichtige Position, maßgeblich durch die Lithiumförderung, die von kleineren Fördermengen bei Kobalt und Nickel ergänzt wird.
Auffällig ist, dass die vier erstplatzierten Länder jeweils für einen bestimmten Rohstoff die globale Führungsrolle einnehmen und ihre Gesamtbedeutung durch zusätzliche, wenn auch kleinere, Beiträge bei weiteren Rohstoffen absichern.
Bis zum Jahr 2030 wird es in diesen Ländern einzelne Veränderungen bei den jeweils dominanten Rohstoffen geben, so die Fraunhofer-Wissenschaftler. Zwar behalten die Demokratische Republik Kongo, China, Indonesien und Australien ihre Schlüsselrollen, auch wenn sich ihre relative Bedeutung innerhalb der Gruppe neu ordnet. Auffällig sei zudem Chile, das aktuell vor allem durch einen hohen Anteil an der weltweiten Lithiumproduktion eine wichtige Position einnimmt, deren Bedeutung jedoch in Zukunft abnehmen könnte.
Insgesamt verlieren die bisherigen Hauptproduzenten von Lithium leicht an Bedeutung, während kleinere Länder hinzugewinnen und ihre Position auf dem Markt festigen. Bei Kobalt ist die Förderung zwar nach wie vor stark konzentriert, sie verschiebt sich jedoch etwas von der Demokratischen Republik Kongo hin in Richtung Indonesien. Auch im Nickelbereich baut Indonesien seine strategische Bedeutung weiter aus. Betrachtet man die durchschnittliche Bedeutung, so lässt sich festhalten, dass Indonesien mit einem Anstieg um einen Prozentpunkt potenziell der Gewinner in Bezug auf die künftige Bedeutung als Fördernation bei den vier betrachteten Rohstoffen ist. Die Verlierer sind China und Chile, gefolgt von Australien und dem Kongo.
Globale Strippenzieher des Rohstoffmarktes
Neben der geografischen Herkunft der Rohstoffe stellt sich immer auch die Frage, aus welchen Ländern die Minenbetreiber kommen. Die Analyse der Hauptsitze der oben aufgeführten Betreiber-Unternehmen lässt darauf schließen, welche Staaten über Firmenaktivitäten im Ausland Einfluss auf die weltweite Rohstoffversorgung haben. Diese Länder sind die globalen Strippenzieher des Rohstoffmarktes.
Dem aktuellen Batterie-Update zufolge beträgt der Anteil von Unternehmen mit Hauptsitz in Australien an der weltweiten Lithiumproduktion aktuell rund 38 Prozent. Ein Beispiel hierfür ist Talison Lithium, das auch außerhalb von Australien Minen betreibt. Besonders einflussreich bei der Lithiumförderung sind neben Australien Unternehmen mit Sitz in China, die etwa 23 Prozent der prognostizierten Lithiumproduktion ausmachen. Dabei verteilt sich die Lithiumproduktion dieser Unternehmen auf zahlreiche kleinere Akteure. Unternehmen mit Sitz in den USA wie Albemarle tragen zu rund 13 Prozent der globalen Kapazität bei.
Bei Kobalt, das überwiegend in der Demokratischen Republik Kongo abgebaut wird, haben nur wenige der beteiligten Unternehmen ihren Hauptsitz im Förderland. Analysiert man die Herkunftsländer der Unternehmen, die im Kongo Kobalt fördern, ist der Kongo selbst anteilig nicht einmal unter den Top Ten der Herkunftsländer vertreten. Der größte Anteil stammt von Unternehmen mit Hauptsitz in China, die zusammen rund 45 Prozent der prognostizierten weltweiten Kobaltförderung verantworten. Zu diesen zählen unter anderem CMOC, JNMC und Wanbao Mining. Weitere etwa 20 Prozent entfallen auf das Schweizer Unternehmen Glencore.
Beim Rohstoff Nickel zeigt sich, dass Indonesien sowohl beim Abbau als auch bei den Unternehmenssitzen eine führende Rolle einnimmt. Das Land ist der weltweit größte Produzent von Nickel und verfügt zudem mit 20 Prozent über den höchsten Anteil an Unternehmen mit Hauptsitz in Indonesien, wenngleich dieser Anteil geringer ist als bei der Produktionsquote selbst. Zu den einflussreichen Akteuren zählen unter anderem ANTAM und Vale Indonesia. Bedeutende Anteile entfallen auch auf Unternehmen mit Sitz in Russland (13 Prozent) sowie in China (elf Prozent).
Bei natürlichem Graphit zeigt sich ein ähnliches Muster wie bei Nickel. Das am meisten produzierende Land ist zugleich das Land mit den meisten Unternehmenssitzen. Nach den aktuellen Werten (2025) entfallen knapp 61 Prozent der weltweiten natürlichen Graphitproduktion auf Unternehmen mit Hauptsitz in China, die sich auf viele Akteure verteilen. Australien folgt mit rund 27 Prozent und Kanada steuert etwa zehn Prozent bei.
Die Zukunftswerte (2030) deuten darauf hin, dass die drei Länder mit der aktuell höchsten durchschnittlichen Bedeutung ihre Spitzenpositionen behaupten werden. Gleichzeitig wächst bei Lithium der Anteil weiterer Förderländer um fünf Prozentpunkte. Dies bedeutet, dass zahlreiche Unternehmen aus bislang unterrepräsentierten Hauptsitzländern an Gewicht gewinnen. Im Gegensatz dazu sinkt die Staatenbeteiligung außerhalb der Top Ten bei Kobalt (minus zwei Prozentpunkte). Zu den größten Gewinnern nach der durchschnittlichen Bedeutung zählt Kanada mit einem Plus von einem Prozentpunkt, gefolgt von Australien und den USA. Mit dem Zugewinn kann die USA gleichzeitig drei Plätze gutmachen. Dies kann als Auswirkung des protektionistischen Wirtschaftskurses angesehen werden. China verzeichnet mit einem Rückgang von einem Prozentpunkt hingegen den deutlichsten Rückgang, gefolgt von der Schweiz und Chile.
Fazit: Chinesische Firmen dominieren fast alle Rohstoffsektoren für die Batterieproduktion
Ein Blick auf die führenden Förderländer und Unternehmen zeigt ein klares Bild: Chinesische Firmen dominieren fast alle Rohstoffsektoren für die Batterieproduktion. Damit stellt China mehr bedeutende Unternehmen als jedes andere Land, obwohl es selbst nicht das wichtigste Förderland für Batterierohstoffe ist und der Anteil der Unternehmensbeteiligungen etwas abnimmt. Dies verschafft China erheblichen Einfluss auf die globale Rohstoffversorgung und Handelsströme. Länder wie die Demokratische Republik Kongo, die zu den größten Förderern von Batterierohstoffen gehören, haben selbst hingegen kaum oder weniger marktbeherrschende Unternehmen. Dadurch bleibt die eigentliche Kontrolle über die Rohstoffe bei wirtschaftlich starken Nationen, die durch ihre Unternehmen im Ausland die Verfügbarkeit und Verteilung der Ressourcen bestimmen.
Quelle: Fraunhofer ISI – Pressemitteilung vom 09.12.2025







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