General Motors plant Serienstart von LMR-Akkus ab 2026

Cover Image for General Motors plant Serienstart von LMR-Akkus ab 2026
Copyright ©

Steve Fecht for General Motors

EAN Redaktion
EAN Redaktion
  —  Lesedauer 3 min

Die US-Autobauer galten lange als Nachzügler bei der Batterieentwicklung. Doch General Motors setzt mit Nachdruck zum Gegenangriff an. Sie hoffen mit einer neuartigen Zellchemie nicht nur Tesla, sondern vor allem den chinesischen Giganten CATL und BYD Paroli bieten zu können.

Die sogenannte LMR-Zelle steht dabei im Zentrum des Interesses. Die Mangan-reichen Zellen sind ein Technologiekonzept mit viel Potenzial, aber auch offenem Ausgang. Die neue Zellchemie heißt „LMR“, ein Akronym für Lithium-Manganese-Rich, also manganreiche Lithium-Zellen. Gemeinsam mit LG Energy Solution will GM sie zeitnah zur Serienreife bringen.

Die Versprechen sind groß: über 30 Prozent mehr Energiedichte, geringere Kosten und weniger Abhängigkeit von Nickel und Kobalt. Also genau jene Rohstoffe, deren Preis- und Lieferketten zunehmend geopolitisch belastet sind. Das Herz der Batterieentwicklungen von General Motors befindet sich seit Jahren im Battery Cell Innovation Center in Wallace, wo Andy Oury die Hochvolt-Themen verantwortet.

Von verschiedenen Anoden- und Kathoden-Zusammensetzungen, diversen Formulierungen des Elektrolyts bis hin zu unzähligen Ausprägungen der Stapelungen des aktiven Materials: General Motors versucht soviel Kompetenz wie möglich in den eigenen Reihen zu schaffen. Nur wenige Zulieferer wie LG Energy Solutions und Samsung SDI lässt man in der Entwicklung eng an sich heran, will Anhängigkeiten auf ein Mindestmaß zurückfahren.

Steve Fecht for General Motors

Gleiches gilt sogar für die Produktion. Denn was im Labor im Milliwattstundenbereich funktioniert, muss noch lange nicht für die Großserie für Millionen mächtiger Batterien für schwere Pick-ups und SUV pro Jahr reichen. Deshalb wird man im Battery Cell Development Center, das nur einen Steinwurf vom Innovations-Labor entsteht, bald im großen Stil funktionsfähige Prototypen produzieren. Die internen Kapazitäten zur Produktion der Entwicklungszellen in Kleinserienfertigung betragen immerhin 0,5 GWh jährlich. Es ist also genug, um die neuen Zellen unter realistischen Bedingungen auf Herz und Nieren zu prüfen und bereits früh in das normale Entwicklungsprogramm der Fahrzeuge zu übernehmen.

„Kunden wollen mehr Reichweite“

„Die Kunden wollen keine Labortechnik, sondern reale Vorteile. Sie wollen mehr Reichweite und günstigere Fahrzeuge“, so Oury. Die seriennahen LMR-Zellen sollen ab Mitte 2026 in ersten Fahrzeugen debütieren und vor allem bei schweren Pick-ups und SUVs zum Einsatz kommen.

GM hat im Hintergrund ein über Jahre gewachsenes Batterie-Entwicklungsnetzwerk aufgebaut. Von der Zellchemie über das Thermal Management bis hin zur Softwareintegration entsteht hier ein weitgehend eigenentwickeltes Gesamtsystem. „Wir sind nicht mehr nur Käufer, wir sind Mitgestalter“, sagt auch sein Kollege Tim Grewe, Direktor der Elektrifizierungsstrategie bei GM. Ein Satz, der sich gegen frühere Tesla-Dominanz richtet.

Gegenüber den Giganten aus Fernost wie CATL, BYD, aber auch Geely steht GM unter Zugzwang. Die Chinesen setzen verstärkt auf LFP-Zellen, die zwar günstiger, aber in der Energiedichte limitiert sind. BYD treibt mit der Blade Battery eine zellintegrierte Philosophie voran. CATL wiederum forscht bereits öffentlich an Natrium-Ionen-Zellen. Doch der Westen, insbesondere Europa, war bei diesen Themen bislang eher auf Beobachterposten. GM hingegen will nicht mehr nur aufholen, sondern mit LMR in eine Nische stoßen, die weder LFP noch klassische NCM-Zellen effizient abdecken.

Steve Fecht for General Motors

LMR ist dabei kein Buzzword sondern möglicherweise der Schlüssel, um das mittlere Preissegment der E-Mobilität endlich wirtschaftlich sinnvoll zu elektrifizieren. Noch sind viele Fragen offen, etwa zur Alterungsstabilität oder zur Ladegeschwindigkeit der neuen Zellen. Doch klar ist auch: Wenn General Motors das Versprechen der LMR-Zelle einlöst, könnte sich die Machtbalance im Batteriegeschäft zumindest teilweise verschieben. Und das wäre ein seltener Moment: ein US-Autobauer, der nicht nur aufholt, sondern technologisch wieder den Takt vorgibt.

Über den Autor: Fabian Mechtel, Press-Inform

Worthy not set for this post
EAN Redaktion

EAN Redaktion

Hinter dem Redaktions-Account von Elektrauto-News.net verbergen sich externe Redakteure, welche als Experten in Ihrem Bereich entsprechende Fachberichte für unser Magazin beisteuern.

Artikel teilen:

Kommentare (Wird geladen...)

Ähnliche Artikel

Cover Image for Test des Volvo EX90 – Souveränität in ihrer ruhigsten Form

Test des Volvo EX90 – Souveränität in ihrer ruhigsten Form

Sebastian Henßler  —  

Der Volvo EX90 zeigt sich als ruhiger Begleiter für lange Strecken und verbindet Stabilität, Komfort und Sicherheit mit skandinavischer Zurückhaltung.

Cover Image for „Vom Auto aufs Meer“ – Michael Jost über Ed-Tec

„Vom Auto aufs Meer“ – Michael Jost über Ed-Tec

Sebastian Henßler  —  

Ex-VW-Chefstratege Jost überträgt das Denken der Autoindustrie aufs Meer – mit Ed-Tec will er zeigen, dass Effizienz und Emotion kein Widerspruch sind.

Cover Image for In diesen 7 deutschen Städten gibt es die meisten Ladepunkte

In diesen 7 deutschen Städten gibt es die meisten Ladepunkte

Daniel Krenzer  —  

In Deutschlands Großstädten gibt es inzwischen Tausende Ladepunkte. In der Topliste schneiden zwei Städte überraschend gut ab.

Cover Image for Daimler Truck startet weitere Testphase mit Wasserstoff-Lkw

Daimler Truck startet weitere Testphase mit Wasserstoff-Lkw

Michael Neißendorfer  —  

Als Energiequelle kommt flüssiger Wasserstoff zum Einsatz, der zwar manche Vorteile gegenüber gasförmigem Wasserstoff bietet – aber auch viele Nachteile.

Cover Image for Ex-VW-Chefstratege: „Technologieoffenheit ist strategiefrei“

Ex-VW-Chefstratege: „Technologieoffenheit ist strategiefrei“

Sebastian Henßler  —  

Klare Prioritäten statt Beliebigkeit. „Technologieoffenheit klingt modern, ist aber strategiefrei“, so der ehemalige VW-Stratege Michael Jost im Gespräch.

Cover Image for Polygon Concept: Peugeot will ab 2027 Steer-by-Wire einführen

Polygon Concept: Peugeot will ab 2027 Steer-by-Wire einführen

Michael Neißendorfer  —  

Mit dem Polygon Concept zeigt Peugeot, wohin die Reise gehen könnte. Nicht nur beim Lenkrad, sondern auch Bereichen wie Nachhaltigkeit und Individualisierung.