Jaguar Land Rover (JLR) verlangsamt seine Elektroauto-Einführungspläne, berichtet Automotive News. Der Grund dafür sei der nachlassende Markt für reine Elektroautos. Stattdessen lege man den Fokus auf Plug-in-Hybridfahrzeuge, wie der CEO Adrian Mardell laut dem Branchenmagazin bekannt gab. Das Unternehmen werde die Entwicklungszeiten für Elektroauto-Modelle verlängern und intensiv daran arbeiten, das Angebot an Plug-in-Hybriden zu erweitern, um der steigenden Kundennachfrage teilelektrischer Autos gerecht zu werden.
Ursprünglich hatte JLR für das Jahr 2026 die Einführung von sechs vollelektrischen Land-Rover-Modellen angekündigt. Diese Zahl wurde jedoch auf vier reduziert. Darüber hinaus sind zwei elektrische Jaguar-Modelle geplant. Automotive News zufolge betonte Mardell bei einer Telefonkonferenz Anfang Februar, dass man etwas langsamer voranschreite als ursprünglich geplant, um sicherzustellen, dass die entwickelten Fahrzeuge höchsten Standards entsprechen.
Der Range Rover Electric SUV soll das erste vollelektrische Modell von Land Rover sein und bis zum Jahr 2025 auf den Markt kommen. Ein elektrischer Range Rover Sport wird folgen, wie im Jahresbericht 2023 des Unternehmens angekündigt wurde. Beide Elektroautos werden auf derselben MLA-Plattform für große SUVs basieren wie die Verbrennungsmotor-Versionen.
Jaguar möchte elektrischen Viertürer-GT auf den Markt bringen
Die nächsten beiden vollelektrischen Land-Rover-Modelle sollen kleinere Fahrzeuge sein, die auf der kommenden EMA-Elektroplattform von JLR gebaut werden. Diese Plattform werde die aktuelle Plattform mit Verbrennungsmotor ersetzen, die für den Range Rover Evoque und den Discovery Sport verwendet wird.
JLR hatz noch nicht bekannt gegeben, um welche Modelle es sich dabei handeln wird, aber mögliche Kandidaten sind elektrische Nachfolger für den Evoque und den Velar. Eine vollelektrische Version des Defender soll ebenfalls folgen, das Unternehmen gab im Oktober bekannt, einen Defender EV in seinem Werk in der Slowakei produzieren zu wollen. Es wurde allerdings kein konkreter Zeitplan genannt, sondern nur, dass dies vor 2030 geschehen soll, britische Medien nannten das Jahr 2026 als Einführungszeitpunkt.
Der Autobauer möchte zudem die Marke Jaguar im Jahr 2025 unter anderem mit einem neuen viertürigen batterieelektrischen GT-Modell wiederbeleben, der laut Automotive News mehr als 100.000 Pfund (126.000 US-Dollar) kosten werde und auf einer separaten Jaguar Electrified Architecture (JEA) aufbaue. Ein zweites, vollständig elektrisches Jaguar-Modell sei ebenfalls geplant.
Mardell hat auch angedeutet, dass die Mainstream-Autos auf Basis der EMA-Plattform zwölf Monate nach den beiden elektrischen Range Rovern auf den Markt kommen, während die Jaguar-Modelle erst danach folgen werden. Mardell sagte, dass JLR bereit wäre, die Markteinführung des Range Rover Electric zu verzögern, um sicherzustellen, er perfekt ist. “Wenn es noch ein paar Monate dauert, bis es so weit ist, dann wird das Team das zulassen”, sagte er. JLR gab bekannt, dass sich 16.000 Personen auf die Warteliste für den Range Rover Electric gesetzt haben. Das Unternehmen hat keine Preise bekannt gegeben. Aber Richard Molyneux, Chief Financial Officer von JLR, sagte laut Automotive News auf der Bilanzpressekonferenz, dass der Preis des Elektroautos hoch genug sein wird, um die stark verbesserten Gewinnmargen des Unternehmens zu halten.
“Akzeptanz von Plug-in-Hybriden war eine ziemliche Überraschung”
Automobilhersteller haben festgestellt, dass die Nachfrage nach Elektroautos abnimmt, insbesondere im oberen Marktsegment – und das wirkt sich auf die Entwicklung aus. “Was man bei anderen OEMs gesehen hat, ist, dass das Rennen um die Elektroautos ein wenig ins Stocken geraten ist”, so Mardell. JLR habe den Nachfrage-Einbruch nach Dieselfahrzeugen durch eine Umstellung auf Plug-in-Hybride aufgefangen, die das Unternehmen nun in seiner gesamten Land-Rover-Produktpalette sowie in den Jaguar-SUVs F-Pace und E-Pace anbietet. Im vergangenen Jahr konnte JLR den Absatz von Plug-in-Hybriden in Europa stärker steigern als jeder andere Automobilhersteller. Der Absatz von Plug-in-Hybriden stieg um 68 Prozent auf 45.224 Fahrzeuge, wie Zahlen des Marktanalysten Dataforce zeigen.
“Die Akzeptanz von Plug-in-Hybriden war eine ziemliche Überraschung”, so Mardell. Und weiter: “Wir arbeiten in der Zwischenzeit hart daran, mehr Hybride auf dem Markt verfügbar zu machen.” Dem Bericht zufolge wurden die Plug-in-Hybrid-Verkäufe von JLR in den letzten Monaten durch Probleme in der Lieferkette behindert. JLR sagt voraus, dass 60 Prozent aller Verkäufe bis 2030 auf Elektroautos entfallen und bis 2036 auf 100 Prozent ansteigen werden. Auch andere Automobilhersteller sehen laut Automotive News weltweit eine sinkende Nachfrage nach E-Autos, während sie eigentlich versuchen, ein breiteres Publikum von Verbrennungsmotoren wegzubringen.
In den letzten Monaten wurden Hybridantriebe zu Bestsellern für Autokonzerne. So hat auch Ford verkündet, dass man sich ebenfalls mehr auf teilelektrische Modelle konzentrieren werde. “Hybride werden eine immer wichtigere Rolle bei der Umstellung unserer Industrie spielen und auf lange Sicht hier sein”, sagte Ford-CEO Jim Farley. Die Margen bei Hybriden lägen näher an denen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor und seien “viel höher” als die von Elektroautos. Plug-in-Hybride bleiben eine Schlüsseltechnologie für viele Automobilhersteller, um den durchschnittlichen CO2-Ausstoß zu senken. Umweltgruppen beklagen jedoch, dass die Emissionen dieses Antriebs in der Praxis weitaus höher sind als die im Labor erzielten Werte. Nach Angaben der ACEA entfielen im vergangenen Jahr 7,7 Prozent des europäischen Marktes auf Plug-in-Hybridfahrzeuge.
Automotive News Europe – Jaguar Land Rover slows EV rollout as electric car demand cools / Wirtschafts Woche – Deshalb ändert Ford seine E-Auto-Strategie / Jaguar Land Rover – Pressemitteilung vom 13.12.2023