Maren von Heereman, Head of Commercial Operations, von Anfang an bei Polestar dabei, leitet in ihrer Funktion alles rund ums Thema Auslieferungen, Customer Care. Kurz gesagt, sorgt dafür, dass die Kunden ihre Autos bekommen. Im gemeinsamen Gespräch gibt sie uns im Elektroauto-News.net Podcast spannende Einblicke darauf, was sich hinter den Kulissen der chinesisch-schwedischen Marke bewegt. Und das ist einiges, wie sie aufzuzeigen vermag.
Zu Beginn der Folge wagen wir zunächst den Blick zurück. Den Blick zurück auf ein recht erfolgreiches Jahr 2022, welches die eigenen Erwartungen deutlich übertroffen hat. Thomas Ingenlath, CEO der E-Auto-Marke Polestar, gab bereits am 05. Januar bekannt, dass der Hersteller sein Jahresziel von 50.000 ausgelieferten Elektroautos erreicht hat. Eine starke Leistung, selbst wenn man betrachtet, dass dies aufgrund vom russischen Angriffskrieg und Halbleiterkrise von ursprünglich 65.000 Einheiten nach unten korrigiert wurde.
Polestar blickt auf erfolgreiches 2022 zurück
Maren gab zu verstehen, dass Polestar alleine in Deutschland 7.008 Fahrzeuge im Jahr 2022 zugelassen hat. Dies entspricht einer Steigerung von 166,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bestätigte Polestar in seiner Jahresbilanz somit als schnellst wachsende Marke auf dem deutschen Markt. Zudem hat man die Marke von über 10.000 Polestar 2 geknackt, die auf Straßen der Bundesrepublik unterwegs sind.
Nicht minder spannend erscheint der Blick auf das Jahr 2023. Während der vollelektrische Polestar 2 momentan noch das wichtigste Modell der schwedisch-chinesischen Marke darstellt, sind gleich mehrere neue Modelle in der Pipeline: Die erste Neuheit wird der Performance-SUV Polestar 3, der in Volvos US-Werk in Ridgeville (South Carolina) zusammen mit seinem Cousin hergestellt wird, dem brandneuen E-SUV Volvo EX90. Die Auslieferungen sollen im vierten Quartal dieses Jahres starten.
Blick nach vorne offenbart Wunsch nach weiterem Wachstum
Im Jahr 2023 rechnet Polestar mit einem Anstieg des weltweiten Absatzes um fast 60 % auf etwa 80.000 Fahrzeuge, angetrieben durch den starken Verkauf des Polestar 2 und später im Jahr durch die ersten Auslieferungen des Polestar 3. Durchaus eine Ansage, wobei die Basis eben mit dem Polestar 2 gelegt wird, der zuletzt optisch als auch technisch auf ein neues Level gehoben wurde.
Mit dem Modelljahr 2024 verfügt das kompakte Premium E-Auto Polestar 2 über eine neue Hightech-Frontpartie, welche die Designsprache des Polestar 3 widerspiegelt. Ferner erhält der Stromer erhebliche Leistungssteigerungen durch neue Elektromotoren, leistungsfähigere Batterien, Verbesserungen im Bereich der Nachhaltigkeit und – zum ersten Mal bei einem Polestar – Heckantrieb. Allen Modellen gleich seien zudem die Over-the-Air-Updates, welche mittlerweile im Rhythmus von sechs Wochen ausgespielt werden.
Fokus auf Polestar Spaces und “Hand-Over-Center” in Deutschland
Damit der steigende Absatz und die Nachfrage bedient werden kann, setzt man auf sogenannte Polestar Spaces, zum Kennenlernen der Marke. Auch dient es als Touchpoint des Unternehmens zu potenziellen Kund:innen. Bestellt wird zwar zu 100 Prozent im Online-Direktvertrieb, aber gut 70 Prozent der Käufer:innen suchen zuvor den Offline-Kontakt, wie Maren im Podcast ausführt.
Spannend ist auch die Tatsache, dass der eigene Absatz vor allem durch Flotten-Verkäufe getrieben wurde. Man liege hier im Branchendurchschnitt. Was bedeutet, dass 60 bis 70 Prozent des eigenen Absatzes über Zulassungen in Flotten generiert wird, wie Maren zu verstehen gibt. Dies sei insofern relevant, da man somit ein entsprechendes Wachstum mit Elektrifizierung weiterer Flotten für sich öffnen kann.
2023 stehe aber vor allem in Deutschland im Fokus der Eröffnung der “Hand-Over-Center” – Übergabezentren – in denen Kund:innen ihr Auto in Empfang nehmen, entsprechend geschult werden und eine ausführliche Fahreinweisung erhalten. Dies habe man bewusst von den Spaces abgetrennt, da diese zu einem meist im Stadtkern liegen und logistisch zur Abwicklung gar nicht in der Lage wären. Zu anderem eine andere Art von Mitarbeiter-Expertise benötigt wird. Im Detail darf dir dies nun aber Maren selbst erläutern.
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Transkript zu Maren von Heereman, Polestar: Man lernt, wächst und geht seinen Weg
Sebastian
Hallo Maren, vielen Dank, dass du dir heute die Zeit nimmst, dass wir uns ein wenig über Polestar unterhalten können. Wir wollen gemeinsam den Blick zurück, den Blick nach vorn und dann vor allem auf dein Aufgabengebiet wagen. Aber bevor wir da eintauchen, stell dich doch gerne unseren Zuhörern, Zuhörerinnen selbst mal vor, dass wir auch wissen, mit wem wir es denn aktuell zu tun haben.
Maren von Heereman
Hi Sebastian. Vielen Dank, dass ich heute hier sein darf. Ich bin Maren. Ich bin jetzt seit gut zwei Jahren bei Polestar und jetzt seit knapp einem Jahr für den operativen Bereich bei uns verantwortlich. Das bedeutet im Prinzip alle Prozesse, Themen, die von „der Kunde hat bestellt“ bis „der Kunde bekommt sein Auto ausgeliefert“, laufen bei mir über den Tisch, inklusive auch unserer Kundenbetreuung.
Sebastian
Ja, sehr spannend. Da bekommst du doch einiges mit. Bevor wir da jetzt näher darauf eingehen, vielleicht magst du mal euer Jahr 2022 ein Stück weit einordnen, wie das denn für euch gelaufen ist, jetzt auch gerade in Hinblick auf Verkaufszahlen. Ist es so den Erwartungen gerecht geworden, die ihr geplant hattet, insbesondere gerade natürlich mit den Umständen, die es mit Halbleiterkrise, Ukraine oder Russland-Angriffskrieg gab? War da ein positives Fazit für euch zu ziehen?
Maren von Heereman
Ja, absolut. Wir sind sehr zufrieden mit 2022, vor allem auch vor den Herausforderungen, die du gerade schon genannt hast, haben wir unsere internen Ziele sogar übertroffen. Und wenn wir uns die Zulassungszahlen anschauen. Wir haben die 7.000 Zulassungen geknackt in Deutschland, was für uns ein Riesenerfolg ist, und erstmalig über 10.000 Fahrzeuge auf der Straße. Und das ist natürlich für so eine junge kleine Marke wie uns echt toll, dass wir das geschafft haben und wir sind echt super stolz. Noch dazu on top waren wir die, glaube, am stärksten wachsende Marke in Deutschland mit 166 % und ich denke, das lässt sich auf jeden Fall sehen.
Sebastian
Verstecken braucht ihr euch damit definitiv nicht, das kann man sagen. Vor allem, wenn man darauf zurückblickt, dass ihr das eigentlich alles mit einem Modell, mit dem Polestar 2, gepackt habt und, ich sage mal, noch viel mehr im Köcher aktuell vorhanden ist.
Maren von Heereman
Ja, absolut. Also 2023 wird spannend und auch, was wir sonst letztes Jahr schon angekündigt haben. Polestar 3 Launch war eine Riesensache im Oktober. Der Polestar 3 wird dieses Jahr, Ende des Jahres in den Markt kommen. Erste Auslieferungen an unsere Kunden. Das ist auf jeden Fall wirklich toll und jetzt gerade auch das Modelljahr 2024 für den Polestar 2 gelauncht, mit noch mal wirklich tollen Neuerungen. Also da kann man auf sehr viel gespannt sein bei uns weiterhin.
Sebastian
Das klingt überzeugend. Jetzt hast du es eben schon angerissen, der Polestar 2 hat eine Modellpflege erhalten, Modelljahr 2024. Was erwartet mich denn jetzt als potenziellen Käufer von dem neuen Modelljahr? Was hat sich denn verbessert?
Maren von Heereman
So einiges. Ich glaube, ganz viele haben sich mit Sicherheit extrem gefreut, dass wir jetzt für die Single-Motor-Varianten den Heckantrieb anbieten. Sowohl die Batteriegröße hat sich vergrößert, was natürlich extrem positiv auf die Reichweite sich auswirkt, gleichzeitig auch die Leistung der Fahrzeuge. Die Ladekapazität ist besser geworden und jetzt mittlerweile können auch alle drei Varianten Spitze 205 km/h. Ich denke, das ist so einiges, was da zusammenkommt, was nicht unbedingt typisch ist für ein Facelift, wie man das sonst aus der Industrie kennt, sondern es sind wirklich umfangreiche Neuerungen, abhängig oder unabhängig auch vom Design. Was jetzt auch noch mal ein Ticken mehr in die Polestar-Richtung gegangen ist, so wie der Polestar 3 das schon gezeigt hat, mit der Smart-Zone vor allem vorn.
Sebastian
Stimmt, da hat sich auch tatsächlich optisch mal was getan. Normalerweise bei Modellpflege, wenn man das bei euren Marktbegleitern sieht, da wird mir dann immer erklärt, da am Spiegel, da ist jetzt eine Linie anders gezogen. Beim Polestar 2, als ich die Bilder gesehen habe, das fällt einem Blinden mit Krückstock auf, wenn man den Vergleich mal beziehen will. Also da hat sich doch maßgeblich was geändert und das wird wahrscheinlich auch auf eure Absatzziele einzahlen. Habt ihr dafür für 2023 euch auch eine Benchmark gesetzt oder wird die nur intern gehandelt?
Maren von Heereman
Das wird intern gehandelt. Ihr könnt immer offiziell die Zulassungszahlen sehen und natürlich sind wir weiter auf Wachstumskurs und dann lasst euch mal überraschen, was wir da dann bis Ende ’23 wieder erreichen können.
Sebastian
Ja, da hoffen wir doch, dass ihr auf Niveau 2022, eher darüber natürlich seid, vor allem dann auch mit dem neuen Modell, mit dem Polestar 3, den du jetzt auch schon in Ausblick gestellt hast. Du hast jetzt gesagt, Ende des Jahres wird er dann auf den Markt kommen. Das heißt, der kommt dann auch im Laufe des Dezembers spätestens auch irgendwann hier nach Deutschland.
Maren von Heereman
Ja, absolut. Das, was wir unseren Kunden jetzt auch schon anzeigen, wenn sie bestellen, ist, dass es im vierten Quartal auch ausgeliefert wird und daran halten wir uns dann natürlich. Vorausgesetzt alles geht so wie geplant.
Sebastian
Und ist es dann auch geplant beim Polestar 3, dass ihr da auch mehrere verschiedene Antriebsvarianten auf die Straße bringt oder könnte das im Laufe des Modelllebens dann sozusagen auch Stück für Stück, Schritt für Schritt nachgeliefert werden?
Maren von Heereman
Also was wir jetzt quasi als Launch haben, ist der Long Range Dual Motor mit den 360 KW und dann auch die Performance Variante. Das sind die, wo wir mit einsteigen, weil das auch noch mal ein ganz anderes Segment ist und alles andere, da schauen wir mal, was passiert.
Sebastian
Okay, also die eine oder andere Überraschung wird da wahrscheinlich auch für uns bereitgehalten. Was da wahrscheinlich auch ein Thema sein wird, wie es auch schon beim Polestar 2 der Fall ist, sind die Over-the-Air-Updates, die ihr dann aber auch nicht nur jetzt bezugnehmend auf den Polestar 2 für das aktuelle Modelljahr 2024 weiterhin zur Verfügung stellt, sondern wahrscheinlich auch rückwirkend für die älteren Modelle.
Maren von Heereman
Ja, absolut. Wir sind mittlerweile in einem Rhythmus angekommen, wo wir so um die alle sechs Wochen ein neues Over-the-Air-Update aufspielen und das natürlich auf all unsere Modellvarianten, was uns natürlich auch über diese Lifecycle Actions hinaus ermöglicht, immer wieder neue Features aufzuspielen und die Fahrzeuge eben up to date zu halten und ich glaube, was auch sehr großes Potenzial hat im weiterführenden Verlauf, weil man immer an seinem Polestar wieder etwas Neues entdecken kann, was es natürlich auch spannend macht, selbst wenn das Fahrzeug selber schon ein paar Jahre alt ist.
Sebastian
Und das ist auch ein Thema, was dich, zumindest in einem Teilbereich deines Aufgabengebiets, dann berührt. Das wird auch, ich sage mal, Kundenbetreuung fällt bei dir mit rein, hast du im Vorgespräch gesagt. Das heißt, ich gehe jetzt mal davon aus, nicht jeder wird das ohne Probleme hinbekommen. Beratet ihr denn auch bei so einem Thema, wie man sich darauf einstellt, worauf man achten muss mit Over-the-Air-Update, damit das auch sauber eingespielt wird oder funktioniert das tatsächlich problemlos?
Maren von Heereman
Also wir planen natürlich so, dass es alles absolut problemlos funktioniert. Wir wissen, in der realen Welt gibt es immer mal wieder Themen, wo man Hilfe benötigt oder wo irgendwas nicht so läuft, wie man sich das vorstellt. Dafür ist unsere Kundenbetreuung da und das ist auch ein richtig tolles Projekt, was wir letztes Jahr angegangen sind. Wir haben nämlich jetzt ein internes Team hier tatsächlich bei uns in Köln sitzen. Sind ungefähr 17 Leute, die wirklich rund um die Uhr für unsere Kunden da sind, bei denen unsere Kunden anrufen können, sich per E-Mail melden oder auch chatten können. Da kommen auch sehr viele Anfragen, was das Infotainment zum Beispiel angeht oder Over-the-Air-Updates und da ist es mittlerweile wirklich super gut möglich, auch über Telefon Anleitungen zu geben und unsere Kunden zu unterstützen, dass das dann auch problemlos funktioniert.
Sebastian
Sehr spannend. Jetzt vom Bestellprozess bis zur Auslieferung hast du gesagt, ist das Kerngebiet deiner Aufgaben. Magst du uns da vielleicht noch mal abholen für diejenigen, die mit Polestar noch nicht in Berührung standen? Was für eine Art von Möglichkeiten zur Bestellung bietet ihr? Macht ihr es nur online, im Laden? Gibt es da Preisunterschiede? Was für eine Linie fährt da Polestar? Einfach, dass wir da noch mal einen Blick darauf bekommen.
Maren von Heereman
Wir haben einen 100 % Online-Direktvertrieb tatsächlich. Das heißt, bei uns können Kunden und Kundinnen online über die Webseite bestellen. Das kann man dann natürlich ganz bequem von zu Hause. Man kann aber auch jederzeit in einen unserer Spaces gehen, wir haben mittlerweile neun in Deutschland, und kann sich da vor Ort beraten lassen und auch Hilfe bekommen, wenn man den Bestellprozess nicht ganz alleine durchlaufen möchte, weil man eben noch Fragen hat oder irgendwo unsicher ist.
Und das ist eben auch das Wichtige, was wir über die Zeit gelernt haben, dass wir unterschiedliche Touchpoints für unsere Kundinnen und Kunden anbieten können, sowohl online als auch offline, weil das Fahrzeug ist immer noch, was man so sagt, zweitgrößtes Investment im Leben, meistens nach dem Eigentum. Dementsprechend ist es auch verständlich, dass viele dann doch noch gerne auch mal die persönliche Beratung haben möchten und das können wir mittlerweile entweder vor Ort in den Showrooms, in unseren Spaces sicherstellen oder mittlerweile auch noch durch ein internes Verkaufsteam, was wir zusätzlich zur Kundenbetreuung jetzt noch aufgebaut haben, was eben dann auch per Telefon beraten kann, wenn der Kunde oder die Kundin dann doch gerne bequem von der Couch aus bestellen möchte.
Und über diese Bestellstrecke im Retail-Bereich hinaus haben wir auch noch den Flottenbereich und da ist es so, dass wir ein gesondertes Team haben, was sich dann um unsere Flottenkunden kümmert, was dann auch ermöglicht, dass der Absatz auch möglich ist von mehreren als einem Fahrzeug, sage ich mal, pro Bestellung über die Webseite.
Sebastian
Und von eurem Absatz her, wenn du das jetzt sagst, überwiegt aber wahrscheinlich schon immer noch der private Käuferanteil oder seid ihr tatsächlich auch stärker in den Flottenbereich vorgedrungen?
Maren von Heereman
Tatsächlich sind wir da sehr genau im Branchendurchschnitt, würde ich sagen. Also Deutschland ist auch ein Markt, der geprägt ist vom Flottenanteil und wir haben uns da stark angeglichen an den Durchschnitt.
Sebastian
Und der Durchschnitt liegt wo, wenn man da jetzt nicht so bewandert ist?
Maren von Heereman
So zwischen 60 und 70 % Flotte.
Sebastian
Okay, also dann doch schon überwiegend, aber ist auch schön zu sehen, dass die Fahrzeuge dann in eine Flotte aufgenommen werden. Da muss ja auch ein gewisses Vertrauen von den Flottenmanagern dafür da sein und ich sage mal, gerade bei so einer jungen Marke ist das auch nicht selbstverständlich, dass das gegeben ist. Aber es spricht ja für euch, dass es so angenommen wird.
Maren von Heereman
Ja, und das finden wir auch sehr toll, weil das natürlich eine große Chance ist für uns, auch uns bekannt zu machen, gerade in Unternehmen, wo der Dienstwagen auch eine große Rolle spielt und ich glaube, der Polestar 2 zum Beispiel ist einfach ein sehr tolles Modell, um ihn als Dienstwagen zu nutzen. Vor allem ist es für uns auch ein essenzieller Markt, weil wir da auch gerade im Elektrobereich starkes Wachstum sehen, was noch auf uns zukommt, weil ganz viele Unternehmen momentan in der Umstellung sind auf 100 % Elektroflotte.
Sebastian
Stimmt und da wird dann nachgezogen, sage ich mal, und wenn ihr da schon die Möglichkeit habt, ihr euch da im Branchendurchschnitt positioniert habt, ist auch weiterhin Absatzwachstum zu sehen. Alleine, dass viele Betreiber, viele Flottenbetreiber noch gar nicht umgestellt haben oder vielleicht noch im Moment den Mittelweg mit einem Plug-in-Hybriden gehen, was jetzt aber auch immer weniger wird durch den Wegfall der Förderungen und den Wegfall der Steuervorteile. Also ich glaube, da habt ihr natürlich noch mal einen potenziellen Markt für euch geöffnet.
Ich würde noch mal kurz zurück zu eurem Vertriebsmodell kommen. Du hast gesagt, ihr bietet unterschiedliche Touchpoints an, on- und offline, auch jetzt mit dem Telefon, mit dem eigenen Team. Wie ist es denn? Kannst du das ein Stück weit einordnen? Wird auch viel online bestellt, ohne tatsächlich noch mal den direkten Kontakt mit einem Menschen? So wie du vorhin gesagt hast, das ist das zweitgrößte Investment wahrscheinlich nach einem Eigentum, Haus, Wohnung. Ich persönlich würde, glaube ich, nicht ein Auto kaufen wollen, so gefühlt zumindest, ohne es mal live gesehen zu haben, mal drin gesessen zu haben. Insofern würde es mich einfach mal interessieren: Ist denn da das Interesse vom Markt da? Kommt da auch viel, dass da tatsächlich bestellt wird ohne diesen direkten Kontakt?
Maren von Heereman
Also was wir natürlich sehen können ist, dass schon ein sehr großer Teil unserer Kunden eine Probefahrt macht und dementsprechend eben auch dann den Offline-Kontakt sucht und das waren, glaube ich, im letzten Jahr so um die 70 %.
Sebastian
Zudem heißt es dann, dass trotzdem fast ein Drittel tatsächlich auch nur online bestellt, ohne diesen Kontakt zu suchen, was ich jetzt auch schon sehr viel finde.
Maren von Heereman
Ja, genau und ich denke, das ist auch darauf zurückzuführen, dass wir uns auch mittlerweile im Markt als Marke auch etabliert haben und der Polestar 2 jetzt auch schon einige Zeit unterwegs ist und man auch eventuell den mal auf freier Straße gesehen hat oder durch Bekannte und dadurch auch mit der Marke in Berührung kommt und dann auch mit unseren Produkten.
Sebastian
Das stimmt. Also ich muss gerade für uns hier sagen, da sind eher weniger E-Autos unterwegs hier in der Nähe von Heidelberg. Aber was man dann doch mit am meisten sieht neben Tesla, ist tatsächlich Polestar, wo ich dann wahrnehme und das ist jetzt nicht mal so dieses subjektive Empfinden, weil ich nur euch kennen, sondern wir haben relativ guten Überblick, aber das nehme ich doch des Öfteren wahr. Da sehe ich es mal an der Ladestationen nebeneinander. Also ihr habt das schon mal geschafft gefühlt.
Maren von Heereman
Das freut mich zu hören. Ich muss auch sagen, ich bin immer noch sehr begeistert, wenn ich Polestar in freier Wildbahn sehe, muss ich echt sagen. Insofern freut mich, dass das auch in anderen Regionen mittlerweile so ist.
Sebastian
Und in dem Sinne baut oder plant ihr noch den Ausbau weiterer Spaces? Du hast jetzt vorhin gesagt, ihr habt neun Spaces. Mir ist jetzt Frankfurt, Stuttgart bekannt. Berlin habt ihr, glaube ich, noch einen. Seid ihr da auch in der Planung 2023 auch dort noch mal Schritte neben dem neuen Modell zu gehen?
Maren von Heereman
Was die Spaces angeht, die neun, die sind jetzt mittlerweile sehr gut in Deutschland verteilt und bilden da sehr gut unser Retail-Netzwerk ab. Wo wir dieses Jahr daran arbeiten werden, sind die Übergabezentren, sodass wir hier auch überall, sage ich mal, dem Polestar-Premium-Anspruch gerecht werden können. Das sind unsere sogenannten Handover Center. Wir haben da letztes Jahr schon in Düsseldorf, Hamburg, in Karlsruhe und in Köln die Ersten eröffnet und dieses Jahr werden dann noch München, Frankfurt und Berlin folgen.
Sebastian
Und wo unterscheiden die sich jetzt von so einem Space? Das heißt, im Space kann ich eure Marke, eure verschiedene Modelle, sozusagen, erleben, kann die haptisch anfassen, kann mir da einen Überblick darüber verschaffen, aber das sind dann nicht die Orte, an denen dann auch das Fahrzeug ausgeliefert wird?
Maren von Heereman
Ja, korrekt. Genau, das Handover Center ist dann tatsächlich unser Übergabezentrum in dem Sinne, wo ich zur Abnahme des Fahrzeugs hingehen kann, wo in einer Polestar-Umgebung auch geschulte Mitarbeiter von uns eine ganz detaillierte Fahrzeugeinweisung geben und so auch noch mal eine besondere Customer Experience schaffen können, nämlich dass der Kunde direkt auch noch mal mit unserer Marke in Berührung kommt, mehr kennenlernen kann und vor allem auch sehr detailliert an das neue Fahrzeug herangeführt wird und alle Fragen dann direkt bei der Übernahme beantwortet werden können.
Sebastian
Und darf man fragen, was der Grund dafür war, dass ihr das, sozusagen, voneinander getrennt habt? Weil, ich sage mal, beim klassischen Automobilhändler kennt man das. Der hat seinen Showroom und da wird auch das Fahrzeug ausgeliefert und ihr trennt das jetzt bewusst sozusagen.
Maren von Heereman
Genau, weil dann der Space und unser Space-Personal sich ganz auf die Interessenten konzentrieren kann. Die Spaces sind auch alle in Innenstadtlage gelegen und sehr zentral. Dementsprechend sind die Handover Center mehr darauf ausgelegt, dass wir natürlich auch mehrere Fahrzeuge zur gleichen Zeit an die Kunden bringen können. Die Kunden können dort einfacher, sage ich mal, von der Infrastruktur hinkommen. Es ist ein wenig großzügiger und es ist auch skalierbar in dem Sinne, weil wir mit unserem Wachstum auch noch nicht am Ende sind.
Sebastian
Stimmt, also gerade der Ansatz, wo du jetzt sagst, mit der zentralen Lage, die ihr tatsächlich habt. Da muss ich gerade an Stuttgart denken. Das ist ja mitten in der Stadt dann sozusagen. Da bekommst du es nicht hin, fünf, sechs Fahrzeuge oder mehr am Tag dann zu übergeben, ohne da Chaos zu verursachen.
Maren von Heereman
Ja, das könnte unter Umständen sein.
Sebastian
Demnach vollkommen nachvollziehbar. Das heißt aber, du hast ja jetzt gesagt, da sind dann geschulte Mitarbeiter, die geben eine komplette Fahrzeugeinweisung. Aber wenn dann der Kunde, Kundin im Nachgang noch mal Fragen hat, da wäre dann wieder die Kundenbetreuung über verschiedenste Kanäle der richtige Ansprechpartner.
Maren von Heereman
Ja, genau richtig und wir arbeiten im Moment auch daran, wie wir noch intensivere Erfahrungen auch unseren Kunden anbieten können, wenn sie noch mehr Interesse daran haben, über die Marke und auch über ihr eigenes Fahrzeug lernen zu können, sodass wir eventuell auch überlegen, noch mal gesonderte Veranstaltungen für, sage ich mal, ganz neue und frische Polestar-Kunden ins Leben zu rufen, wo sie auch zusammenkommen können, sich austauschen und gemeinsam Erfahrungen innerhalb der Polestar-Community sammeln können.
Sebastian
Das ist auch ein schöner Ansatz. So wie du sagst, auch tatsächlich eine Community zu formen, das ganze dann auch noch mal zu stärken, was dann schlussendlich auch noch mal auf eure Marke und die Verbundenheit dazu einzahlt. Spannender Ansatz und da seid ihr jetzt aktuell schon im Ausbau und das wird auch 2023 ein Thema sein, dass es in die Umsetzung geht oder sind das erst mal nur Pläne?
Maren von Heereman
Wir arbeiten jetzt ganz gezielt mit unseren Spaces zusammen, was wir dieses Jahr so umsetzen können und da könnt ihr sehr gespannt sein. Da wird noch so einiges passieren.
Sebastian
Da sind wir auf jeden Fall darauf gespannt. Insofern, erst mal vielen Dank Maren, dass du uns da so einen, ich sage mal, Rundumschlag über Polestar oder um Polestar gegeben hast. Waren sehr interessant die Einblicke und wir sind gespannt auf das Wachstum dieses Jahr und können uns dann vielleicht im Laufe des Jahres oder Ende des Jahres noch mal austauschen. Danke für deine Zeit.
Maren von Heereman
Sehr gerne und danke an alle für euer Interesse. Bis bald.