Setzen wir doch mal das Elektroauto-News.net-Tagebuch zur Formel E und I-PACE eTROPHY in Berlin mit Part #2 fort. Nach dem Besuch der Britischen Botschaft am Donnerstagabend hieß es Kräfte sammeln und ausruhen; denn Freitagmorgen sollte es ernst werden. Die Berliner Rennstrecke wartet auf uns, der I-PACE wollte Probe gefahren werden und den ein oder anderen exklusiven Einblick hinter die Kulissen der Jaguar I-PACE eTROPHY sollte es auch noch geben.
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Wie du dir aber sicherlich denken kannst, bist du ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht diese Einblicke aufzunehmen. Einfach weiterlesen, Fotos betrachten und fühlen, als ob man direkt dabei gewesen ist. Eins noch vorab. Für einen ausführlichen Test- und Fahrbericht, wie du diese von uns gewohnt bist, hat schlicht und einfach die Zeit gefehlt. Dennoch zeigen wir uns recht zuversichtlich, dass wir diesen in Zukunft nachholen können.
Man muss mich nicht zweimal zur Testfahrt des Jaguar I-PACE bitten…
Aufstehen, Auto-Schlüssel in Empfang nehmen und einsteigen in den Jaguar I-PACE. So sollte doch eigentlich jeder Morgen beginnen. Ist aber natürlich nicht immer der Fall. Daher hat es mich umso mehr gefreut, dass ich den E-SUV von Jaguar nun erstmalig Probe fahren durfte. Noch dazu in unserer Hauptstadt Berlin – wobei der Verkehr dort zeitweise schon ein wenig an den Wilden Westen erinnert hat. Aber dazu in einem späteren Abschnitt mehr.
Entstanden auf einem weißen Blatt Papier
Bevor ich mich auf das eigentliche Fahrgefühl einlasse, möchte ich zunächst ein paar Worte zum Design und Auftreten des Elektroautos von Jaguar verlieren. Denn in diesem Zusammenhang musste ich an Felix Bräutigam, Chief Commercial Officer Jaguar Land Rover, und seine Aussage in der Britischen Botschaft, denken.
Dieser gab zu verstehen, dass eigentlich alle Ikonen mit einem reduzierten, eleganten Design geboren wurden. Sie positionieren sich dadurch als zeitlose Klassiker, dass man bei deren Design an einem Punkt angelangt ist, an dem es nicht mehr darum geht, was kann ich noch hinzufügen an Akzenten und Details. Vielmehr gehe es darum, dass gutes Design dann erreicht ist, wenn man nichts mehr weglassen kann. Gutes Design von Autos ist laut Bräutigam also durch Eleganz und Purismus geprägt.
Etwas was man durchaus auch beim Jaguar I-PACE erkennen kann, der im März 2018 seine Weltpremiere feierte. Auf den ersten Blick sieht man, dass die Designer, Ingenieure und das gesamte Team von Jaguar den E-SUV von Grund auf neu erdacht haben. Durch den Wegfall des Verbrenner-Motors profitierte man von dem 4,68 Meter langen I-PACE eine Form mit kurzen Überhängen zu verpassen, deren Praktikabilität von einem 2,99 Meter langen Radstand unterstützt wird. Das wiederum führt zu einer nach vorne gesetzten Fahrgastzelle und viel Platz auf der Rückbank und im Kofferraum.
Das seitliche Profil der elektrifizierten Raubkatze kommt schon etwas ungewohnter daher, als man es von anderen Fahrzeugen – ob Verbrenner oder E-Auto – gewohnt ist. Langer Radstand, kurze Ãœberhänge, Details wie elektrisch ein- und ausfahrbaren Türgriffe, sowie einen im Vergleich zum F-PACE um 130 Millimeter gesunkenen Schwerpunkt in Verbindung mit der coupéhaften Dachlinie. Besonders deutlich werden die Raubkatzen-Gene, wenn man die optionale Luftfederung auf das niedrigste Niveau einstellt (90 Millimetern Spielraum). Hier mutet der I-PACE schon fast an, als ob er zum Sprung ansetzen möchte.
Kantig auf den Punkt kommt das Heck des I-PACE daher. Die einzige ersichtliche Rundung am Heck ist die Heckscheibe, welche sich unter einem offenen Dachspoiler einfügt. Dieses Design-Detail erscheint genauso durchdacht, wie der Diffusor und die kleinen Öffnungen, durch die Luft leichter aus den hinteren Radkästen entweichen soll. Fehlen dürfen natürlich nicht die prägnanten Rückleuchten, welche es verstehen den Jaguar in ihrer Mitte einzufangen.
Sicherlich ein Fahrzeugdesign, welches aufzufallen weiß und auch zu Diskussionen führen kann. Sicherlich auch gewollt. Aber nicht nur aus Design-Sicht ergibt es einen Sinn, dass der I-PACE ohne große Ecken und Kanten auskommt. Windschnittig lautet in diesem Fall das Zauberwort. Wie sonst sollte der E-SUV von Jaguar einen cW-Wert von 0,29 hervorbringen. Ein Wert, welcher es dem E-Auto leicht macht, ordentlich Strecke rein elektrisch zurückzulegen – in der Praxis sollen bis zu 340 Kilometer realistisch sein.
Purismus und Eleganz treffen auch im Inneren aufeinander
Wenig Knöpfe, aufgeräumtes Design, Konzentration auf das Wesentliche. All dies spiegelt sich auch im Inneren des I-PACE wider. Bereits beim Einsteigen merkt man, dass Platz kein Thema ist. Im Gegenteil Raum ist durchaus vorhanden. Angefangen beim 656 Liter fassenden Kofferraum, welcher sich durch das Umlegen der Rückbank auf 1.453 Liter erweitern lässt. Aber auch im vorderen Bereich des Elektro-SUV muss man nicht auf Platz verzichten.
Durch den Wegfall des Kardanwellentunnels entsteht Platz für ein 10,5 Liter großes Staufach in der Mittelkonsole und für zahlreiche Ablagefächer. Das Platzangebot auf der Rückbank wirkt trotz des Panoramadaches selbst für Großgewachsene überzeugend. Jürgen Vogel gab zu diesem am Tag zuvor zu verstehen, dass vom I-PACE vor allem seine jüngste Tochter überzeugt sei. Da sie durch das Panoramadach die Natur beobachten können, bevor sie friedlich in den Schlaf abtaucht. Nach meiner Fahrt mit dem I-PACE kann man diese Aussage durchaus unterschreiben.
Anzumerken ist, dass das Panoramadach sich zwar nicht öffnen lässt, aber durchaus durch seine Größe zu beeindrucken weiß. So zieht es sich beinahe über die gesamte Dachfläche. Wie auf den Fotos zu sehen ist es abgedunkelt und soll UV-Strahlen absorbieren, damit es im Innenraum nicht zu heiß wird.
Auffällig sind im Bereich der Mittelkonsole der 5-Zoll große untere und 10-Zoll großen HD Infotainment-Bildschirm auf der zweiten Ebene. Als Fahrer kann die Aufmerksamkeit dennoch voll auf die Straße gerichtet bleiben. Denn als Fahrer des I-PACE gibt es noch ein digitales 12,3 Zoll Instrumenten-Display oberhalb des Lenkrads. Auf diesem bekommt man beispielsweise Geschwindigkeit, eine 3-D Kartendarstellung oder die aktuelle Route angezeigt. Farblich hervorgehoben wird der jeweils aktuell gewählte Fahrmodus.
Leider nicht im Detail testen konnte ich das „Touch Pro Duo“ Infotainment System mit seinen „Smart Settings“. Laut Jaguar merkt sich dies Fahrsituationen und findet die ideale Route, welche anhand der Nutzerdaten die generierte Reichweite maximiert und zeigt Lademöglichkeiten auf der Route an. Des Weiteren erinnere sich das System an Gewohnheiten und Präferenzen verschiedener Nutzer anhand verbundener Telefone oder Schlüssel, stellt die Sitzposition ein, heizt vor, spielt häufig frequentierte Musik oder kühlt die Sitze. Definitiv kein Must-Have, aber sicherlich ein Nice-to-Have im Alltag.
Ãœberzeugt hat zudem das Head-Up-Display des I-PACE, welches nicht auf eine ausfahrbare Scheibe projiziert wurde, wie man es aus anderen Fahrzeugen kennt. Vielmehr projiziert der E-SUV bspw. die aktuelle Route direkt auf die Frontscheibe und macht es dem Fahrer so noch leichter die Umgebung im Blick zu behalten.
Von null auf hundert in …
Von null auf hundert in gefühlten drei Sekunden. Nicht wirklich, denn in Berlin selbst konnte ich natürlich nicht die Sprint-Qualitäten des I-PACE testen – oder zumindest nur kurz. Leider. Denn eins ließ dieser durchaus schon beim reinen Antippen des Strom-Pedals vermuten: Power pur. Mag daran liegen, dass der I-PACE eine ähnliche Antriebstechnologie wie der Formelwagen I-TYPE 3 besitzt. Binnen weniger Sekunden geht es dann in der Tat von 0 auf 100 km/h.
Im Alltag spielt die Beschleunigung und dauerhaft hohen Geschwindigkeiten eine eher untergeordnete Rolle. Insbesondere, wenn man mit einem E-Auto unterwegs ist. So ist es zwar ganz nett, dass man im Verkehr von links nach ganz rechts herüberziehen kann, bevor der Fahrer im Verbrenner nebenan überhaupt erst einmal den ersten Gang einlegen kann. Für mehr wird aber die Kraft des Fahrzeugs zumindest im Stadtverkehr dann doch nicht genutzt.
Aus diesem Grund ist der I-PACE in der Regel auch während der Testfahrt im „Komfort“-Modus durch Berlin geglitten. Eis/Schnee als Fahrmodi musste glücklicherweise nicht zum Einsatz kommen, für Eco war der Akku noch zu voll und der Dynamic-Modus durfte aber natürlich nicht fehlen.
Auf einem kurzen Stück zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor gab’s einen Kick-Down, gefolgt von einer hochfahrenden Luftfederung und die Raubkatze fing an zu sprinten. Ein Gefühl der Freude hat sich in diesem Moment eingeschlichen. In den Sitz gepresst von der Beschleunigung war der Gedanke präsent: „Ich fahr nun auf die Autobahn…“; dafür war die Zeit leider dann doch zu knapp.
Das Hotel wollte wieder angesteuert werden, damit das Shuttle zum Berliner Tempelhof noch erreicht werden konnte. Denn dort stand neben dem Freien Training der Formel E unter anderem das Qualifying der Jaguar I-PACE eTROPHY auf dem Programm.
Von der Straße auf die Rennstrecke: Jaguar I-PACE eTROPHY
Vonseiten Jaguar hat man bereits frühzeitig begonnen, gemeinsam mit der FIA Formula E, an einer zweiten elektrischen Rennserie zu arbeiten. Als Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist die I-PACE eTROPHY entstanden. Der weltweit erste Markenpokal für von Serienfahrzeugen abgeleitete Tourenwagen.
Bei den zehn Läufen der Saison 2018/19 werden bis zu zwanzig identische Modelle des elektrischen Performance-SUV in den Straßenschluchten weltweit bekannter Metropolen um Sieg und Punkte kämpfen. Auf den identischen Strecken wie auch die Formel E-Renner am selben Tag.
Eine Rennserie ohne Barriere
Aktuell sind elf I-PACE eTROPHY-Rennwagen beim Rennen in Berlin am Start. Und diese bringen ihren ganz eigenen Charme mit in die Hauptstadt. Mich hat die Rennserie von der ersten Minute an angesprochen. Was vor allem daran liegt, dass die Nähe zum Serienfahrzeug zum Greifen nah erscheint. Als Zuschauer kann man sich durchaus in die Lage versetzen in einem solchen E-Fahrzeug mitzufahren. Wohingegen dieses Gedankenspiel bei einem Formel E I-TYPE 3 nicht ganz so greifbar ist.
Des Weiteren hatte man in Berlin die Möglichkeit in die Boxengassen einzutreten, ohne ein spezielles Ticket oder extra Kosten. Gut, ich war noch ein wenig näher dran, aber alleine der „normale“ Blick auf die Fahrzeuge macht Vorfreude auf das Rennen. Die Fahrer erscheinen zum Greifen nah, die Fahrzeuge eh. Was auch daran liegt, dass den Teams daran gelegen ist die Fans abzuholen, um diesen die E-Rennserie näher zu bringen.
Doch was erwartet uns bei der Jaguar I-PACE eTROPHY? Ein typisches Rennwochenende der I-PACE eTROPHY umfasst ein freies Training, das Qualifying und ein Rennen über 25 Minuten plus eine Runde. Man muss nicht gezwungenermaßen vor Ort sein, um dem Rennen beizuwohnen. Denn die I-PACE eTROPHY wird kostenfrei von Ran.de gestreamt. Dies betrifft sowohl das Qualifying als auch das eigentliche Rennen. Aber ganz ehrlich, wer live dabei sein kann, der sollte es auch sein. Denn nur dort kommt wahres Rennfeeling auf.
Ein Gefühl, welches dem elektrifizierten Motorsport doch immer wieder abgesprochen wird. Aber es ist eben doch vorhanden. Nur ein wenig anders. Und das ist gar nicht so verkehrt. Es gibt eben eine andere Zielgruppe als bei anderen Motorsportveranstaltungen mit lauten, aufheulenden Motoren. Statt eingefleischter Hardcore-Fans, welche im Regen auf die brummenden Verbrenner warten, welche die nächste Kurve anpeilen, geht es eben ein wenig leiser zu.
Familien mit Kinder, Motorsportbegeisterte, Fans der E-Mobilität, und und und… all dies läuft im Berliner Tempelhof ein, um eben nicht nur die Formel E greifbar nah zu erleben. Sondern auch, um der I-PACE eTROPHY einen Besuch abzustatten. Und es scheint sich zu lohnen, wie verschiedene Personen am Freitag zu berichten wussten. Und persönlich bin ich mir sicher, dass es beim Rennen am heutigen Samstag noch einen Ticken voller, spannender und abwechslungsreicher wird.
E-Mobilität zum Greifen nah, für jedermann
Neben punktuellen Berührungspunkten im Alltag mit der E-Mobilität für die Menschen bieten die Rennserien Formel E und I-PACE eTROPHY eine großartige Möglichkeit einen Blick auf das große Ganze zu erhaschen. Elektromobilität wird greifbarer und kann beinahe spielerisch erkundet werden. Ein Punkt, der auch für das Jaguar Team selbst spricht. Der Ehrgeiz vorne mit dabei zu sein ist vorhanden, aber zunächst einmal will man E-Mobilität lernen und das gewonnene Wissen auf die Straße übertragen. Wie es beim ersten E-Auto von Jaguar dem I-PACE bereits der Fall war.
Gelernt hat auch Célia Martin in ihrer ersten Saison schon einiges. So zeigte sich die junge Französin begeistert vom spritzigen Antrieb und dem überzeugenden Bremsverhalten des I-PACE – sowohl auf der Strecke, als auch auf der Straße. Dabei verschließt sie sich nicht dem direkten Vergleich mit Jaguar-Verbrennermodellen, welche sie von ihren Fahrten auf dem Nürburgring nur allzu gut kennt.
Célia Martin qualifizierte sich am gestrigen Freitag für das deutsche Viessmann eTROPHY Team Germany auf Platz 3 der Amateure und insgesamt auf Platz 8. Man darf gespannt sein, wie sie beim Rennen selbst abschneiden wird.
Eine bezahlte Zusammenarbeit/Kooperation mit Jaguar