Innovatives Löschsystem für brennende E-Auto-Batterien

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Rosenbauer

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Das auf Brand- und Katastrophenschutz spezialisierte Unternehmen Rosenbauer bringt ein neues Löschsystem für brennende Fahrbatterien von Elektroautos auf den Markt. Mit dem System sollen Hochvolt-Batterien auf Basis der Lithium-Ionen-Technologie sicher und effizient gelöscht werden können. Es ermögliche eine direkte Kühlung der Batteriemodule bzw. der Zellen innerhalb der Module und damit einen schnellen Stopp der Kettenreaktion der durchgehenden Zellen, welche auch als Thermal Runaway bekannt ist.

Die Sicherheit der Einsatzkräfte stand bei der Entwicklung an erster Stelle und werde dadurch erreicht, dass sich die Bediener nur für sehr kurze Zeit in der Nähe des brennenden Fahrzeuges aufhalten müssen und das System aus sicherer Entfernung aktivieren können. Das Löschsystem bringe das Löschwasser genau dorthin, wo es benötigt wird: zur Kühlung der Zellen und Module in das Akkugehäuse. Dadurch werde ressourcenschonend gelöscht und die Ausbreitung der Rauchgase auf ein Minimum reduziert.

Das System besteht aus zwei Hauptbestandteilen: Einer Lösch- und einer Bedieneinheit, welche mit Schläuchen miteinander verbunden werden. Die Löscheinheit wird am Akku positioniert und, sofern notwendig, an der Karosserie oder anderen Punkten abgestützt. Die bevorzugte Position ist zwischen Fahrbahn und Fahrzeug, wenn das Fahrzeug auf allen vier Rädern steht. Es ist auch möglich, das System über den Innen- und Kofferraum bzw. bei seitlich oder am Dach liegenden Fahrzeugen von der Oberseite eindringen zu lassen.

Aktiviert wird das System über die Bedieneinheit mit ausreichend Abstand zum Fahrzeug (etwa 8 Meter). Der Löschdorn wird mit einer Kraft von mehreren Tonnen in den Akku getrieben und das Löschwasser durch die perforierte Löschlanze direkt im Inneren des Akkus ausgebracht. Das Wasser füllt das Akkugehäuse vollständig und soll damit zu einer effizienten Kühlung führen. Die Wassermenge eines normalen TLF/HLF soll ausreichen, um den Löscherfolg sicherzustellen. Für die Versorgung mit Löschwasser ist eine Normaldruck-Pumpe ausreichend.

Elektroauto-Brand-Löschen-Rosenbauer
Rosenbauer

Nachdem der Akku soweit gekühlt wurde, dass die Zelltemperatur in einem sicheren Bereich liegt, ist das Fahrzeug für den Abtransport bereit, wie Rosenbauer mitteilt. Das Löschsystem kann während des Transports (und am Quarantäneplatz) im Akku verbleiben. Dadurch lässt sich jederzeit rasch wieder Wasser in das Akkugehäuse einbringen, und zwar unabhängig davon, ob das Fahrzeug mit einem Abrollbehälter Mulde oder auf einem Abschleppfahrzeug mit Brandbegrenzungsdecke transportiert wird.

Das System wurde in zahlreichen Brandtests von Rosenbauer mit unterschiedlichsten Akkubauweisen (Pouch-, Prismatische und Rundzellen) in verschiedenen Fahrzeugplattformen getestet. Zusätzlich haben laut dem Unternehmen mehrere Werk-, Berufs- und freiwillige Feuerwehren in Europa das System seit Monaten mit ihrer Einsatztaktik, Einsatztechnik und ihren Mannschaften getestet und dabei zeigen können, dass es mit den bestehenden Ressourcen und Taktiken kompatibel sei.

Wir haben uns sehr gefreut, mit Rosenbauer zusammen das Löschsystem mit zu entwickeln und testen zu dürfen, sowie auch an der Verbesserung und Weiterentwicklung mitwirken zu können“, sagt Patrick Looß, Leiter Werkfeuerwehr Securitas Fire & Safety bei Porsche Leipzig. Das Löschsystem zählt seiner Meinung nach „nach dem heutigen Stand zu einem der besten und innovativsten seiner Art, um die Ausbreitung eines Batteriebrandes einzudämmen“. Die Bedienung sei sehr anwenderfreundlich und effektiv. „Das System ist aus meiner Sicht für jede Feuerwehr ein Must-have“, so Looß.

Das Löschen von Akkus ist ein wichtiger, auch gesellschaftlicher Beitrag zum sicheren Umgang mit Elektromobilität. Deshalb unterstützt der VDA/VDIK das Thema. Hersteller wie z.B. Opel, Volkswagen, BMW, Volvo, Tesla und Audi haben in den zurückliegenden zwei Jahren für die wichtigen und notwendigen Brandversuche Akkupakete neuester Generation sowie komplette Fahrzeuge zur Verfügung gestellt“, erklärt Jürgen Peitz, Leiter des VDA & VDIK interdisziplinierten Arbeitskreises Retten von Personen aus verunfallten Fahrzeugen. Die beste Methode, um Schadstoffe in der Luft und Löschwasser zu vermeiden, sei schnell und effizient zu löschen. „Und das in Verbindung mit einer für Feuerwehren möglichst sicheren Anwendung gewährleistet das Rosenbauer Löschsystem“, so der Brandexperte. Das neue Rosenbauer Akku-Löschsystem kann ab sofort bestellt werden und soll ab Anfang kommenden Jahres ausgeliefert werden.

Quelle: Rosenbauer – Pressemitteilung vom 07.10.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Alo:

Das hört sich richtig gut an. Wenn es, wie beschrieben funktionieren würde, könnte dieses spezielle Lösch System größere Schäden verhindern. Vor allem in Tiefgaragen, die oft umständlich zugängig sind.

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