ElectroMobility Poland gab bekannt, dass sich der Produktionsstart des ersten polnischen E-Autos um etwa ein Jahr verzögern wird. Das Unternehmen rechnet nun mit dem Beginn der Produktion im Jahr 2024 am schlesischen Standort Jaworzno. Im Sommer präsentierte ElectroMobility Poland die Prototypen des Wagens und ging noch davon aus, dass im dritten Quartal 2023 die Produktion anlaufen wird. Die entsprechende Fabrik sollte im Laufe des Jahres 2021 gebaut werden.
Der Vorsitzende von ElectroMobility Poland Piotr Zaremba sprach am 15. Dezember mit den Medien über die Standortwahl. Das Unternehmen zog zuerst 30 Standorte in Betracht, diese waren jedoch klar auf die südliche Region in Schlesien ausgerichtet. Schlesien wird wegen der geplanten Schließungen von Kohlebergwerken und Kohlekraftwerken strukturell stärker gefördert als andere Regionen. Die Entwicklungspläne der Regierung sehen für die ehemaligen Bergbauregionen zusätzliche Förder- und Entwicklungsprogramme vor, von denen auch ElectroMobility Poland profitieren möchte.
“Dies ist der Ort, an dem sich die Zulieferer befinden, aber auch eine sehr gute Logistik für fertige Produkte vorhanden ist. Dort gibt es auch kompetente Fachkräfte, die in der Lage sein werden, den Izera zu bauen”, sagte Zaremba. Die endgültige Wahl fiel dann auf Jaworzno. Dort müssen jedoch Vorbereitungsarbeiten stattfinden, die der Grund für die Produktionsverzögerungen sind. Die südöstlich von Katowice gelegene Stadt wird voraussichtlich besonders stark von der Standortwahl profitieren, da mit der Entstehung der Fabrik von bis zu 15 000 neuen Arbeitsplätzen ausgegangen wird. Etwa 3000 Mitarbeiter werden direkt bei Izera beschäftigt sein und der Rest wird bei Zulieferern eine Anstellung finden.
ElectroMobility Poland betonte auch die Absicht nicht nur die Herstellung, sondern auch die Finanzierung des Kaufs und den Vertrieb zu übernehmen. Die Zielsetzung des Unternehmens ist der Kostenvorteil, der es den Verbraucher leichter machen soll, sich für ein E-Auto zu entscheiden. Zwischenhändler und kostenaufwendige Marketingstrategien sollen dabei reduziert werden, so dass diese Einsparungen an die Verbraucher weitergegeben werden können. Der Kauf des Izera soll über das Internet stattfinden und der Besuch im Autosalon soll erst für die Schlüsselübergabe nötig sein.
Bei der Ladeinfrastruktur wird ElectroMobility Poland selbst nicht tätig werden, da das Unternehmen ein Investment der polnischen Energiewirtschaftsunternehmen PGE, Enea, Energa und Tauron ist. Zaremba geht davon aus, dass sich in naher Zukunft Ladeoptionen in direkter Umgebung des Wohnhauses bzw. der Garage in Form von Wallboxes durchsetzen werden. Die Autofahrer können das Auto dann über Nacht laden und dafür den Strom aus der eigenen oder wohnhauseigenen Steckdose nutzen. Dies hätte mehrere energietechnische Vorteile, denn der Stromverbrauch steigt während des Tages stark an, während nachts die Verfügbarkeit der Stromleistung deutlich günstiger ist. Das Laden von Strom über Nacht könnte das häufig überlastete polnische Stromnetz stabilisieren und E-Autos könnten ein Element der Energiespeicherung sein.
“Ein Elektroauto ist billiger bei den Fixkosten, aber teurer bei der Anschaffung. Deshalb wollen wir Ihnen ein Finanzierungssystem anbieten, in dem die monatliche Rate die Kosten für den Kauf und die Energieladungen abdeckt”, erklärte Zaremba und fügte hinzu, dass man sich sehr darum bemüht, dass die monatliche Abtragsrate niedriger wird als die herkömmlichen monatlichen Kreditverpflichtungen für einen vergleichbaren Verbrenner.
Aleksandra Fedorska ist polnisch-deutsche Politologin und Publizistin. Sie arbeitet als Korrespondentin für polnische und deutsche Medien in den Fachbereichen Energiepolitik und E-Mobilität. Fedorska lebt und arbeitet im schleswig-holsteinischen Jagel und in der polnischen Stadt Poznań.