Es ist das berühmte Henne-Ei-Problem: wer den Güterverkehr elektrifizieren will, braucht entsprechende Fahrzeuge und Infrastruktur. Zumindest auf der Fahrzeugseite stellt sich nun nach vielen Jahren des Ankündigens zumindest eine überschaubare Angebotspalette ein. Jüngster Zuwachs: der auf der IAA Transportation vorgestellte Prototyp des MAN eTruck. Den konnte man auf der MAN eMobility Experience bereits Probe fahren – geliefert wird der batterieelektrische Brummi aber nicht vor 2024.
MAN punktet mit einem ganzheitlichen Ansatz: die Batterien für den eTruck kommen ab 2025 aus eigener Produktion, das Unternehmen engagiert sich bei Entwicklung und Aufbau der Megawatt-Ladetechnologie und -infrastruktur, und für Kunden gibt es eine 360 Grad eMobility Beratung. Diese umfasst neben der Beratung zum geeigneten Fahrzeug auch die Betrachtung kundenspezifischer Einsatzbedingungen wie Betriebsphasen einschließlich der Kostenoptimierung. „Ab Mitte des Jahrzehnts wird es wirtschaftlicher sein, batterieelektrisch zu fahren als den konventionellen Diesel„, ist Alexander Vlaskamp, Vorstandsvorsitzender von MAN Trucks & Bus, überzeugt. Schon jetzt würde der eTruck dank effizienter eingesetzter Energie jährlich bis zu 7.000 Euro einsparen.
Wesentliche Voraussetzung für viele eTrucks auf den Straßen ist aber die Infrastruktur. Im neuen Masterplan Ladeinfrastruktur II wäre zum ersten Mal auch der Aufbau der Ladeinfrastruktur für batterie-elektrische LKW enthalten, so Vlaskamp. Er schätzt den europäischen Strombedarf für E-LKWs in 2030 auf etwa 37 Terawattstunden pro Jahr. Das entspricht der mittleren Jahresstromerzeugung von rund 6.000 Windkraftwerken.
Der neue eTruck sei demnach bereits für das Megawattladen vorbereitet. Das macht ihn auch tauglich für schweren Fernverkehr mit Tagesreichweiten zwischen 600 und 800 Kilometern, zukünftig sogar bis zu 1.000 Kilometern. Bei der Anwendungsvielfalt steht der eTruck seinen Verbrennerkollegen in Nichts nach: er ist als klassischer Sattelzug für den Fernverkehr genauso geeignet wie für ein Abfallentsorgungsfahrzeug oder für die Baustellenzulieferung.
Gebaut wird der eTruck gemeinsam mit den konventionellen Fahrzeugen auf dem gleichen Band. Bis Ende 2023 werden alle relevanten Fachkräfte für die Serienproduktion des eTruck geschult. Im Nürnberger MAN Werk soll hingegen ab 2025 eine hauseigene Batteriegroßserienfertigung entstehen – geplant sind 100.000 Batteriepacks jährlich. Zum Einsatz kommt dann schon die dritte Generation der MAN Traktionsbatterien, die sich schon im Alltag bewährt haben.
Quelle: MAN – Elektrifiziert den Fernverkehr, schon das Klima und entlastet die Transportunternehmen: MAN eTruck nimmt Fahrt auf