Nach Jahren des Erfolgs läuft es bei Hyundai seit einigen Monaten unrund, so leitet die Automobilwoche ein aktuelles Interview mit dem (nicht mehr ganz so) neuen Deutschlandchef von Hyundai ein, Ulrich Mechau. „Ein neuer Chef macht Dinge anders und setzt auch neue Impulse“, sagte Mechau dem Fachblatt. Was auch dringend geboten ist, da sich die gesamte Autoindustrie in einem schwierigen Umfeld befindet, zwischen gesunkener Kauflaune, durch Kriege und die Pandemie beeinflusste Lieferketten und der Transformation zur Elektromobilität.
Hyundai sei „als Marke an dem Punkt angekommen, wo wir in einigen Bereichen, wie der EV-Technik, zum Marktführer geworden sind“, so Mechau. Das allerdings werde der koreanischen Marke in Deutschland derzeit zum Verhängnis, da hierzulande, anders in den meisten anderen Ländern, der Elektroautomarkt besonders stark eingebrochen ist, „um ein Drittel“, wie Hyundais Deutschlandchef sagt. „Darunter leiden wir als eine der führenden EV-Marken überproportional mehr als viele andere Hersteller“, erklärt er, und liefert entsprechende Zahlen: Hyundai hatte demnach 2023 einen E-Auto-Anteil von 30 Prozent, während der Gesamtmarkt auf nur 18 Prozent kam. „Jetzt liegt der Gesamtmarkt nur noch bei 13 Prozent und wir bei einem EV‐Anteil von einem Fünftel“, ordnet Mechau ein.
2025, das „geprägt sein wird von den EU-Flottenemissionszielen“, rechnet sich Hyundai in Deutschland wieder bessere Zahlen aus, auch wenn es für einen bei E-Autos gut aufgestellten Hersteller wie Hyundai „eine Herausforderung“ werde, den Elektroauto-Anteil im kommenden Jahr „erneut zu erreichen und bestenfalls zu steigern“. Mechau erwartet einen harten Wettbewerb, da „der bei allen Herstellern benötigte zusätzliche Absatz nicht von selbst kommen wird, sondern mit attraktiven Konditionen stimuliert werden muss.“
Mechau wünscht sich auch eine bessere Unterstützung der Politik, äußert aber keine konkreten Maßnahmen. „Die vom Bundeskabinett beschlossene Anhebung der Preisgrenze für die Dienstwagenbesteuerung und die erhöhte Abschreibung kann nur ein erster Schritt sein“, sagt er und findet, dass Deutschland „im europäischen Vergleich im Moment sehr schwach unterwegs“ sei. Für Hyundai geht er bei den CO2-Zielen trotz allem davon aus, „dass wir es schaffen werden“.
Und wie sieht es langfristig aus? Hyundai sei „aktuell mit einem Marktanteil von 3,5 Prozent der größte asiatische Importeur“ und wolle weiter wachsen, erklärt der Deutschlandchef der südkoreanischen Marke. „Fünf Prozent sind für uns die nächste Schallmauer, die wir bis zum Ende dieser Dekade erreichen wollen“, sagt Mechau. In fünf Jahren wissen wir, ob Mechau dieses Ziel erreicht hat.
Quelle: Automobilwoche – Hyundai-Deutschlandchef Mechau: “Fünf Prozent sind für uns die nächste Schallmauer”