Der Autohersteller Mercedes-Benz hat vor wenigen Tagen auf dem Gelände seines Stammwerks Stuttgart-Untertürkheim im Rahmen eines Festakts den symbolischen Grundstein für ein neues Kompetenzzentrum zur Forschung und Entwicklung von zukünftigen Generationen von Batterien und Batteriezellen gelegt. Der sogenannte „Mercedes-Benz eCampus“ soll ab 2023 schrittweise in Betrieb genommen werden und zum Start unter anderem eine Fabrik zur Kleinserienfertigung von Batteriezellen beherbergen.
Bis Mitte der Dekade sollen ein Battery Safety Lab sowie verschiedene Prüfstände für das Testing und die Erprobung neuer Batteriegenerationen den eCampus komplettieren. Untertürkheim festige damit seine Rolle als High-Tech Standort für Antriebstechnologien im Rahmen der Konzernstrategie „Electric Only“. Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe in den Bau und die Ausgestaltung des eCampus untermauern die Zukunftsfähigkeit des beinahe 120 Jahre alten Traditionsstandorts, so der Hersteller in einer aktuellen Mitteilung.
„Dieser Grundstein symbolisiert die Zukunftsfähigkeit unseres Traditionsstandorts Stuttgart-Untertürkheim. Ein Standort, der wie kein anderer für die Erfolgsgeschichte des Automobils und Mercedes-Benz steht. Gemeinsam mit unserer Belegschaft gestalten wir den Übergang in eine neue elektrische Ära. Untertürkheim wird auch in Zukunft das Zentrum der Mercedes-Benz Antriebsexpertise sein.“ – Ola Källenius, Vorstandvorsitzender Mercedes-Benz Group
Die Batterie ist eine Schlüsselkomponente der Elektromobilität und ein integraler Bestandteil der Fahrzeugarchitektur. Die Bündelung und Ausweitung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auf dem eCampus Untertürkheim nimmt in der Mercedes-Benz Antriebsstrategie entsprechend eine übergeordnete Rolle ein. Mercedes-Benz deckt am Standort künftig das Feld der Batterietechnologie gesamtheitlich ab – von der (Grundlagen-)Forschung über die Entwicklung bis hin zur Batterieproduktion.
„Hier auf dem eCampus wird schon bald das Herz des Elektroautos entstehen: die Batterie sowie der elektrische Antriebsstrang. Das macht diesen Standort zum Symbol für die Transformation der Automobilindustrie – vom Verbrenner zum Elektroantrieb. Wenn die Elektrifizierung eine der zentralen Säulen der Verkehrs- und Energiewende wird, dann werden moderne Speichertechnologien zur einer der Schlüsseltechnologien der Zukunft.“ – Winfried Kretschmann, Ministerpräsident Baden-Württemberg
Das Mercedes-Benz Werk Untertürkheim ist der größte Standort im globalen Mercedes-Benz Powertrain-Produktionsverbund und erstreckt sich auf mehrere Werksteile im Neckartal. Mit seinen rund 16.000 Mitarbeitern produziert das Werk heute Motoren, Batterien, Achsen, Getriebe und Komponenten. Auf dem Gelände befindet sich zudem mit rund 3000 Mitarbeitern auch ein großer Teil der konzernweiten Antriebsforschung und -entwicklung mit einer Teststrecke zur Fahrzeugerprobung. Hier werden heute neben Batteriesystemen auch schon Teile der elektrischen Antriebssysteme entwickelt und erprobt. Untertürkheim ist zudem Sitz der Mercedes-Benz Group AG Konzernzentrale.
Bereits im vergangenen Jahr hat die erste Batteriefabrik des Standorts im Werksteil Hedelfingen den Betrieb aufgenommen. Dort laufen aktuell Batterien für die vollelektrischen Mercedes-EQ Modelle EQS und EQE vom Band. Eine weitere Batteriefabrik im Werksteil Brühl startet in Kürze mit der Produktion von Batterien für die neue Mercedes-Benz Plug-in-Hybrid-Generation im SUV-Segment. Die Fertigung und Montage von Teilen des elektrischen Antriebsstrangs (eATS) für künftige Fahrzeugmodelle der Marke Mercedes-EQ beginnt Ende 2024 und rundet das elektrische Produktportfolio des Werks ab.
Die Transformation des Standorts Untertürkheim führe mittelfristig zu Veränderungen von Aufgaben und Beschäftigungsprofilen, so Mercedes-Benz weiter. Das Unternehmen unterstütze seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unterschiedlichen Maßnahmen. Der Fokus liege dabei insbesondere auf gezielten Qualifizierungsprogrammen im Bereich Elektromobilität und Digitalisierung. Allein in den letzten beiden Jahren hat Mercedes-Benz beispielsweise in den MB Tech Academies in Deutschland rund 42.000 Kolleginnen und Kollegen rund um die Elektromobilität qualifiziert.
Am Standort Untertürkheim starte derzeit ein Pilotprojekt zur Umschulung von Beschäftigten aus der Produktion zu Data Specialists. Die Reduzierung der Serienproduktionsumfänge konventioneller Antriebe werde am Standort Untertürkheim auch zu personellen Anpassungen führen. Die oberste Priorität sei, die strukturellen und personellen Anpassungen im Hinblick auf die betroffenen Arbeitsplätze sozialverträglich zu gestalten.
Der neue Mercedes-Benz eCampus umfasst eine Fläche von mehreren Fußballfeldern (mehr als 30.000 qm) und verfolge ein ganzheitliches Gebäudekonzept, das dem Nachhaltigkeitsanspruch von Mercedes-Benz gerecht werden soll. Die Schonung von Ressourcen und die Senkung des Energieverbrauchs sollen dabei tragende Säulen bilden. Etwa 60 Prozent der Dachfläche sollen als Teil eines Programms zum Ausbau erneuerbarer Energien mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden, die die Halle mit regenerativer Energie versorgen können. Die gesamte Dachfläche werde begrünt. Wie schon in der Factory 56 in Sindelfingen komme in der Fassade Recycling-Beton zum Einsatz, der aus Abbruchmaterial hergestellt wurde. Der Einsatz von reversiblen Wärmepumpen und Kältespeichern ermögliche eine nachhaltige Wärmeversorgung und Klimatisierung der Halle.
Hybridkühltürme sollen die Effizienz bei der Wasserversorgung erhöhen. Mercedes-Benz produziert seit diesem Jahr in allen eigenen Werken weltweit CO2-neutral und bezieht in Deutschland zudem seit diesem Jahr Strom, der ausschließlich aus regenerativen Quellen stammt. Darüber hinaus strebt das Unternehmen an, generell die Erzeugung von erneuerbarer Energie an seinen Standorten zu erhöhen.
Quelle: Mercedes-Benz – Pressemitteilung vom 31.05.2022