In Grünheide, wo das einzige Tesla-Werk Europas steht, hat sich die Situation seit dem gestrigen Freitag zugespitzt. Hunderte Demonstranten versuchten, während eines Protestzuges das Gelände des amerikanischen Automobilherstellers zu betreten. Die Polizei verhinderte dies mit einem massiven Aufgebot an Einsatzkräften. Unter den Protestierenden befanden sich viele mit Atemschutzmasken, die nach einer Demonstration versuchten, durch den angrenzenden Wald auf das Gelände zu gelangen.
Die Polizei war vorbereitet und setzte Pfefferspray sowie Schlagstöcke ein, um die Menge zu kontrollieren. “Mindestens eine Frau wurde bei den Protestaktionen rund um das Werksgelände verletzt. Ob es auch aufseiten der Polizei Verletzte gab, blieb zunächst unklar”, wie das Manager-Magazin berichtet. Ein Hubschrauber kreiste über dem Gebiet, während die Beamten versuchten, die Ordnung wiederherzustellen. Trotz des massiven Einsatzes blieben schwerwiegendere Konfrontationen zunächst aus. Wasserwerfer und ein Räumpanzer standen bereit, kamen aber nicht zum Einsatz.
Die Aktionen der Demonstranten führten zu vorübergehenden Festnahmen, wobei die Polizei angab, dass es sich um eine einstellige Zahl handelte. Welt.de ergänzte: “Mehrere Teilnehmer sowie 21 Einsatzkräfte wurden laut Polizei verletzt, 16 Menschen kamen zunächst in Gewahrsam.” Im Laufe des Nachmittags beruhigte sich die Lage vorübergehend. Viele Aktivisten machten sich auf den Rückweg zu einem nahegelegenen Protestcamp.
Die Polizei hatte die Umgebung des Werks, einschließlich mehrerer Autobahnausfahrten und einer Bahnstrecke, großflächig abgesperrt. Diese Maßnahmen wurden im Laufe des Tages teilweise wieder aufgehoben. Neben dem Hauptprotest am Tesla-Werk fanden weitere Aktionen statt. In der Nähe des Geländes blockierten etwa 70 Personen die Landstraße 23 und einen Autobahnabzweig.
Andere Demonstranten führten eine Sitzblockade am Flugplatz Neuhardenberg durch und zündeten Pyrotechnik. Die Proteste gegen Tesla sind nicht neu. Seit Ende Februar gibt es ein Protestcamp, und Aktivisten haben Baumhäuser errichtet, um gegen eine geplante Erweiterung des Werks und die damit verbundene Rodung von Waldflächen zu protestieren. Ein Rechtsstreit bezüglich der Baumhäuser ist noch anhängig.
Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach äußerte sich kritisch über die Vorfälle und betonte die Bedeutung des friedlichen Protests in einer Demokratie. Er warnte jedoch davor, dass radikale Aktionen dem Ansehen der friedlichen Demonstranten schaden könnten. Die Protestgruppe “disrupt” kommentierte, der Kampf gegen die Tesla-Autofabrik symbolisiere einen allgemeinen Widerstand gegen Autoindustrien. Sie schlugen vor, über alternative Produktionsmöglichkeiten auf dem Gelände nachzudenken. Ole Becker, Sprecher des linken Bündnisses „Disrupt Tesla“, äußerte sich wie folgt: “Damit die Erde langfristig unser Zuhause bleibt, sollten wir mutig genug sein, dieses Werk kreativ neuzugestalten. Ob wir hier Busse, Krankenwägen oder Lastenräder bauen, müssen wir gemeinsam entscheiden. Der Kampf gegen diese Autofabrik ist ein Kampf gegen jede Autofabrik.”
Tesla selbst hielt sich mit Kommentaren zurück. Die Produktion ruhte am Freitag, was jedoch auf den Brückentag nach Himmelfahrt zurückzuführen war und nicht direkt mit den Protesten zusammenhing.
Quelle: Manager-Magazin – Jagdszenen bei Tesla in Grünheide / Welt.de – Protestzug zum Tesla-Werk geplant – Lage zunächst ruhig / disrupt – 3. Pressemitteilung 10.05. – 800 Aktivist:innen auf dem Werksgelände / Business Insider – Proteste gegen Tesla in Grünheide: Mit diesen Forderungen wollen Bündnisse den E-Werk-Ausbau jetzt final verhindern