E-Lkw-Hersteller Nikola stellt Insolvenzantrag

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Daniel Krenzer
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Der US-amerikanische Elektro- und Wasserstoff-Lkw-Hersteller Nikola hat in einer Pressemitteilung bekanntgegeben, dass „das Unternehmen und einige seiner Tochtergesellschaften beim US-amerikanischen Insolvenzgericht für den Bezirk Delaware freiwillige Anträge nach Kapitel 11 des US-amerikanischen Insolvenzrechts gestellt haben“. Schon vor wenigen Wochen hatte Bloomberg berichtet, dass Nikola aufgrund finanzieller Schwierigkeiten verschiedene Optionen prüfe, unter anderem den Verkauf von Teilen des Geschäfts oder sogar des gesamten Unternehmens.

Nun hat Nikola einen Antrag auf Genehmigung eines Auktions- und Verkaufsprozesses nach US-amerikanischen Insolvenzgesetz gestellt. Das Unternehmen habe beim Gericht eine Reihe üblicher Erstantrags-Anträge gestellt, um sicherzustellen, dass das Unternehmen während des Verkaufsprozesses seine eingeschränkten Geschäftstätigkeiten fortsetzen könne, einschließlich der Genehmigung, seinen Verpflichtungen gegenüber den Mitarbeitern nachzukommen, heißt es weiter in der Mitteilung.

Vorbehaltlich der Genehmigung durch das Gericht beabsichtige das Unternehmen, bestimmte eingeschränkte, direkt und nicht vom Händler erbrachte Service- und Supportleistungen für derzeit im Einsatz befindliche Lkw bis Ende März fortzusetzen. Danach werde das Unternehmen einen oder mehrere Partner benötigen, um solche Aktivitäten zu unterstützen.

Nikola geht der Mitteilung zufolge in das Chapter-11-Verfahren mit einem Kassenbestand von etwa 47 Millionen US-Dollar (45 Millionen Euro), um die genannten Aktivitäten zu finanzieren, den Verkaufsprozess nach dem Antrag umzusetzen und das Chapter 11-Verfahren durch einen Planprozess zu beenden. Angesichts des Liquiditätsprofils des Unternehmens und der voraussichtlichen Kosten der Fälle und der eingeschränkten Geschäftstätigkeit in Kapitel 11 beabsichtige das Unternehmen, das Gericht um die Genehmigung zu ersuchen, den Verkauf seiner Vermögenswerte in einem Zeitrahmen abzuschließen.

Anstrengungen haben nicht ausgereicht

„Mit dem Engagement unserer Mitarbeiter und der Unterstützung unserer Partner hat Nikola bedeutende Schritte unternommen, um den emissionsfreien Transport voranzutreiben, darunter die Markteinführung der ersten kommerziell erhältlichen Klasse-8-Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektro-LKW in Nordamerika und die Entwicklung der HYLA-Wasserstofftankstelle, die Nordkalifornien mit Südkalifornien verbindet“, sagte Steve Girsky, Präsident und Geschäftsführer von Nikola.

Weiter führte er aus: „Unsere Kunden haben mit unseren FCEV- und BEV-LKW-Plattformen zusammen etwa 3,3 Millionen Flottenmeilen zurückgelegt, und unser HYLA-Tankstellennetz hat weit über 330 Tonnen Wasserstoff abgegeben. Wie andere Unternehmen in der Elektrofahrzeugindustrie sind auch wir mit verschiedenen markt- und makroökonomischen Faktoren konfrontiert, die unsere Betriebsfähigkeit beeinträchtigen. In den vergangenen Monaten haben wir zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um Kapital zu beschaffen, unsere Verbindlichkeiten zu reduzieren, unsere Bilanz zu bereinigen und Barmittel zu erhalten, um unseren Betrieb aufrechtzuerhalten. Leider haben unsere größten Anstrengungen nicht ausgereicht, um diese bedeutenden Herausforderungen zu bewältigen, und der Vorstand hat entschieden, dass ein Insolvenzverfahren nach Chapter 11 unter den gegebenen Umständen der beste Weg für das Unternehmen und seine Stakeholder ist.“

Gründer verdiente sich „goldene Nase“

Nikola habe zusammen mit seinen Finanz- und Rechtsberatern eine umfassende Analyse aller verfügbaren und glaubwürdigen Alternativen durchgeführt, um eine Lösung zu finden, die es dem Unternehmen ermöglicht, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Nach monatelanger aktiver Verfolgung dieser Alternativen sei das Unternehmen zu dem Schluss gekommen, dass ein strukturierter Verkaufsprozess die bestmögliche Lösung darstellt, um den Wert seiner Vermögenswerte zu maximieren. Nikola beabsichtigt, alle, im Wesentlichen alle oder einen Teil seiner Vermögenswerte zu vermarkten und zu verkaufen und eine geordnete Abwicklung seiner Geschäfte zu erreichen.

Die vorgeschlagenen Bieterverfahren würden es interessierten Parteien ermöglichen, verbindliche Angebote zum Erwerb der Vermögenswerte von Nikola abzugeben, die frei von Nikolas Schulden und bestimmten Verbindlichkeiten erworben werden. Zu den interessierten Parteien könnten sowohl strategische als auch finanzielle Käufer gehören.

Die New York Times erinnert indes in einer Analyse zu Nikola an frühere Schwierigkeiten, die es im 2015 gegründeten Unternehmen gab: „Die kurzlebige Begeisterung der Investoren für Nikola machte den Gründer Trevor Milton und andere frühe Investoren reich. Doch schon bald kamen erhebliche Zweifel an den Behauptungen von Herrn Milton über die Technologie des Unternehmens und die Aufträge von Kunden auf. Er trat bald zurück und wurde später wegen Betrugsvorwürfen verurteilt.“

Quelle: Nikola – Pressemitteilung vom 19. Februar 2025 / New York Times – Nikola, E.V. Start-Up That Once Thrilled Investors, Files for Bankruptcy

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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