Der in den USA ansässige Automobilhersteller Rivian steht vor erheblichen finanziellen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit seinen Luxus-Pickups. Laut einem Bericht des Wall Street Journal (WSJ) verzeichnet das Unternehmen durchschnittlich einen Verlust von 33.000 US-Dollar (ca. 31.000 Euro) pro verkauftem Fahrzeug, bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis von etwa 80.000 Dollar (ca. 75.400 Euro). Dies hat zu Spekulationen geführt, dass das Unternehmen die Preise erhöhen könnte, um die Kosten zu decken.
Die Analyse des WSJ deutet darauf hin, dass Rivian bereits die Hälfte seines 18 Milliarden Dollar schweren Kapitals aufgebraucht hat. Trotz der Bemühungen von Rivian-Gründer und CEO Robert Scaringe, Kosteneffizienzmaßnahmen umzusetzen, verzeichnet das Unternehmen weiterhin einen Quartalsverlust von rund einer Milliarde Dollar.
Ein wesentlicher Faktor für diese hohen Kosten ist der Produktionsstart des Unternehmens. Die Herausforderungen, die mit dem Aufbau einer Produktionslinie einhergehen, die den Erwartungen der Kunden in einer über ein Jahrhundert alten Autoindustrie gerecht wird, sind beträchtlich. Hinzu kamen unerwartete Hürden wie steigende Energiekosten, Materialknappheit, Mangel an Fachkräften und Probleme in der Lieferkette, die zu Verzögerungen und zusätzlichen Kosten führten.
Um wirtschaftlich rentabel zu werden, muss Rivian die Kosten pro produzierter Einheit drastisch reduzieren. Dies könnte durch eine Erhöhung der Produktionszahlen erreicht werden, um die Fixkosten auf mehr Einheiten zu verteilen. Das Management von Rivian gibt sich optimistisch und hofft, bis Ende 2024 profitabel zu sein. Andernfalls könnten weitere Finanzspritzen erforderlich sein. Dies erinnert an die Anfangsphase von Tesla, die ebenfalls von hohen Verlusten geprägt war.
Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage und der steigenden Inflation könnten Preiserhöhungen für Rivian unvermeidlich sein. Da sich die Elektroautos von Rivian an eine Luxuskundschaft richten, besteht hier noch ein gewisser finanzieller Spielraum. Interessant in dem Zusammenhang ist, dass die geplante Basisversion R1T Explorer aufgrund mangelnder Vorbestellungen gestrichen wurde, während die besser ausgestatteten Modelle weiterhin gefragt sind.
Ein Analyst der Wells-Fargo-Bank schätzte, dass Rivian einen Verkaufspreis von 96.000 Dollar pro R1T-Einheit benötigen würde, um rentabel zu sein. Sollte diese Schätzung zutreffen und die Investoren eine Rendite erwarten, könnte der Preis für das Elektroauto in Zukunft sechsstellig werden. Als Beispiel kann man auf Mercedes und seine G-Klasse verweisen, die trotz hoher Preise in Luxussegmenten erfolgreich ist.
Parallel zur Stabilisierung der Prozesse und Lieferketten bei Rivian wird die Expansion nach Europa vorangetrieben. Dies geschieht vor allem mit den E-Transporter, welche bei Amazon zum Einsatz kommen. Die ersten 300 Fahrzeuge sind auf den Straßen von München, Berlin und Düsseldorf unterwegs.
Quelle: heise.de – Elektroautos: Rivian verliert 33.000 Dollar pro verkauftem Auto