Sinkende E-Auto-Nachfrage: Jaguar Land Rover setzt auf Plug-in-Hybride

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Jaguar Land Rover

Felix Katz
Felix Katz
  —  Lesedauer 5 min

Jaguar Land Rover (JLR) verlangsamt seine Elektroauto-Einführungspläne, berichtet Automotive News. Der Grund dafür sei der nachlassende Markt für reine Elektroautos. Stattdessen lege man den Fokus auf Plug-in-Hybridfahrzeuge, wie der CEO Adrian Mardell laut dem Branchenmagazin bekannt gab. Das Unternehmen werde die Entwicklungszeiten für Elektroauto-Modelle verlängern und intensiv daran arbeiten, das Angebot an Plug-in-Hybriden zu erweitern, um der steigenden Kundennachfrage teilelektrischer Autos gerecht zu werden.

Ursprünglich hatte JLR für das Jahr 2026 die Einführung von sechs vollelektrischen Land-Rover-Modellen angekündigt. Diese Zahl wurde jedoch auf vier reduziert. Darüber hinaus sind zwei elektrische Jaguar-Modelle geplant. Automotive News zufolge betonte Mardell bei einer Telefonkonferenz Anfang Februar, dass man etwas langsamer voranschreite als ursprünglich geplant, um sicherzustellen, dass die entwickelten Fahrzeuge höchsten Standards entsprechen.

Der Range Rover Electric SUV soll das erste vollelektrische Modell von Land Rover sein und bis zum Jahr 2025 auf den Markt kommen. Ein elektrischer Range Rover Sport wird folgen, wie im Jahresbericht 2023 des Unternehmens angekündigt wurde. Beide Elektroautos werden auf derselben MLA-Plattform für große SUVs basieren wie die Verbrennungsmotor-Versionen.

Jaguar möchte elektrischen Viertürer-GT auf den Markt bringen

Die nächsten beiden vollelektrischen Land-Rover-Modelle sollen kleinere Fahrzeuge sein, die auf der kommenden EMA-Elektroplattform von JLR gebaut werden. Diese Plattform werde die aktuelle Plattform mit Verbrennungsmotor ersetzen, die für den Range Rover Evoque und den Discovery Sport verwendet wird.

JLR hatz noch nicht bekannt gegeben, um welche Modelle es sich dabei handeln wird, aber mögliche Kandidaten sind elektrische Nachfolger für den Evoque und den Velar. Eine vollelektrische Version des Defender soll ebenfalls folgen, das Unternehmen gab im Oktober bekannt, einen Defender EV in seinem Werk in der Slowakei produzieren zu wollen. Es wurde allerdings kein konkreter Zeitplan genannt, sondern nur, dass dies vor 2030 geschehen soll, britische Medien nannten das Jahr 2026 als Einführungszeitpunkt.

Der Autobauer möchte zudem die Marke Jaguar im Jahr 2025 unter anderem mit einem neuen viertürigen batterieelektrischen GT-Modell wiederbeleben, der laut Automotive News mehr als 100.000 Pfund (126.000 US-Dollar) kosten werde und auf einer separaten Jaguar Electrified Architecture (JEA) aufbaue. Ein zweites, vollständig elektrisches Jaguar-Modell sei ebenfalls geplant.

Mardell hat auch angedeutet, dass die Mainstream-Autos auf Basis der EMA-Plattform zwölf Monate nach den beiden elektrischen Range Rovern auf den Markt kommen, während die Jaguar-Modelle erst danach folgen werden. Mardell sagte, dass JLR bereit wäre, die Markteinführung des Range Rover Electric zu verzögern, um sicherzustellen, er perfekt ist. „Wenn es noch ein paar Monate dauert, bis es so weit ist, dann wird das Team das zulassen“, sagte er. JLR gab bekannt, dass sich 16.000 Personen auf die Warteliste für den Range Rover Electric gesetzt haben. Das Unternehmen hat keine Preise bekannt gegeben. Aber Richard Molyneux, Chief Financial Officer von JLR, sagte laut Automotive News auf der Bilanzpressekonferenz, dass der Preis des Elektroautos hoch genug sein wird, um die stark verbesserten Gewinnmargen des Unternehmens zu halten.

Sinkende E-Auto-Nachfrage: Jaguar Land Rover setzt verstärkt auf Plug-in-Hybride
Neben dem E-Pace bietet Jaguar auch den F-Pace als Plug-in-Hybrid-Modell an. Aufgrund steigender Nachfrage möchte Jaguar Land Rover künftig noch mehr teilelektrische Fahrzeuge auf den Markt bringen | Bild: Jaguar Land Rover

„Akzeptanz von Plug-in-Hybriden war eine ziemliche Überraschung“

Automobilhersteller haben festgestellt, dass die Nachfrage nach Elektroautos abnimmt, insbesondere im oberen Marktsegment – und das wirkt sich auf die Entwicklung aus. „Was man bei anderen OEMs gesehen hat, ist, dass das Rennen um die Elektroautos ein wenig ins Stocken geraten ist“, so Mardell. JLR habe den Nachfrage-Einbruch nach Dieselfahrzeugen durch eine Umstellung auf Plug-in-Hybride aufgefangen, die das Unternehmen nun in seiner gesamten Land-Rover-Produktpalette sowie in den Jaguar-SUVs F-Pace und E-Pace anbietet. Im vergangenen Jahr konnte JLR den Absatz von Plug-in-Hybriden in Europa stärker steigern als jeder andere Automobilhersteller. Der Absatz von Plug-in-Hybriden stieg um 68 Prozent auf 45.224 Fahrzeuge, wie Zahlen des Marktanalysten Dataforce zeigen.

„Die Akzeptanz von Plug-in-Hybriden war eine ziemliche Überraschung“, so Mardell. Und weiter: „Wir arbeiten in der Zwischenzeit hart daran, mehr Hybride auf dem Markt verfügbar zu machen.“ Dem Bericht zufolge wurden die Plug-in-Hybrid-Verkäufe von JLR in den letzten Monaten durch Probleme in der Lieferkette behindert. JLR sagt voraus, dass 60 Prozent aller Verkäufe bis 2030 auf Elektroautos entfallen und bis 2036 auf 100 Prozent ansteigen werden. Auch andere Automobilhersteller sehen laut Automotive News weltweit eine sinkende Nachfrage nach E-Autos, während sie eigentlich versuchen, ein breiteres Publikum von Verbrennungsmotoren wegzubringen.

In den letzten Monaten wurden Hybridantriebe zu Bestsellern für Autokonzerne. So hat auch Ford verkündet, dass man sich ebenfalls mehr auf teilelektrische Modelle konzentrieren werde. „Hybride werden eine immer wichtigere Rolle bei der Umstellung unserer Industrie spielen und auf lange Sicht hier sein“, sagte Ford-CEO Jim Farley. Die Margen bei Hybriden lägen näher an denen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor und seien „viel höher“ als die von Elektroautos. Plug-in-Hybride bleiben eine Schlüsseltechnologie für viele Automobilhersteller, um den durchschnittlichen CO2-Ausstoß zu senken. Umweltgruppen beklagen jedoch, dass die Emissionen dieses Antriebs in der Praxis weitaus höher sind als die im Labor erzielten Werte. Nach Angaben der ACEA entfielen im vergangenen Jahr 7,7 Prozent des europäischen Marktes auf Plug-in-Hybridfahrzeuge.

Automotive News Europe – Jaguar Land Rover slows EV rollout as electric car demand cools / Wirtschafts Woche – Deshalb ändert Ford seine E-Auto-Strategie / Jaguar Land Rover – Pressemitteilung vom 13.12.2023

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Felix Katz

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Felix Katz liebt alles, was vier Räder und einen oder gleich mehrere Motoren hat. Nicht nur Verbrenner, sondern vor allem Elektroautos haben es ihm angetan. Als freiberuflicher Autojournalist stromert er nicht nur fast jeden Tag umher, sondern arbeitet seit über zehn Jahren für viele renommierte (Fach-)Medien und begleitet den Mobilitätswandel seit Tag eins mit.

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Mr.Hu:

Ein E-Auto setzt sich gegen Verbrenner durch. War damals sensationell. Aber wenn Leute, die ein Produkt nie benutzt haben, es schlechtreden wollen, finde ich das ziemlich anmaßend.

Philipp:

Software, Verbrauch und Ladeleistung waren schon damals sie nicht führend, aber die meiste Konkurrenz auch nicht unbedingt weiter.
Mittlere SUV in 2019: Wie viele gab es denn damals? Heute das breiteste Segment, aber damals sehr überschaubare Konkurrenz, die einfach noch weniger boten. „Der Einäugige unter den Blinden“ ist sicher übertrieben, aber du weißt was ich damit andeuten will.

Philipp:

Software, Verbrauch und Ladeleistung sind aktuell einfach nicht mehr zeitgemäß. Schon damals waren sie nicht führend, aber die Konkurrenz auch nicht unbedingt weiter.
Heute mit 800V, 3C und einer perfekten Ladeplanung würde ich keinem mehr empfehlen so viel Geld für nicht mehr aktuelle Technik auszugeben.

Ralf:

… nach 2 1/2 Jahren und 65.000km fährt es sich mit dem nach Ihrer Meinung ‚technisch komplett überholten‘ I-Pace immer noch erstaunlich gut:
gute Verarbeitung, hoher Fahrkomfort, Zuverlässigkeit, realistische Reichweite im Sommer 400km, im Hochwinter 300km, ….. einzig die Ladeleistung von 50-100 kW lässt zu wünschen übrig und ist bei neueren Modellen besser wenns die Ladesäule hergibt ….
welche Konkurrenz ist denn nun schon so weit enteilt ?

Pheaton:

Also, nach meiner Meinung sollten wir uns im Augenblick nach dem Markt richten. Und das bedeutet, die Nachfrage nach neuen Autos ist schleppend und noch schleppender ist die Nachfrage nach BEV. Und das ist die Realität. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass die Hersteller auf Hybride, Mhev; Phev Antriebskonzepte setzen. Alleine das Statement vom Mercedes Chef von gestern überall lesbar, Autohaus, Kfz – Betrieb oder Automobilwoche beschreibt die aktuelle Situation.

Mr.Hu:

Nicht überzeugend? 2019 hat der i-Pace nach meiner Erinnerung das „Goldene Lenkrad“ in der Kategorie mittlere SUV bekommen und hat sich gegen Verbrenner durchgesetzt. Was willst du mehr?

Philipp:

Jaguar hat nur den I-Pace. Der war schon zum Release nicht wirklich überzeugend und ist heute technisch komplett überholt in seiner Klasse.
Wenn also Jaguar keine Weiterentwicklung vorantreibt, dann fallen die Verkaufszahlen nunmal ernüchternd aus.
Jetzt auf Hybride zu setzen ist daher ein deutlicher Rückschritt.

Markt im Premiumsegment ist genug vorhanden, nur ist die Konkurrenz nun weit weit enteilt.

Pheaton:

Das wundert mich nicht. Mazda oder Toyota haben das Spiel mit 100% auf E – Mobilität zu setzten nicht mit getragen und kein Wunder das die beiden Marken sehr erfolgreich das Jahr 2023 überstanden haben. Das künstliche pushen der E Mobilität was in Frankreich gerade umgesetzt wird, dass wird den E – Gebrauchtwagenmarkt ziemlich belasten. Warten wir mal ab, wenn die Leasingzeit abgelaufen ist und die Fahrzeuge zurückkommen.

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