ProLogium und CEA planen zerlegbare Festkörper-Module

Cover Image for ProLogium und CEA planen zerlegbare Festkörper-Module
Copyright ©

ProLogium

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min  —  0 Kommentare

ProLogium und das französische Forschungszentrum CEA haben eine gemeinsame Entwicklung gestartet, die aufhorchen lässt: Ein Akku-Modul, das sich nicht nur durch hohe Energiedichte auszeichne, sondern auch gezielt auf Reparatur und Recycling ausgelegt ist. Damit greifen die Partner ein zentrales Problem der Elektromobilität auf: die Balance zwischen Leistungsfähigkeit, Kosten und Nachhaltigkeit.

Die Zusammenarbeit läuft seit Ende 2024 und verfolgt ein klares Ziel. Zellen auf Keramikbasis, wie sie ProLogium bereits fertigt, sollen mit einem modularen Aufbau kombiniert werden. So entstehe ein System, das Energie effizient speichere und gleichzeitig den Austausch einzelner Zellen ermögliche. Für die Industrie bedeutet das: Defekte müssen nicht mehr zwangsläufig ganze Module unbrauchbar machen.

Genau hier liegt der Bruch mit aktuellen Lösungen. Bisher setzen Hersteller häufig auf CTP- oder CTC-Architekturen, die Energiedichte und Reichweite steigern, aber Reparaturen erschweren. Sobald eine Zelle ausfällt, bleibt oft nur das Schreddern. Das neue Konzept dreht diese Logik um. Statt auf maximale Verdichtung zu setzen, werden Zugänglichkeit und Austauschbarkeit von Beginn an mitgedacht – ohne die Reichweite zu opfern.

Technisch geschieht das durch lösbare Verbindungen und klar strukturierte Montagepunkte. Werkstätten können ein Modul aus dem Akku nehmen, öffnen und eine fehlerhafte Zelle ersetzen. Der Zeitaufwand sinkt, die Standzeiten verkürzen sich. Gleichzeitig werden wertvolle Materialien länger genutzt. Recyclingfirmen erhalten dadurch hochwertigere Rohstoffe, die sich leichter zurückgewinnen lassen.

Unanbhängigkeit bei europäischer Batteriewertschöpfung als Nebeneffekt der ProLogium Bemühungen

Die Arbeitsteilung zwischen den Partnern ist eindeutig. CEA verantwortet Konstruktion, Prototypenbau und Tests. ProLogium liefert die festkeramischen Zellen und bringt Erfahrung aus industrieller Produktion ein. Erstmals vorgestellt wird der Ansatz auf der IAA Mobility in München. Dort soll ein Mock-up zeigen, wie Demontage und Energiedichte in der Praxis zusammenspielen.

Die Vorteile reichen über Technikfragen hinaus. Werkstätten bekommen standardisierte Abläufe, Versicherungen können Schäden präziser kalkulieren, Flottenbetreiber verlängern die Einsatzdauer ihrer Autos. Für Nutzer:innen bedeutet das weniger Ausfälle und eine längere Lebensdauer des Akkus. Kreislaufwirtschaft wird so zu einem greifbaren Teil des Alltags – nicht nur zu einem politischen Schlagwort.

Frankreich und Europa erhoffen sich zudem mehr Unabhängigkeit in der Batteriewertschöpfung. ProLogium baut seine Präsenz in der Region gezielt aus. Neben einer bestehenden Fertigung in Taiwan mit Hunderttausenden Zellen pro Jahr arbeitet das Unternehmen seit 2024 in einem F&E-Zentrum nahe Paris. Ein genehmigtes Werk in Dünkirchen soll ab 2026 entstehen. Der Fahrplan ist ambitioniert: Ab 2028 läuft die vierte Zellgeneration, 2029 sind 4 GWh geplant, 2030 der Vollausbau.

Damit rückt das gemeinsame Projekt in eine größere strategische Dimension. Autohersteller stehen unter Druck, Reichweite und Kosten in Einklang zu bringen und gleichzeitig Reparierbarkeit zu sichern. Das vorgestellte Modul verbindet diese Anforderungen. Es ist ein technischer Baustein, der Werkstätten und Recyclern neue Möglichkeiten gibt – und zugleich ein politisches Signal, dass Europa auf mehr Eigenständigkeit in der Batterietechnologie setzt.

Quelle: ProLogium – Pressemitteilung per Mail

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Kommentare (Wird geladen...)

Ähnliche Artikel

Cover Image for Exklusiv: So schaut der BMW iX4 aus – das darf man erwarten

Exklusiv: So schaut der BMW iX4 aus – das darf man erwarten

Sebastian Henßler  —  

Der neue BMW iX4 zeigt sich erstmals mit coupéartiger Silhouette. Technik und Design orientieren sich am iX3, der 2026 in Serie geht.

Cover Image for Laden an der Autobahn: E-Fahrer finden vielfach schlechte Bedingungen vor

Laden an der Autobahn: E-Fahrer finden vielfach schlechte Bedingungen vor

Michael Neißendorfer  —  

Der ADAC hat 50 Rastanlagen und Autohöfe in Sachen E-Auto-Tauglichkeit untersucht und festgestellt: zu wenig Schnelllader, viele defekt, mangelnder Komfort.

Cover Image for Fahrbericht: Mercedes GLC EQ meistert den Wüsten-Härtetest

Fahrbericht: Mercedes GLC EQ meistert den Wüsten-Härtetest

Stefan Grundhoff  —  

Wir sind den neuen Mercedes GLC EQ in der Wüste Kaliforniens gefahren – und der Elektro-SUV überrascht mit Kraft, Kontrolle und echter Offroad-Tauglichkeit.

Cover Image for Agora Verkehrswende: Bis zu 1800 Euro pro Jahr durch V2G

Agora Verkehrswende: Bis zu 1800 Euro pro Jahr durch V2G

Michael Neißendorfer  —  

Wer seine PV-Anlage und V2G clever nutzt, kann mit einem E-Auto bis zu 1800 Euro im Jahr verdienen. Bei Elektro-Lkw ist sogar noch deutlich mehr möglich.

Cover Image for US-Wissenschaftler zeigen: E-Autos besser für Klima und Finanzen

US-Wissenschaftler zeigen: E-Autos besser für Klima und Finanzen

Daniel Krenzer  —  

Es ist nur eine weitere von vielen Studien die zeigt: Elektroautos sind beim Thema CO2 und Kosten den Verbrennern längst überlegen.

Cover Image for Valeo-Chef: Mehr Innovationen und lokale Fertigung in Europa

Valeo-Chef: Mehr Innovationen und lokale Fertigung in Europa

Laura Horst  —  

Der Valeo-Chef Christophe Périllat plädiert für eine breitere Elektrifizierungsstrategie, mehr Innovationen und eine Mindestquote für die europäische Fertigung.