Beim chinesischen E-Autohersteller NIO scheint die Abwärtsspirale kein Stopp-Schild zu beachten. Wie nach Veröffentlichung der Quartalszahlen für das erste Halbjahr 2019 bekannt wurde, hält man die rollende Entlassungswelle am Laufen, steckt herbe Verluste ein und zeigt dennoch ein wenig Hoffnung für die Zukunft.
Negative Schlagzeilen prägen die Berichtserstattung über NIO. Zunächst hat man sich aus der Formel E zurückgezogen, ein Massenrückruf des NIO ES8 wurde veranlasst und auch die Quartalszahlen für das erste Quartal 2019 sahen nicht rosig aus. Kurz darauf wurde bekannt, dass der Firmengründer und frühere Vizepräsident Jack Cheng das Unternehmen verlassen wird.
Mittlerweile weiß man auch, dass es im zweiten Quartal nicht wirklich aufwärts ging. Ganz im Gegenteil. Der Nettoverlust lag im zweiten Quartal 2019 mit 478 Millionen US-Dollar über den Erwartungen, 83,1% tiefer als im Vorjahr und 25,2% tiefer als im ersten Quartal 2019. Bedingt hierdurch nahm die Aktie des Unternehmens einen Absturz von über 25% hin.
Anleihen sollen helfen NIO am Leben zu halten
Man versucht das Unternehmen weiter am Laufen zu halten, indem man unter anderem 200 Millionen Dollar in Wandelanleihen von Tencent Holdings und William Li, dem Hauptaktionär von NIO, einsammeln möchte. Der Umsatz von NIO sank auf etwas über 212 Millionen US-Dollar gegenüber 229 Millionen US-Dollar im Vorquartal, da die Gesamtlieferungen um 10% auf 3.553 Einheiten sanken.
„Als Reaktion auf die insgesamt abgeschwächten Marktbedingungen arbeiten wir auch hart daran, die Rendite unserer Ressourcen zu maximieren und haben umfassende Effizienz- und Kostenkontrollmaßnahmen im gesamten Unternehmen umgesetzt“ – Qin Lihong, NIO-Mitbegründer und Präsident
Eingangs bereits erwähnt musste das Unternehmen im Juli 4.803 seiner ES8 Modelle zurückrufen, was das Ergebnis stark beeinträchtige. Aber auch Chinas Auslaufen von Subventionen, die den rasanten Aufstieg der Elektrofahrzeugindustrie unterstützten, führten zu Problemen bei NIO. Die Subventionen für das ES8-Modell wurden in diesem Jahr auf 11.500 Yuan – etwa 1.600 Dollar – von 67.500 Yuan im Jahr 2018 reduziert. Die Kunden zahlen somit heute fast 8.000 Dollar mehr für das Fahrzeug als noch vor einem Jahr.
Über die internen Herausforderungen hinaus steht NIO in einem verschärften Wettbewerb mit dem amerikanischen Elektrofahrzeughersteller Tesla, der in diesem Jahr die Produktion in seiner Shanghai Gigafactory aufnehmen wird, um lokal gefertigte Autos an chinesische Kunden zu liefern.
NIO hält an Hoffnung für die Zukunft fest
Hoffnung für die Zukunft setzt NIO auf eine weitere Kapitalzuführung durch das staatliche Beijing E-Town Capital, da der Autohersteller eine neue Einheit in den wirtschaftstechnologischen Entwicklungsbereich der Stadt integriert hat. Das Unternehmen sagte, dass es bis zu 1,5 Milliarden Dollar an Investitionen von E-Town erhalten würde, gemäß einer im Mai angekündigten Rahmenvereinbarung.
Aktuell setzt das Unternehmen auf den NIO ES8 und ES6, diese werden von JAC Motors produziert. Beim angekündigten ES3 geht man davon aus, dass dieser in der eigenen Fabrik vom Band laufen soll. Wobei diese aktuell eigentlich nicht mehr auf der Agenda steht. Man rechnet damit noch in 2020 80.000 Modelle zu verkaufen und bis 2021 diesen Absatz auf 150.000 Einheiten zu steigern.
Des Weiteren habe man sich mit ProLogium Technology darauf verständigt die Entwicklung eines gemeinsamen Prototypenfahrzeug mit dem Festkörperakku ProLogium MAB anzugehen. Es sei geplant bei der Herstellung und Anwendung von Festkörperbatterien weiter zusammenarbeiten.
Quelle: Nikkei Asian Review – ‚China’s Tesla‘ NIO slashes thousands of jobs as losses mount