Nachdem sich Freudenberg mit der Quantron AG die „Titanen der Autobahnen“ vorgenommen und mit Brennstoffzelle ausgestattet hat, begibt man sich nun auf hohe See. Dieses Mal setzt man allerdings auf ein Hochleistungsbatteriesystem, welches zum Einsatz kommen soll. Die Federführung hält hierbei die XALT Energy, ein Unternehmen der Freudenberg-Gruppe, inne, welche künftig die Schiffsemissionen in den Gewässern zwischen England und Frankreich senken werden. ABB Marine & Ports wählte XALT Energy aus, das Batteriesystem für den Antrieb von zwei Fähren für die britischen Fährgesellschaft P&O zu liefern.
Die Fähren setzen auf Batteriesysteme, welche Energie im Bereich von 8.816 kWh pro Schiff speichern können. Neben den bereits zwei geplanten Schiffen hat sich ABB Marine & Ports die Option auf zwei weitere Schiffe offengehalten. Ab 2023 sollen die beiden Elektro-Fähren zwischen Dover (England) und Calais (Frankreich) verkehren. Insgesamt betreibt P&O 20 Schiffe, die neben der genannten Strecke auch regelmäßig zwischen England, Schottland und Irland unterwegs sind und bis zu neun Millionen Passagiere jährlich auf diesen Routen befördern. Angedacht ist, dass die Fährschiffe auf der Guangzhou Werft in China gebaut werden.
Freudenberg gibt zu den Plänen zu verstehen, dass ABB Marine & Ports das Projekt begleiten, für die Systemintegration verantwortlich sein sowie die elektrischen Antriebssysteme liefern wird. Das erste Schiff soll bereits im Dezember 2021 ausgeliefert werden, das zweite folgt im April 2022. Ab dem Jahr 2023 sollen dann beide Fährschiffe ihren regulären Betrieb zwischen den Städten Dover und Calais aufnehmen.
“Die Leistung und Modularität der XALT-Batteriesysteme in Kombination mit einer hervorragenden Haltbarkeit haben uns überzeugt. Wir werden daher auch bei zukünftigen Projekten auf diese Batteriesysteme setzen. Ich freue mich schon auf die enge Zusammenarbeit mit XALT Energy, um die maritime Welt gemeinsam weiter zu elektrifizieren.” – Jostein Bogen, Vice President, Global Product Manager Energy Storage & Fuel Cells bei ABB Marine & Ports
Um die Energiekapazität von 8.816 kWh pro Schiff zu ermöglichen setzt man auf eine der weltweit größten Batterieinstallationen im Marinebereich. Rund 1.200 Batterien werden im Schiff zu jeweils gleichen Anteilen auf insgesamt vier Batterieräume verteilt und miteinander vernetzt. XALT Energy bringt gerade in diesem Bereich seine Erfahrungen mit ein, erfüllt strengste regulatorische Anforderungen und sorgt dafür, dass die Batterieracks den härtesten, korrosiven Umgebungen auf See widerstehen – und das bei minimaler Größe und geringem Gewicht. Angedacht ist, dass die Batterien die Dieselmotoren unterstützen und ein emissionsfreies Manövrieren im Hafen sowie das emissionsfreie An- und Ablegen des 230 Meter langen Schiffes ermöglichen. Das schont die Umwelt und spart in Kombination mit dem Diesel-elektrischen Antrieb erheblich Treibstoffkosten.
“Die Zukunft der Schifffahrt ist emissionsfrei, leise und entweder rein batterieelektrisch oder besteht aus einem Hybridsystem in Kombination mit einer Brennstoffzelle. Freudenberg kann Kunden aus der Schifffahrtsindustrie beide Arten von Systemen anbieten und damit viel Kraft, Stabilität und Leistung.” – Nils Martens, Leiter Battery & Fuel Cell Systems bei Freudenberg Sealing Technologies
Bereits im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen Entwicklungsprojekte für Busse und Kreuzfahrtschiffe mit Partnern wie FlixBus und der Meyer Werft gestartet. Im aktuellen Projekt profitiert Freudenberg abermals von der Wertschöpfungstiefe. Als Beispiel führt Freudenberg-CEO Möhlenkamp in der Vergangenheit auf, dass man die Batteriezellen selbst fertigt. Hierdurch beträgt der Wertschöpfungsanteil bei Lithium-Ionen-Akkus auf Systemebene mehr als 60 Prozent. Bei den Brennstoffzellen-Stacks sind es sogar rund 80 Prozent. Die Batterien von XALT kommen bereits heute in Stadtbussen zum Einsatz, unter anderem im New York und Los Angeles.
Quelle: Freudenberg Sealing Technologies – Pressemitteilung vom 27. Oktober 2020