E-Autohersteller Rivian senkt Erwartungen für 2025

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Sebastian Henßler
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Der US-Elektroautobauer Rivian hat im zweiten Quartal einen Nettoverlust von umgerechnet rund 946 Millionen Euro gemacht. Im Vorjahreszeitraum lag der Verlust noch bei etwa 1,29 Milliarden Euro. Damit fiel das Minus zwar geringer aus, doch Rivian bleibt weiter deutlich in den roten Zahlen. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um etwa 13 Prozent auf knapp 1,12 Milliarden Euro.

Trotz dieser Entwicklung bekräftigt das Unternehmen sein Ziel, im laufenden Jahr zwischen 40.000 und 46.000 Autos auszuliefern. In der ersten Jahreshälfte hat Rivian jedoch lediglich gut 19.300 Modelle verkauft. Um zumindest das untere Ende der Prognose zu erreichen, müssten in den verbleibenden Monaten 21.000 weitere Auslieferungen gelingen.

Im Juli wurde bereits ein Rückgang bei den Auslieferungen gemeldet. Im zweiten Quartal lagen diese bei knapp 10.700 Autos – ein Minus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im ersten Quartal waren es knapp 8700 Stück. Damit fällt das erste Halbjahr schwächer aus als erhofft.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich für Rivian spürbar verschärft. Unternehmenschef RJ Scaringe sieht politische Entscheidungen als einen zentralen Belastungsfaktor. Höhere Zölle und gekürzte Förderprogramme für E-Autos beeinträchtigen die Geschäftsentwicklung. Der Entfall der staatlichen Steuergutschrift von 7500 US-Dollar – umgerechnet rund 6450 Euro – ab Ende September dürfte zusätzliche Hürden schaffen.

Auch bei den CO2-Emissionsgutschriften, die Rivian an andere Autohersteller verkauft, rechnet das Unternehmen mit deutlich geringeren Einnahmen. Während ursprünglich rund 260 Millionen Euro erwartet wurden, geht die aktuelle Schätzung nur noch von rund 138 Millionen Euro aus. Für den Rest des Jahres plant Rivian keine weiteren Einnahmen aus diesem Bereich ein.

Steigende Kosten und Zölle verunsichern Rivian – Rivian R2 lässt Hoffnung aufkommen

Hinzu kommen steigende Kosten. Finanzchefin Claire McDonough zufolge schlagen die Zölle ab dem dritten Quartal mit mehreren Tausend Euro pro verkauftem Auto zu Buche. Zwar fielen diese Belastungen im zweiten Quartal noch kaum ins Gewicht, für den Rest des Jahres rechnet Rivian aber mit deutlichen Effekten auf die Marge.

Ein operativer Gewinn bleibt damit vorerst außer Reichweite. Das Unternehmen rechnet nun mit einem bereinigten operativen Verlust (EBITDA) zwischen 1,72 und 1,94 Milliarden Euro – deutlich mehr als bisher angenommen. Auch das Ziel, 2025 eine positive Bruttomarge zu erreichen, hat Rivian aufgegeben. Der Bruttoverlust lag im zweiten Quartal noch bei etwa 177 Millionen Euro. Im Vorjahr betrug dieser Verlust rund 388 Millionen Euro. Zwar konnte Rivian in den beiden vorherigen Quartalen erstmals einen Bruttogewinn ausweisen, doch die Trendwende scheint nicht nachhaltig.

Ein Hoffnungsträger für das kommende Jahr ist das geplante Mittelklassemodell R2. Das neue Elektroauto soll ab 2026 erhältlich sein und in der Basisversion etwa 38.700 Euro kosten. Zunächst wird jedoch eine höher ausgestattete Variante auf den Markt gebracht. Unternehmenschef Scaringe betonte, dass der geplante Einstiegspreis trotz weggefallener Förderung unverändert bleibt. Er zeigte sich überzeugt vom Konzept des R2. Technik, Raumnutzung und Preis-Leistungs-Verhältnis sollen den Markt besser adressieren als bisherige Modelle. Ob diese Strategie aufgeht, hängt jedoch stark von der Marktentwicklung und der politischen Lage ab.

Der Preis für das bestehende Pickup-Modell R1T stieg derweil leicht auf rund 62.700 Euro. Der SUV R1S kostet nun etwa 67.800 Euro. Mit höheren Einstiegspreisen, weniger Förderungen und politischem Gegenwind gerät Rivian zunehmend unter Druck. Das Unternehmen muss nun beweisen, dass es sich in einem sich wandelnden Markt behaupten kann.

Quelle: Automotive News – Rivian reports Q2 net loss of $1.1 billion, keeps 2025 delivery guidance

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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