Ein Kommentar von Sebastian Henßler
Die Bundesregierung diskutiert erneut über die Zukunft des Verbrenners – und zeigt dabei vor allem eines: tiefes Unverständnis für physikalische Realitäten. Während die Koalition öffentlich über „hocheffiziente Verbrenner“ spricht, kann sie auf Nachfrage nicht einmal erklären, was dieser Begriff bedeuten soll. Ein politisches Trauerspiel, das sich in der Bundespressekonferenz vom 1. Dezember auf offener Bühne entfaltete.
Ausgangspunkt ist der Beschluss des Koalitionsausschusses. Laut Medienberichten möchte die Regierung in Brüssel für Lockerungen ab 2035 werben. Der Kanzler formuliert das als Unterstützung für die „starke Automobilindustrie“. Doch was hinter der zentralen Formulierung steckt, bleibt unklar: Welche Autos sollen nach 2035 noch neu auf den Markt kommen dürfen?
Genau das wollte die Hauptstadtpresse wissen – und bekam bemerkenswerte Nicht-Antworten.
Auf die Frage, was „hocheffizient“ konkret bedeute, verwies die Regierung mehrfach auf die Ministerpräsidentenkonferenz. Die Bundesregierung habe lediglich deren Position aufgegriffen. Wörtlich heißt es: „Hocheffiziente Verbrenner ist eine Definition, die dort geliefert wurde und deswegen müssen wir sie dorthin verweisen.“
Als Journalist:innen nachhakten, ob die Bundesregierung nicht einmal für sich selbst definiert habe, was sie in Brüssel fordert, folgte die nächste Ausweichbewegung. Denn im eigenen Schreiben an die EU-Kommission taucht der Begriff sehr wohl auf – aber ohne technische Konkretisierung.
Noch absurder wurde es, als die Regierung nach einer konkreten Abgrenzung fragte, welche Antriebe nun gemeint seien: Nur Plug-in-Hybride und Range Extender? Auch Mildhybride? Oder sogar reine Verbrenner, betrieben mit E-Fuels oder Wasserstoff? Die Antwort: Ein „doppelter Antrieb“ aus Batterie und Verbrenner – egal welcher Art.
Als es darum ging, wo die Grenze zwischen „effizient“ und „hocheffizient“ verläuft, wurde es endgültig grotesk. Der Regierungssprecher verweigerte jede Zahl, jede Definition – und erklärte stattdessen, hocheffiziente Verbrenner seien „Verbrenner, die hocheffizient sind“. Ein Zirkelschluss als Regierungspolitik.
Noch deutlicher wird die faktische Leere, wenn man nach dem Stand der Technik fragt. Auf den Hinweis, dass der durchschnittliche Verbrauch deutscher Verbrenner seit 15 Jahren weitgehend stagniert, entgegnete der Sprecher sinngemäß, das Kraftfahrt-Bundesamt sei dafür keine geeignete Quelle.
Damit steht die Bundesregierung vor einem zentralen Dilemma: Sie fordert Technologieoffenheit, kann aber keine belastbare Technologie benennen. Sie spricht von Effizienz, ohne Kriterien zu definieren. Und sie setzt auf Verbrenner, während weltweit längst klar ist, dass dieser Antrieb seine physikalischen Grenzen erreicht hat.
Die Realität ist eindeutig: Selbst modernste Hybride wie der Toyota Aygo landen bei knapp vier Litern Verbrauch. Trotz aller Forschung bleibt der Wirkungsgrad eines Verbrenners begrenzt – im Labor wie auf der Straße.
Gleichzeitig existiert weder ein Verbrenner-Verbot noch ein Grund, den Status quo künstlich zu verlängern. Ab 2035 müssen Neuwagen lediglich eine Flottenbilanz von 0 g CO₂ erreichen. Gebrauchte Verbrenner bleiben erlaubt.
Die Elektromobilität setzt sich trotz politischer Nebelkerzen durch. E-Autos werden günstiger, vielfältiger, effizienter und dominieren längst die Innovationszyklen. Wer 2035 noch einen neuen Verbrenner kauft, tut das aus sehr speziellen Gründen – nicht, weil die Politik ihn gerettet hätte.
Die Bundesregierung hingegen schafft vor allem eines: Unsicherheit. Für Industrie, Verbraucher und Klimaziele. Ein Kurs, der eher rückwärtsgewandt wirkt als technologieoffen. Und ein Beispiel dafür, wie man politische Kommunikation an der eigenen Realität scheitern lässt.
Denn es gibt kaum ein deutlicheres Symbol politischer Ratlosigkeit als eine Regierung, die lautstark „hocheffiziente Verbrenner“ fordert – und nicht erklären kann, was das eigentlich sein soll.
Wer es sich selbst ansehen möchte, kann nachfolgend ab Minute 25:36 einschalten.







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