Die Unternehmen Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), RheinEnergie und Ford haben in Bocklemünd die innovative Ladeinfrastruktur des Projektes “MuLI” offiziell in Betrieb genommen. Mit MuLI (Multimodale Lademodul-Integration) – wird unter anderem die Bremsenergie der Stadtbahn genutzt, um Batteriebusse der KVB und zugleich Kfz mit Elektroantrieb zu laden.
Die Ladeinfrastruktur besteht aus einer Ladestation, einem Lademast für E-Busse und zwei Ladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten für Elektrofahrzeuge. Die Ladestation wiederum unterteilt sich in einen Batterieraum und einen Mittelspannungsschaltraum. Der Lademast befindet sich im Bereich der KVB-Haltestelle „Bocklemünd“, an der die Stadtbahn-Linien 3 und 4 sowie die Bus-Linien 126, 143 und 145 halten. Die Ladesäulen für Elektrofahrzeuge befinden sich im Erdgeschoss der direkt benachbarten P&R-Anlage.
In der Praxis setzt der Bremsvorgang der Stadtbahn Energie frei, die in Strom umgewandelt wird (Rekuperation). Dieser Strom wird in der Ladestation in sechs Batterie-Stacks gespeichert und für die Ladung von E-Bussen und Elektrofahrzeugen abgegeben. Durch die Zwischenspeicherung in Batterien sollen Spannungsschwankungen vermieden werden. Diese würden entstehen, wenn Straßenfahrzeuge im Schnellladeverfahren geladen werden und zugleich eine Stadtbahn anfährt. Da die KVB nach eigenen Angaben für den Stadtbahnbetrieb Ökostrom der RheinEnergie einsetzt, sei auch der durch die Rekuperation wiedergewonnene Strom Ökostrom.
Stefanie Haaks, Vorstandsvorsitzende der KVB: „Wir sind als KVB Vorreiter beim Thema Klima- und Umweltschutz in Köln. Unser Fachwissen bringen wir daher sehr gern in die Entwicklung innovativer Ladeinfrastrukturen ein, um durch Rückgewinnung und clevere Speichermöglichkeiten verwendeten Ökostrom für weitere Verkehrsmittel sozusagen nochmals einzusetzen. Solche charmanten Lösungen könnten mit den Erfahrungen aus dem Projekt MuLI auch weitere Anwendungsfälle finden.“
Im Unterschied zur bisherigen Ladeinfrastruktur für den Busbetrieb der KVB werden laut Pressemitteilung Autobatterien im „Second Life“ als Speicher eingesetzt. Die Ford-Werke haben hierfür einen Speicher aus jeweils sechs Einheiten mit 48 Batterie-modulen (à 20 Einzelzellen) zusammengeführt. Die Speicher besitzen jeweils ein Gewicht von 700 Kilogramm, sind 2,20 Meter hoch, 1,20 Meter breit, 0,60 Meter tief und haben eine installierte Gesamtspeicherkapazität von rund 300 Kilowatt-Stunden (kWh). Sie sind eingebettet in ein Energiemanagementsystem.
„Die Elektromobilität spielt eine bedeutende Rolle beim Klimaschutz. Mit flexiblen Speicherlösungen wie MuLI können wir den Ausbau der benötigten Ladeinfrastruktur in Köln noch schneller vorantreiben, indem wir auf das bereits vorhandene Stromnetz der KVB zurückgreifen. Die Technik unterstützt uns auch dabei, Spannungsschwankungen in den Stromnetzen auszugleichen, wie sie zum Beispiel durch die Erzeugung volatiler Erneuerbarer Energie entsteht”, so Dr. Dieter Steinkamp, Vorstandvorsitzender der RheinEnergie:
Ziel des Projektes MuLI sei die Demonstration eines Ladesystems mit integrierten Lademodulen für verschiedene Fahrzeugklassen. Dabei ist dessen System im Kern für die Nachladung von Batteriebussen ausgelegt. Gleichzeitig ist das multimodal ausgelegte Ladesystem an verschiedene Spannungsebenen des Wechsel- und Gleichstroms (10 kV AC, Bahn-DC) angeschlossen. Mit dem Projekt soll die technische Vereinbarkeit demonstriert werden.
Das Projektbudget umfasst insgesamt rund sechs Millionen Euro. Hierin befindet sich eine Förderung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur nach der Förderrichtlinie „Elektromobilität vor Ort“ in Höhe von 1,87 Millionen Euro. Aus der Fördersumme erhalten die Kölner Verkehrs-Betriebe rund 700.000 Euro für die Projektleitung und den Erwerb von drei E-Bussen. Die RheinEnergie wird mit rund 980.000 Euro für den Aufbau und Anschluss der Ladeinfrastruktur gefördert. Und die Ford-Werke erhalten rund 195.000 Euro für den Aufbau der Energiespeicher. In die fördertechnische Abwicklung sind die NOW GmbH – Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie – und der PtJ Projektträger Jülich im Forschungszentrum Jülich eingebunden.
MuLI erfülle Anforderungen der Nachhaltigkeit
“Mit dem Projekt MuLI werden die Anforderungen der Nachhaltigkeit in verschiedenen Dimensionen erfüllt”, heißt es weiter. Durch den Aufbau von Ladeinfrastruktur in der Fläche wird die Umstellung des Straßenverkehrs auf elektrische Antriebe möglich. Dies dient dem Klima- und Umweltschutz, solange wie im Projekt Ökostrom eingesetzt wird. Insbesondere die Umstellung der umfangreichen Pkw-Flotte ist notwendig, um den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) und Stickoxiden (NOx) zu senken. Auch die Umstellung des Busbetriebs der KVB auf alternative Antriebe diene den Zielen des Klima- und Umweltschutzes der Stadt Köln. Mit Ladeinfrastruktur nach dem Muster von MuLI werde der Aufbau eines Teils der benötigten Ladeinfrastruktur möglich sein.
Auch die Nutzung von Pkw-Batterien in der Zweitverwertung sei ökologisch sinnvoll. Somit werden die in den Batterien enthaltenen Rohstoffe nicht bereits nach dem mobilen Einsatz im Auto recycelt werden müssen. Durch das „Second Life“ wird den Investitionskosten der Batterien eine längere Nutzungsdauer gegenübergestellt. Im Prinzip werden sich die Anschaffungskosten für Pkw-Halter reduzieren oder aber Möglichkeiten der Weiterveräußerung ergeben. Dies entspreche wirtschaftlicher Nachhaltigkeit. Darüber hinaus gewinne man Zeit, um Recyclingprozesse zu verbessern und den ökologischen Fußabdruck so weiter zu minimieren.
Der Aufbau der Ladeinfrastruktur in der Fläche erfordert die Erweiterung des allgemeinen kommunalen Stromnetzes, das auf die bisherigen Haushaltsbedarfe ausgelegt ist. Dies wird eine erhebliche finanzielle und operative Kraftanstrengung bedeuten. Deshalb sei die Nutzung der vorhandenen energietechnischen Anlagen der Stadtbahn, an die nach der Blaupause von MuLI Ladeinfrastruktur in Mobilitäts-Hubs angeknüpft werden kann, wirtschaftlich nachhaltig. Es erhöht den Wert der Stadtbahninfrastruktur und vermeidet einen Teil der weiteren Aufbaukosten.
Öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur, wie die in der P&R-Anlage Bocklemünd, ermöglicht für Verkehrsteilnehmer die Nachladung von Pkw, auch wenn sie im Umfeld ihrer Wohnung keine Möglichkeit hierzu haben. Insbesondere im Geschosswohnungsbau, in dem Mieter nicht einfach Wallboxen installieren können, soll hierdurch die Umstellung der Verkehrsmittel ohne erhebliche Mehrkosten möglich werden.
Quelle: Ford Pressemitteilung