Nio CEO spricht über Zukunftsstrategie

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 5 min

Anfang der Woche und einen Tag vor der Bekanntgabe einer Partnerschaft mit Changan Automobile zur Nutzung von Nios Batteriewechsel-Technologie, richtete William Li, Gründer, Vorsitzender und CEO von Nio, das Wort an seine Mitarbeiter. In seiner Ansprache ging er auf verschiedene Aspekte der Unternehmensstrategie und Herausforderungen im sich wandelnden Markt ein. Diese haben wir nachfolgend in acht Punkten zusammengefasst.

Li betonte, dass Effizienzsteigerung ein kontinuierlicher Prozess sei. Um die Ausführung zu verbessern, nannte er drei Hauptansätze. Der erste Ansatz umfasse die Verstärkung der Ressourcen in Schlüsselbereichen wie Vertrieb, Service und Kerntechnologie, wobei entschlossen in Personal investiert werden soll. Zweitens sollten alle Abteilungen und Mitarbeiter spezifische Ziele setzen und ein starkes Bewusstsein für den Return-on-Invest entwickeln. Drittens sei eine effektive horizontale Kommunikation und Koordination zur Reduzierung von Doppelarbeit und Abteilungsgrenzen unerlässlich.

Der CEO von Nio wies darauf hin, dass der Wettbewerb im Automobilmarkt in den kommenden Jahren zunehmen werde. Er betonte die Notwendigkeit, sich von der Vorstellung zu lösen, dass Elektroautos zwangsläufig teurer als Verbrennungsfahrzeuge sind. „But now, the situation is the opposite, for example, the price of the Mercedes-Benz EQE has dropped by more than RMB 100,000 (etwa 12.800 Euro), which is a very scary thing. Over the next two to three years, this is likely to become the norm. Everyone wants higher sales and will use price cuts as the most important tool, and this will definitely happen„, so Li.

Er hob hervor, dass Nio trotz des harten Wettbewerbs einen hohen Marktanteil im Segment der rein elektrischen Autos über 300.000 RMB (etwa 38.500 Euro) behauptet. Er verwies auf erfolgreiche Verkaufszahlen in wirtschaftlich stärkeren Regionen und betonte die Bedeutung der Anpassung an Markttrends. So werde Nio nicht mehr gezwungenermaßen als reine E-Auto-Marke, sondern eher als Premium-Autohersteller wahrgenommen. Eine Entwicklung, welche er weiter forcieren möchte.

Zudem möchte er mit weiteren Submarken die Diversifizierung im Markt angehen. „We will launch a second brand next year and a third brand the year after that to cover a wider user base. What are the benefits of this? This can bring a very substantial product base for our upfront investment in intelligence and electrification, which is very important“, so der Nio-CEO über die Taktik dahinter.

Verkaufskapazität und -strategie

Zur Steigerung der Verkaufszahlen müsse Nio das Verkaufsteam stärken und die Effizienz des bestehenden Vertriebs verbessern. Li erklärte, dass die Fähigkeit, monatlich 30.000 Autos zu verkaufen, ein schrittweiser Prozess sei, der sowohl den Aufbau neuer Kapazitäten als auch die Verbesserung bestehender Fähigkeiten erfordere. Er betonte die Wichtigkeit systematischer Arbeit und die Notwendigkeit, die Effizienz des Vertriebs zu steigern.

„We can’t expect miracles, what’s really important is to build the systematic ability to sell cars one by one. If each sales colleague sells half a unit more each month, then we will be able to increase sales by two to three thousand units per month“, so der Nio-CEO über die Notwendigkeit der Anpassung der Verkaufsstrategie des Automobilhersteller.

Batteriewechsel vs. Schnellladung

In Bezug auf die Debatte um Batteriewechsel und Schnellladung betonte der CEO, dass Nio weiterhin beide Systeme anbiete. Es komme beim Einsatz der jeweiligen Technologie darauf an, dass diese an der richtigen Stelle ihre Stärke ausspielen könne. Er wies auf die Vorteile des Batteriewechsels hin, wie etwa dessen Geschwindigkeit und die geringere Beeinträchtigung der Batterielebensdauer im Vergleich zur Schnellladung. Ebenfalls sei es so, dass man das Fahrzeug zum Akkutausch nicht verlassen müsse. Ein großer Pluspunkt.

Li verglich das Batteriewechselnetzwerk mit Cloud-Diensten und betonte die Notwendigkeit eines zuverlässigen nationalen Netzwerks. Er erklärte, dass Nio plant, sein Netzwerk und seine Standards für die nächste Generation von Batteriepacks mit der gesamten Branche zu teilen, wie mit Changan bereits geschehen.

Bisher seien bereits 32 Millionen Akkus bei Nio-Modellen gewechselt worden. Der Nio-CEO erwähnte auch die Möglichkeit, die Batteriewechselstationen zum Ausgleich von Stromspitzen zu nutzen. „The value of the battery swap network is immense, and its value cannot be overemphasized from an energy internet perspective“, so Li.

Langfristige Strategie vs. kurzfristiger Druck

Li betonte die Bedeutung einer langfristigen Perspektive, auch in einem unsicheren und schnelllebigen Markt. Er erklärte, dass langfristige Planung und kurzfristige Anpassungsfähigkeit Hand in Hand gehen müssen, um sowohl den aktuellen Herausforderungen als auch zukünftigen Zielen gerecht zu werden. „Sticking to long-termism is not an excuse for doing a poor job of short-term execution; when running a marathon, every step needs to be done well“, so der CEO von Nio.

„We often talk about Vision, Action, it’s not good to have Vision without Action, we have to live first“, führt Li aus. So gehe es darum, dass der Hersteller langfristig denken müsse, um kurzfristig handeln zu können. „You can’t just look at the big picture when doing things, and in the midst of such fierce competition, we have no room for mistakes. Long-termism is based on good short-term execution, otherwise it is self-indulgence and self-deception.“

Abschließend versicherte Li, dass Nio seinen ursprünglichen Werten und seiner Vision treu bleiben werde, auch wenn das Unternehmen derzeit unter Druck stehe. „The first thing we need to do is to execute everything well based on our long-term vision, our values, so that we can prove that we are going in the right direction and that we have made the right choices“, so Li abschließend.

Quelle: CNEVPost – William Li touches on Nio’s strategy, views on competition, and more in internal remarks

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Wolfbrecht Gösebert:

Zitat Groß:
„Das System von Nio funktioniert in China sehr gut.“ [korr.]
Mag sein, das dass in einer zentralistisch staatsgelenkten Volkswirtschaft so aussieht.
Mit jedem Tag der fortschreitenden Akkuentwicklung wird das aber immer unsinniger.

Zitat aus dem Artikel:“ Nio plant, sein Netzwerk und seine Standards für die nächste Generation von Batteriepacks mit der gesamten Branche zu teilen“
Es ist absolut lächerlich zu glauben, dass auch nur einer der eAuto-produzierenden (westlichen) Auto-Firmen seine Akku-Technik-Kompetenz für einen schon jetzt „in der techn. Weiterentwicklung behindernden“ chinesischen Standard weggibt!

Groß:

Das System von Nio funktioniert in Chian sehr gut. Leider wird hier generell nicht erwähnt, dass Nio in China nicht die einzige Automarke ist weches dieses System anbietet. Gerade icjh den großen Metropolen stehen teilweise mehrere Batteriewechselssteme nebeneinander. Gerade im Taxi Bereich wird ist dies sehr verbreitet.
Es gibt in Europa nur die Barrieren in den Köpfen der Menschen welche sich gegen alle Neuereungen stellen. Wo dies hinführt zeigt uns gerade die Automobilindustrie, welche die Ziechen der Zeit verpasst hat.
Die Augenhöhe von BMW und Mercedes ist durch das starre und verkalkte Verhalten der Führungsebene nicht weiter gestiegen, Andere haben sind weiter entwickelt und neue Strategien und Technologien entwickelt. Sie stehen jetzt auf Augenhöhe auch wenn viele dies nicht wahr haben wollen und es nicht axeptieren.

Bernhard:

Das mit der Augenhöhe stimmt. Die Hardware scheint ausgereift und alltagspraktikabel zu sein. Und ich traue denen auch zu die Software an die europäischen Erwartungen noch anzupassen. Aber wenn man sieht, dass ein komplett ausgestatteter ET5, den man mit EQE oder I5 als Allradler vergleicht und feststellen muss, dass diese weit über 100.000 € kosten und der ET5 mit kleinem Akku unter 60.000 € zu haben ist dann frage ich mich schon wer jetzt genau nicht auf Augenhöhe ist.Ganz abgesehen davon dass es vom ET5 schon einen Kombi gibt. Selbst ein ID.7 mit Allrad als Kombi volle Hütte wird ganz bestimmt wesentlich teurer werden.
Das einzige Problem ist,daß sie noch keine solide finanzielle Basis haben. Aber Tesla war vor 4 Jahren auch wacklig wie heute NIO. Wenn die sich ähnlich entwickeln wie Tesla dann gute Nacht für BMW und Mercedes.

Marc:

Das Unternehmen steht unter Druck, das ist richtig im Artikel gesagt. Damit wird es noch unwahrscheinlicher, dass hier in Europa eine flächendeckende Struktur von Wechselstationen entsteht. Das beraubt Nio ihres einzigen Alleinstellungsmerkmals. Und das wird sowieso erkauft mit einer seltsamen Mischung aus Kauf und Leasing. Ein Modell, für das sich in Europa wohl kaum jemand entscheiden wird. Gut, für gewerbliche Kunden könnten ja die Leasingraten alleine genügen. Aber deren absurde Höhe nimmt den Fahrzeugen sämtliche Marktchancen. Nio scheint nicht verstehen zu wollen, dass sie überhaupt nicht auf Augenhöhe mit BMW und Mercedes sind.

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