Mercedes-Benz legt Grundstein für deutsches Batterie-Recycling

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Mercedes-Benz

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

Der Autohersteller Mercedes-Benz hat vor wenigen Tagen am Standort Kuppenheim im Rahmen eines Festakts den symbolischen Grundstein für eine Batterie-Recyclingfabrik gelegt. Das Unternehmen will damit sein Ziel untermauern, eine nachhaltige Schließung des Wertstoffkreislaufs von Batterien darzustellen und den Ressourcenverbrauch deutlich zu reduzieren. Für die erste Stufe der Anlage – die mechanische Zerlegung von Batterien – soll bereits ab Ende dieses Jahres die Inbetriebnahme starten, so der Hersteller in einer aktuellen Mitteilung.

Vorbehaltlich der laut Mercedes „vielversprechenden Gespräche mit der öffentlichen Hand“ soll die Pilotfabrik nur wenige Monate später durch die Hydrometallurgie komplettiert werden. Die Integration dieses Verfahrens in das Gesamtkonzept einer Recyclingfabrik soll aktuell einzigartig in Europa sein, so das Unternehmen. Mercedes-Benz investiert einen zweistelligen Millionenbetrag in den Aufbau der bilanziell CO2-neutral betriebenen Anlage, die im Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird. Diese Investition soll die Rolle des Standorts Kuppenheim im globalen Mercedes-Benz Produktionsverbund stärken und sei „ein entscheidender Schritt“ innerhalb der Geschäftsstrategie von Mercedes-Benz hin zu „Electric Only“.

Mit einer Recyclingquote von mehr als 96 Prozent entsteht hier in Kuppenheim sinnbildlich eine ‚Mine von morgen‘. Der innovative Technologieansatz ermöglicht es uns, die wertvollen Rohstoffe in neue Mercedes-Elektroautos einfließen zu lassen“, sagte Jörg Burzer, Mitglied des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG, Produktion und Supply Chain Management, bei der Grundsteinlegung. „Wir bauen unsere Kompetenzen im Bereich der Batterie-Wertschöpfung konsequent aus und gehen einen wichtigen Schritt in unserer Strategie hin zu ‚Electric Only‘. Gemeinsam mit unseren Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft senden wir gleichzeitig ein wichtiges Signal der Innovationskraft in Baden-Württemberg und Deutschland für eine nachhaltige Elektromobilität.“

„Das Thema Batterierecycling ist topaktuell und von strategischem Interesse“

Ich freue mich, dass Mercedes-Benz mit der Pilotfabrik zum Batterierecycling hier in Kuppenheim eine Vorreiterrolle einnimmt und das Thema Kreislaufwirtschaft konsequent vorantreibt“, sagte Thekla Walker bei der Veranstaltung, Baden-Württembergs Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft für Batterien sei „im Hinblick auf die begrenzte Verfügbarkeit wichtiger und stark nachgefragter Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder Nickel von besonderer Bedeutung“. Zumal Krisen „wie die Corona-Pandemie oder der brutale russische Angriffskrieg auf die Ukraine unsere Abhängigkeiten von Lieferketten und Primärrohstoffen deutlich vor Augen geführt haben“. Ein vermehrtes Recycling könne helfen, diese Abhängigkeit bei kritischen Rohstoffen zu senken und somit die Resilienz der Wirtschaft zu stärken. „Das Thema Batterierecycling ist insofern topaktuell und auch von strategischem Interesse.

Michael Brecht, Betriebsratsvorsitzender des Gemeinschaftsbetriebs Gaggenau, zu dem das Werk Kuppenheim gehört, ergänzt, dass mit der Batterie-Recyclingfabrik auch der Grundstein gelegt wurde „für neue zukunftsfähige Arbeitsplätze, die bei einem erfolgreichen Betrieb weiter ausgebaut werden können.“

Rückgewinnungsquoten von mehr als 96 Prozent

Die Mercedes-Benz Batterie-Recycling-Fabrik in Kuppenheim soll künftig alle Schritte abdecken von der Zerlegung auf Modullevel, über das Zerkleinern und Trocknen bis hin zur Aufbereitung der Materialströme in Batteriequalität. Durch die Prozessgestaltung der Hydrometallurgie mit Rückgewinnungsquoten von mehr als 96 Prozent werde eine echte Kreislaufwirtschaft von Batteriematerialien möglich. Mercedes-Benz kooperiert dazu mit Technologiepartner Primobius (Joint Venture des deutschen Maschinenbauunternehmens SMS group und des australischen Projekt-Entwicklers Neometals).

Im Rahmen des übergeordneten wissenschaftlichen Forschungsprojektes durch das Karlsruher Institut für Technologie, die Technische Universität Clausthal sowie die Technische Universität Berlin werde zudem die gesamte Prozesskette des Batterierecyclings betrachtet: von der Entwicklung von Logistikkonzepten, über das nachhaltige Recycling der wertvollen Rohstoffe bis hin zur Reintegration von Rezyklat in die Herstellung neuer Batterien. Die Partner wollen damit einen wichtigen Beitrag leisten zur zukünftigen Skalierung der Batterie-Recycling-Wirtschaft in Deutschland.

Mercedes-Batterie-Kreislauf
Mercedes-Benz

Die Pilotanlage soll eine Jahreskapazität von 2500 Tonnen umfassen. Die zu recycelnden Batterien stammen von Versuchsfahrzeugen, Anlaufbatterien sowie ggf. ersten Feldrückläufern. Die zurückgewonnenen Materialien werden in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt und fließen so in die Produktion von mehr als 50.000 Batteriemodulen für neue vollelektrische Mercedes-Benz Modelle ein, so der Hersteller. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse der Pilotfabrik könnte mittel- bis langfristig eine Skalierung der Produktionsvolumina erfolgen.

Ganzheitlicher Ansatz bei der Batteriewertschöpfung

Mercedes-Benz verfolgt mit Blick auf die Kreislaufwirtschaft von Batteriesystemen einen ganzheitlichen Ansatz und betrachtet dabei drei Kernthemen: Zirkuläres Design, Werterhaltung und das Schließen des Kreislaufs. Während der Entwicklung werde das Unternehmen für jedes Fahrzeugmodell ein Konzept erstellen, in dem alle Bauteile und Werkstoffe auf ihre Eignung im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft analysiert werden. Das stoffliche Recycling der verwendeten Rohstoffe wie Lithium, Nickel und Kobalt sei ein integraler Bestandteil der Betrachtung und beginne ebenso bereits bei der Konzeption der Bauteile. Diese Betrachtung erstrecke sich über die gesamte Lieferkette von der Mine bis zum Recycling.

Dabei, wie Mercedes betont, liege auch ein hohes Augenmerk auf der Einhaltung der Menschenrechte bei den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Mercedes-Benz bietet für alle elektrischen Fahrzeuge aufbereitete Batterien als Ersatzteil an, um dem Gedanken eines geschlossenen Wirtschaftskreislaufs gerecht zu werden und Ressourcen zu schonen.

Außerdem hat Mercedes-Benz mit ihrer Tochter Mercedes-Benz Energy ein Geschäftsmodell mit stationären Großspeicheranwendungen etabliert. Batterien, die nicht mehr im Fahrzeug einsetzbar sind, lassen sich in einem 2nd-Life-Speicher weiter nutzen. Das stoffliche Recycling stehe erst am Ende des Lebens einer Batterie (welches mit 1st- und 2nd-Life insgesamt mehr als 20 Jahre dauern kann) und bilde den Schlüssel, um den Wertstoffkreislauf zu schließen.

Quelle: Mercedes – Pressemitteilung vom 03.03.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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