Lithium aus der Ukraine soll den Westen versorgen

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die politische Unterstützung der USA für die Ukraine hat in den letzten Jahren viele unterschiedliche Formen angenommen. Seit dem Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 flossen Hilfen in Milliardenhöhe. Doch inzwischen geht das Engagement über kurzfristige Hilfe hinaus. Aus der Solidarität ist ein strategisches Bündnis geworden. Im Frühjahr unterzeichneten beide Länder ein weitreichendes Rohstoffabkommen. Das Ziel: Die Ukraine wirtschaftlich zu stabilisieren und gleichzeitig den USA Zugang zu wichtigen Mineralien zu ermöglichen.

Besonders im Fokus steht Lithium. Dieser Rohstoff spielt eine zentrale Rolle für Batterien und damit für die Elektromobilität. Im Rahmen des neuen Abkommens wird erstmals ein konkretes Projekt umgesetzt. In der zentralukrainischen Region Kirowohrad bereitet die Regierung in Kiew eine internationale Ausschreibung für das Lithiumfeld Dobra vor. Dieses Vorhaben markiert einen Wendepunkt in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten.

Das Dobra-Feld liegt rund 300 Kilometer südöstlich von Kiew. Es gehört zu den größten bekannten Lithiumvorkommen des Landes. Der Startschuss für die Ausschreibung fiel Mitte Juni. Die ukrainische Regierung erteilte den Auftrag, Empfehlungen für die Vergabe auszuarbeiten. Grundlage dafür ist ein Modell, das in der Rohstoffbranche als Produktionsbeteiligung bekannt ist. Dabei sichern sich Investoren stabile Rahmenbedingungen, während der Staat am Gewinn beteiligt wird.

Der US-amerikanische Konzern TechMet spielt bei diesem Projekt eine wichtige Rolle. Das Unternehmen ist auf strategische Rohstoffe spezialisiert und wird teils von Washington unterstützt. Bereits seit 2023 analysiert TechMet das Potenzial des Dobra-Feldes. Nach Einschätzung des Unternehmens ist die Lagerstätte von großer Bedeutung. Nun könnte die Entwicklung schneller voranschreiten, da die politische Grundlage mit dem neuen Abkommen geschaffen wurde. Ein Zusammenschluss von Investoren, an dem neben TechMet auch der Unternehmer Ronald S. Lauder beteiligt ist, zählt zu den Interessenten für das Projekt.

Ukraines Präsident Selenskyj sieht langfristigen Nutzen in Zusammenarbeit mit den USA

Jetzt, nach einer Überarbeitung des ursprünglichen Vertragsentwurfs, wurde das Abkommen unterschrieben. Präsident Wolodymyr Selenskyj betont den langfristigen Nutzen der Partnerschaft. Neben dem Rohstoffexport soll vor allem die heimische Wirtschaft profitieren. Ein neu geplanter Investitionsfonds soll dafür sorgen, dass die Einnahmen aus dem Abbau nicht nur ins Ausland fließen. Geplant ist eine Aufteilung: Die Hälfte der Erlöse soll in ukrainische Projekte investiert werden, die andere Hälfte in Vorhaben mit US-Beteiligung.

Die geopolitische Bedeutung dieses Schrittes ist nicht zu unterschätzen. Die Ukraine positioniert sich damit als verlässlicher Rohstofflieferant für den Westen. Gleichzeitig entsteht eine neue Grundlage für internationale Beteiligung am Wiederaufbau des Landes. Nach den Zerstörungen der letzten Jahre sind Investitionen in Infrastruktur, Industrie und Energiesektor dringend notwendig.

Für viele Investoren stellt die politische und rechtliche Stabilität in der Ukraine allerdings eine zentrale Voraussetzung dar. Das betonte auch Brian Menell, der Geschäftsführer von TechMet. Ohne klare Spielregeln, so Menell, lasse sich kein langfristiges Engagement aufbauen. Die Produktionsbeteiligung gilt deshalb als Schlüsselmodell. Sie schaffe Vertrauen und schütze Investoren vor plötzlichen Änderungen der Rahmenbedingungen.

Mit dem Dobra-Projekt beginnt ein neues Kapitel in der Beziehung zwischen Washington und Kiew. Rohstoffe wie Lithium könnten künftig nicht nur den Wiederaufbau mitfinanzieren, sondern auch zum Brückenschlag in eine engere wirtschaftliche Verflechtung führen. Für die Ukraine ist das ein wichtiger Schritt, um sich unabhängiger von russischen Lieferketten zu machen und zugleich ausländisches Kapital ins Land zu holen.

Auch für die USA ist der Zugang zu verlässlichen Rohstoffquellen von zentralem Interesse. Angesichts wachsender Spannungen mit China suchen viele westliche Länder nach Alternativen bei der Versorgung mit Lithium und anderen strategischen Mineralien. Die Kooperation mit der Ukraine könnte in diesem Zusammenhang zu einem Modell für ähnliche Partnerschaften werden.

Quelle: Frankfurter Rundschau – Ukraine beschleunigt Lithiumabbau durch US-Mineralienabkommen

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Dieter:

Schön das Herr Selenski unsere Unterstützung in dieser Art zu würdigen weis. Frieden hat Trumph zwar keinen gebracht aber den großen Reibach gemacht.

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