Jaguar-Chef: „Es geht um Begehren, nicht Bedarf“

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Jaguar

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Im Rahmen eines Round-Table-Interviews im Hauptquartier von Jaguar in Coventry, Großbritannien, sprach Jaguars Managing Director Rawdon Glover ausführlich über die Neuausrichtung der traditionsreichen Marke. Dabei ging es um Jaguars klare Vision für eine elektrische Zukunft und eine neue Definition von Luxus. „Niemand kauft ein Auto, weil es elektrisch ist“, betonte Glover. „Es muss begehrenswert sein.“

Jaguar setzt demnach auf einen kompromisslosen Ansatz: Zukünftige Modelle werden ausschließlich als Elektroautos angeboten, ohne Varianten mit Verbrenner- oder Plug-in-Hybridantrieb. Der Fokus liege auf dem, was Kunden wirklich wollen: beeindruckendes Design, hochwertige Verarbeitung und herausragende Leistung. Glover zeigte sich überzeugt, dass die Elektromobilität bis Ende des Jahrzehnts den Markt dominieren wird, insbesondere durch den stetigen Ausbau der Ladeinfrastruktur in Ländern wie Deutschland.

Während Jaguar sich auf ein Preissegment ab 150.000 Euro konzentriert, betonte Glover, dass es darum geht, eine eigene Definition von Luxus zu schaffen. „Wir sprechen nicht von Chrom und Beschichtung – wir setzen auf modernes Design und Handwerkskunst.“ Gleichzeitig soll das Kundenerlebnis auf ein neues Level gehoben werden, von der Beratung im Handel bis hin zur Fahrzeugnutzung. Jaguar wird sich in den kommenden Jahren als „Akquisitionsmarke“ positionieren, insbesondere für Multi-Auto-Haushalte, die bereits Fahrzeuge von Range Rover oder Defender besitzen. Ziel ist es, Jaguar als Ergänzung in deren Sammlung zu etablieren.

Ein mutiger Schritt nach vorn und die Rolle von Land Rover

Glover räumte ein, dass Jaguar in den Jahren 2024 bis 2026 keine hohen Einnahmen erzielen wird. „Jaguar muss profitabel sein, aber das ist ein langfristiger Prozess“, erklärte er. Der Erfolg von Land Rover und der Defender-Modelle ermögliche es Jaguar, in Ruhe zu investieren. Insgesamt fließen 16 Milliarden Pfund (ca. 19 Mrd. Euro) in neue Plattformen, Technologien und die Industrialisierung. Die Basis für Jaguars Zukunft ist die JEA-Plattform (Jaguar Electric Architecture), die eine einheitliche Grundlage für alle Modelle bieten wird.

Die Transformation von Jaguar betrifft auch die Belegschaft. Mit dem Programm „Our Jaguar“ wurden die Mitarbeiter aktiv in die Neuausrichtung eingebunden. „Die Reaktion war erstaunlich“, sagte Glover. „Unsere Mitarbeiter sehen eine aspirierende Zukunft für Jaguar und sind begeistert, Teil dieses mutigen Projekts zu sein.“

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Die Produktion der neuen Modelle wird in Solihull stattfinden, während die Batterien langfristig von Agratas, der Gigafactory von Tata in Großbritannien, geliefert werden sollen. Bis dahin werde ein Interimslieferant einspringen. Technologische Details, wie die Batterietechnologie oder spezifische Ingenieurslösungen, sollen erst mit der Vorstellung der Serienmodelle bekannt gegeben werden.

Mit dieser klaren Vision und einem konsequenten Ansatz stellt sich Jaguar den Herausforderungen der Luxus-Elektromobilität und plant eine mutige Neuausrichtung, die auf Exklusivität, Emotion und Innovation setzt. Ob sie glückt, wird die Zeit zeigen müssen.


Disclaimer: Jaguar hat zum Kennenlernen der neu ausgerichteten Marke nach Coventry eingeladen und hierfür die Reisekosten übernommen. Ebenso durften wir dort vorab einen Blick auf den Jaguar Type 00 werfen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Jobr:

Dann hoffen wir, dass die Manager-Genies Jaguar nicht an die Wand fahren, wie es die Genies bei Mercedes im Moment tun.

Philipp:

„Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.“

Viel eigene Meinung habe ich aber nicht in diesem Text, zu größeren Teilen vermutlich aus einer Pressemappe, erkennen können.

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