Manche Dinge ergeben sich einfach zufällig, vollkommen überraschend und dennoch so überzeugend, dass man sich gar nicht verwehren kann. So würde ich auch die Einladung von Jaguar Racing zum Formel E Rennen in Monte Carlo, Monaco bezeichnen.
Eine Woche bevor das Rennen offiziell stattfinden sollte klingelte Freitagsnachmittags das Handy und mir wurde mitgeteilt, dass man mich nächste Woche beim Rennen in Monaco erwartet. Kann man da nein sagen? Meine Erfahrungen und Eindrücke beim Formel E Rennen in Monaco mit Jaguar Racing möchte ich natürlich nicht für mich behalten. Daher lasse ich dich mit diesem Beitrag daran teilhaben.
Aufgebaut ist dieser wie eine Art digitales Tagebuch, welches sowohl viele visuelle Eindrücke, als auch detaillierte Fakten sowie meine persönlichen Eindrücke enthält. Wie du im zuvor eingebundenen Inhaltsverzeichnis gesehen hast, ist es nach meinen drei Tagen vor Ort gegliedert. Lediglich das Rennen habe ich bewusst hervorgehoben. Die einzelnen Abschnitte kannst du durch Klick auf den jeweiligen Punkt im Inhaltsverzeichnis direkt ansteuern.
Tag eins – erste Berührung mit der Formel E
Jeder der sich ein wenig mit Elektromobilität und Elektrofahrzeugen auseinandersetzt, der ist sicherlich schon ein Mal mit der Formel E in Berührung gekommen. Quasi, die Königsklasse der Elektromobilität. Mittlerweile in der dritten Saison angekommen und nicht mehr nur Begegnungsstätte elektrifizierter Rennwagen, sondern teilweise Geburtsstätte für spätere Technologien des normalen Alltagsverkehrs. Aber lass dich doch einfach ein wenig von mir an die Formel E heranführen.
Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt…
Ganz ohne umplanen und Termine hin- und herschieben ging es dann doch nicht. Freitags war die Anreise gegen Mittag geplant. Sprich, ich musste bei meinem Job ein wenig mit meinen Aufgaben jonglieren, dass mir die Anreise nach Frankfurt gegen Mittag möglich war. Aber auch diese Herausforderung konnte gelöst werden.
Von Frankfurt aus ging es dann mit der Lufthansa nach Nizza. Etwas länger als eine Stunde war notwendig, um uns vom verregneten Frankfurt ins, nennen wir es Mal leicht sommerlich angehauchte Nizza zu bringen. Standesgemäß ging es mit einem Shuttle von Jaguar ins Quartier für die Nacht – das Fairmont Monte Carlo.
Das Shuttle war leider kein I-Pace. Aber ich bin mir sicher, dass zumindest ab dem nächsten Jahr, nach der Markteinführung des I-Pace, dieser als offizielles, elektrifiziertes Shuttle zu den Formel E Rennen eingesetzt wird. Wäre schade, wenn nicht.
Fairmont Monte Carlo – Meine Unterkunft in Monaco
Unterkunft für die nächsten zwei Nächte, mehr sollten wir uns dort gar nicht aufhalten, war das Fairmont Monte Carlo. Eigener Aussage nach ist es nicht nur eines der prestigeträchtigsten Resorts von Monte Carlo, sondern auch eines der größten seiner Art in Europa. Dass mit der Größe kann ich definitiv bestätigen, denn wenn man nicht ganz auf dem Plan hat, wo das eigene Zimmer ist und wie man von dort in die Empfangshalle kommt irrt man durchaus verloren durch die Gänge.
602 Zimmer, Residences und Suiten hat das Hotel im Angebot, dazu drei Restaurants eine Bar und Einkaufsmöglichkeiten sowie ein eigenes Casino. Für mich war allerdings nur das Zimmer interessant. Den Armbanduhren ab 10.000 Euro aufwärts, Leihen von Luxusschlitten mit Chauffeur und edelster Schmuck haben nicht so ganz ins Budget gepasst.
Untergebracht war ich in einem Fairmont Room, welches definitiv viel Platz bot. Von 35m² ist auf der Webseite des Hotels die Rede. Mit den zwei Doppelbetten im Zimmer hätte ich direkt noch ein paar Menschen mehr unterbringen können. Schreibtisch zum Arbeiten, sowie ein großzügiges Bad gab es natürlich auch. Minibar ebenfalls, aber ganz ehrlich bei den dortigen Preisen war ich versucht direkt ein Handtuch darüber zuwerfen, damit ich nicht schon fürs Anschauen bezahlen musste.
Mit ein wenig Fantasie oder zumindest wenn man ein wenig größer ist, konnte man sogar einen Teil der Rennstrecke zu Gesicht bekommen. Wobei ich sagen muss, dass ich dann doch ganz dankbar war das Rennen aus einer greifbareren Perspektive zu beobachten.
RE:CHARGE im Hafen von Monaco
Noch bevor mein Flug in Frankfurt am Mittag startete wurden die Pläne für den ersten Tag nochmals umgeworfen. War zunächst nur die entspannte Ankunft geplant sowie ein gemeinsames Abendessen, kam nun noch ein Besuch des RE:CHARGE Events im Hafen von Monaco hinzu.
Auf der Silver Dream, einem gar nicht mal so kleinen Boot, hat das Team von Panasonic Jaguar Racing alle eingeladen, welche an diesem Wochenende zu Gast des Teams in Monaco unterwegs waren. Es war nicht gerade wenig. Das kurz vorweg.
Neben den Gästen war auch ein Großteil des Teams, inklusive der Fahrer, anwesend. Eine gute Möglichkeit um erste Gespräche zu führen und Einblicke in die Formel E aus erster Hand zu erhalten. Interviews habe ich mit Adam Carroll und Mitch Evans nicht geführt. Allerdings war ich so frei und habe mich bei einigen mit dazu gestellt.
Mir ist vor allem die Aussage von Adam Carroll in Erinnerung geblieben, nach welcher es insgesamt, weltweit gerade einmal 300 Rennfahrer gibt, welche nur in ihrer Funktion als Fahrer von ihrem Sport leben können – Sponsoren, Werbung, usw… außen vor. Ziemlich niedrig diese Zahl, wenn man bedenkt, welche Rennklassen es weltweit gibt. Hat mit der Formel E im eigentlichen Sinne nichts zu tun, dennoch nicht so ganz uninteressant.
In Bezug auf die Formel E sind sich Carroll und Evans aber beide einig, dass das nächste große Ding wird. Aus ihrer Sicht wird die Formel E in den nächsten Jahren weiter wachsen, das Interesse dafür steigen und mit der Formel-1 gleichziehen. Das Interesse ist da diese Entwicklung anzugehen. Sowohl von Fahrer-, als auch Teamseite und von weiteren Automobiler, die einen Einstieg in die Formel E anstreben.
Auch der enge Austausch zwischen dem Jaguar Racing Team und JLR (Jaguar Land Rover) selbst wurde betont. Denn es ist in der Tat so, dass sich das Unternehmen die Erfahrungen aus dem Motorsportbereich für zukünftige Entwicklungen, Technologien und Fahrzeuge zu Nutze macht. Frei nach dem Motto: “Von der Rennstrecke auf die Straße”.
Zum Abschluss des ersten Abends ging es nach dem RE:CHARGE Event in die Buddha Bar, welche oberhalb unseres Hotels zu finden ist. Eine Location, die es versteht gutes Essen mit einer ansprechenden Bar und Lounge zu verknüpfen, dazu Musik direkt von den Turntables. Nicht der schlechteste Ort, um den Abend ausklingen zu lassen.
Tag zwei – Mittendrin statt nur dabei
Bevor ich im Detail in den zweiten Tag, den Tag des Formel E Rennens in Monaco mit Jaguar Racing starte, möchte ich einen kurzen Blick auf die Formel E, sowie die Rennstrecke von Monaco riskieren. Wer lieber direkt in den Rennalltag eintauchen möchte, der überspringt einfach die nächsten zwei Abschnitte.
Formel E – So etwas wie die Formel 1 nur elektrisch?
Diese Frage kann man mit einem deutlichen „Jein“ beantworten. Aber lass es mich versuchen. Es mutet natürlich so an, dass die Formel E einiges vom Formel-1 Flair abbekommen hat. Ist bei näherer Betrachtung allerdings nicht der Fall. In meinen Augen entwickelt sich die Formel E zum interessanteren Ereignis.
Ein großer Punkt, der aus meiner Sicht dafür spricht ist sicherlich die Tatsache, dass die Teams keinen allzu großen Einfluss auf die eigenen Fahrzeuge haben. So fahren beispielsweise alle Teams mit den gleichen Chassis und haben dadurch kaum die Möglichkeit Einfluss auf die Windströmung beziehungsweise Optimierung dieser zu nehmen.
Eine gewisse Verbindung kann man der Formel E zur Formel-1 dann natürlich dennoch nicht absprechen. Wenn man den Ursprung bedenkt nicht verwunderlich, ins Leben gerufen wurde diese auf die Initiative von Jean Todt, Oktober 2006 bis März 2008 Geschäftsführer von Ferrari und seit Oktober 2009 Präsident des Welt-Automobilverbands FIA. Seit dem 13. September wird die Formel E weltweit auf Stadtkursen ausgetragen.
Für mich ein weiterer, wichtiger Punkt. Denn dadurch geht man bewusst ein wenig weg vom steril wirkenden Charakter der Formel-1 und anderer Rennserien, welche auf Rennstrecken außerhalb der Städte ausgetragen werden. Möglich ist dies natürlich nur dadurch, dass die Formel E Fahrzeuge deutlich weniger Lärm verursachen.
Im Anfangsjahr 2014/2015 traten sämtliche Teams mit dem Spark-Renault SRT_01E an. Die von der Firma Spark Racing Technology gebauten Fahrzeuge wurden von einem Elektromotor angetrieben, der genau wie die Elektronik der Fahrzeuge von McLaren Electronic Systems, einer Tochterfirma der McLaren Group, stammte und maximal 200 kW (272 PS) leistete. Die Höchstgeschwindigkeit der Fahrzeuge war auf 225 km/h begrenzt.
Noch im Laufe der ersten Saison zeigte sich das Interesse mehrerer Hersteller in die Formel E einzusteigen. An der reglementseitigen Eingrenzung der Vorgaben Einfluss in den Bereichen Aerodynamik und Chassis vorzunehmen wurde festgehalten. Lediglich acht Hersteller durften ab der Saison 2015/2017 selbst Weiterentwicklung betreiben, jedoch nur an den Antriebskomponenten, worunter der Motor, das Getriebe und der Wechselrichter (Inverter) fallen. Auch die Hinterradaufhängung ist freigestellt.
Die Formel E befindet sich in stetiger Bewegung und Weiterentwicklung. So wurde für die Saison 2016/2017 die Energiemenge auf 33 Kilowattstunden erhöht. Im nächsten Jahr soll dann die Energiemenge auf 54 Kilowattstunden gesteigert werden, dann sollen auch keine Fahrzeugwechsel zur Rennhalbzeit mehr notwendig sein. Wobei ich persönlich gerade diesen Punkt beim Rennen äußerst spannend fand. Dazu beim Rennen mehr…
Die ursprünglich für diese Saison vorgesehene Erhöhung der Maximalleistung auf 250 kW sowie die Erhöhung der Leistung im Rennbetrieb auf 200 kW wurde auf die Saison 2018/19 verschoben. Stattdessen wurde die Maximalleistung bei der Rekuperation von 100 auf 150 Kilowatt erhöht. Man kann also festhalten, die Formel E ist in stetiger Bewegung, Entwicklung und auf der Reise ihre finale Form zu finden. Sicherlich ein Punkt, welcher den Einstieg in die elektrifizierte Rennklasse für viele Hersteller interessant macht.
Monaco – eine Rennstrecke mit Geschichte und Charakter
Seit 1929 werden in Monaco Rennen veranstaltet, seit kurzem eben auch Formel E Rennen. Hierfür setzt man auf eine verkürzte Version des Formel-1-Kurses. Gerade einmal 1,765 Kilometer, sechs linke, sechs rechte Kurven ist der Kurs lang. So fahren die E-Rennwagen nach der Start-Ziel
Seit 1929 werden in Monaco Rennen veranstaltet, seit kurzem eben auch Formel E Rennen. Hierfür setzt man auf eine verkürzte Version des Formel-1-Kurses. Gerade einmal 1,765 Kilometer, sechs linke, sechs rechte Kurven ist der Kurs lang. So fahren die E-Rennwagen nach der Start-Ziel-Geraden rechts runter in Richtung Hafen und biegen dann direkt hinter dem Tunnel auf den bekannten Streckenverlauf ab. Der inoffizielle Streckenrekord liegt derzeit um die 54 Sekunden.
Zum zweiten Mal, innerhalb der drei Saisons der Formel E fand nun ein Rennen auf dem berühmten Kurs statt, welchen schon Persönlichkeiten wie Stirling Moss, Graham Hill und Ayrton Senna befahren haben, nachdem man im vergangenen Jahr zunächst eine Pause eingelegt hat. In der ersten Saison war Buemi’s Sieg übrigens der Erste eines Formel E Fahrers, welcher die Pole-Position von Start bis Ende verteidigt hat.
Darf ich vorstellen – Jaguar Racing
Erst im September vergangenen Jahres wurde bekannt, das Jaguar den Einstieg in eine elektrisch geprägte Motorsport-Zukunft antreten würde. Mit zwei Fahrzeugen des Typs I-Type 1, Adam Carroll und Mitch Evans als Fahrer sowie Ho-Pin Tung als Reservefahrer setzt das Team auf eine Mischung aus jugendlichem Talent und langjährige Erfahrung. Weiterhin war für Jaguar Land Rover von Anfang an klar, als größter Investor im Bereich Forschung & Entwicklung in Großbritannien, die Teilnahme an der Formel E als Plattform zur Entwicklung der nächsten Generation elektrisch angetriebener Straßenfahrzeuge zu nutzen. Frei nach dem Motto: “Race to innovate”.
Der Einstieg für Jaguar Racing war nur möglich, da eines der anderen zehn Teams in der dritten Saison nicht mehr am Start sein würde. Erst zur vierten Saison soll die Anzahl der teilnehmenden Teams auf Zwölf erweitert werden. Die erste Saison sieht das gesamte Team, als Chance Fuß zu fassen im elektrifizierten Motorsport, in welchem andere Teams bereits zwei Jahre Erfahrung sammeln konnten. Die eigenen Erwartungen wurden daher nicht besonders hoch gehängt. Vielmehr steht der Anspruch im Raum sich stetig zu verbessern.
“Wir möchten auf und neben der Strecke erfolgreich sein. Wir wissen, dass es einen große Herausforderung ist, schließlich haben unsere Wettbewerber bereits zwei Jahre Erfahrungsvorsprung. Daher werden wir unseren Erwartungen in der ersten Saison auch nicht zu hoch hängen. Natürlich wollen wir am Ende gewinnen, aber wir sind auch hier um uns weiterzuentwickeln.” – James Barclay, Teamchef Panasonic Jaguar Racing Team
Wirft man einen Blick auf die derzeitige Situation, sieht man, dass Jaguar Racing nicht unbedingt unter den vorderen Positionen zu finden ist. Aber das Team entwickelt sich und das eigene Standing beständig fort. So ist von Rennen zu Rennen zu sehen, dass die Zeiten zum Führenden sich stetig verringern.
Jaguar Racing – die Fahrer: Adam Carroll & Mitch Evans
Die Fahrer von Jaguar Racing – Adam Carroll und Mitch Evans, durften wir bereits am Vorabend beim RE:CHARGE Event kennen lernen. Und schon da hatte man die Vermutung, es sind Menschen wie du und ich. Die Unnahbarkeit, welche von einigen Kollegen der Königsklasse ausgestrahlt wird, war hier nicht zu verspüren. Im Gegenteil. Man hatte das Gefühl, dass man sich sofort verstand. Nachfolgend möchte ich daher einen kurzen Blick auf die zwei Stammfahrer des Teams werfen, welches jugendliches Talent auf langjährige Erfahrung trifft.
Fangen wir beim alten Hasen des Teams an: Adam Carroll. Mittlerweile 34 Jahre alt blickt er auf eine lange Karriere auf der Rennstrecke zurück. Beginnend beim Kartsport, über die Formel 3, GP2 und A1GP bis in die IndyCar-Serie und die WEC ist er seinen Weg bis hin zur Formel E gegangen. Selbst beschreibt er es so, dass ein Traum für ihn in Erfüllung geht, als Fahrer für Jaguar Racing in der Formel E antreten zu dürfen. Handelt es sich hierbei um das Formel E-Team mit der größten Motorsport-Geschichte.
Sein Teamkollege – das jugendliche Talent – Mitch Evans ist 11 Jahre jünger als Carroll und damit derzeit 22 Jahre jung. Bei ihm begann die Motorsport-Karriere ebenfalls im Kartsport, 2015 folgte der zweite Platz beim 24 Stunden Rennen von Le Mans in der LMP2-Klasse. Neben seiner Teilnahme bei der Formel E für Jaguar Racing fährt er derzeit noch in der Formel 1-Nachwuchsserie GP2. Geht es nach ihm, dann reizt ihn vor allem das fahrerische Können, welches bei der Formel E einen noch stärkeren Einfluss auf den Rennausgang hat, als in anderen Rennsportklassen.
[headline style=”12″ align=”center” headline_tag=”h3″]Start in den Renntag – ein Streifzug durch die Boxengasse[/headline]
Nun, da du entsprechendes Hintergrundwissen über die Formel E, die Rennstrecke als auch das Team mit seinen Fahrern hast, möchte ich dich noch ein wenig tiefer mit in die Formel E nehmen: in die Boxengasse.
Direkt nach unserer Ankunft am Kurs ging es für einen Teil von uns direkt in die Boxengasse. Knapp, zwei Minuten bevor der Zugang gesperrt wurde, da das zweite freie Training anstand. Doch zuvor durften wir noch einen kurzen Blick in die Garage des Teams riskieren, bevor wir uns oberhalb dieser für die halbe Stunde, welche das Training andauerte, zurückzogen.
Von dort hatten wir direkte Sicht auf die gesamte Boxengasse und konnte die E-Rennwagen von Jaguar Racing mit Mitch Evans und Adam Carroll aus den Garagen herausschießen sehen. Was ein komisches Gefühl war. Denn irgendwie wartet man darauf, dass die Motorengeräusche erklingen und die Fahrzeuge dann ausfahren. Bei den Formel E Rennwagen wurde man dann dadurch überrascht, dass diese relativ schnell aus der Garage heraus fuhren, ohne zuvor ein Laut – oder zumindest einen wahrnehmbaren Laut – von sich zu geben.
Auf die Strecke hatte man von oberhalb der Garage keinen so großartigen Blick. War auch nicht zwingend notwendig, dank Kopfhörer und Bildschirmen war man quasi mittendrin. Und wenn man ein wenig Ausdauer beweisen konnte, konnte man sich einen Platz am hinteren Fenster ergattern, welcher einen Blick auf die lange Gerade – Boulevard Albert – freigab. Dort bekam ich auch zum ersten Mal das charakteristische Geräusch der Formel E zu hören. Ein elektrisches Schnurren der Motoren vermischt mit dem vorbeiziehenden Wind und das Abrollen der Reifen auf dem Asphalt Monacos.
Im Anschluss an das freie Training wurde die gesamte Boxengasse geöffnet. Sprich, man konnte sowohl einen Blick auf die Garage von Jaguar Racing riskieren, als auch die der Konkurrenz. Es entwickelte sich ein reges Treiben in der Boxengasse. Eine bunte Mischung aus interessierten Zuschauern, eingespannten Technikern als auch Sicherheitspersonal und Presse wohin das Auge schaute.
Für mich persönlich war es ein äußerst interessanter Eindruck das Treiben vor Ort zu beobachten. Das Gefühl selbst lässt sich kaum beschreiben, da es ein einfach ganz anders ist, als wenn man das Ganze nur am TV beobachtet. Man war in diesem Fall nicht nur Zuschauer, sondern ein Teil der Formel E und insbesondere des Teams von Jaguar Racing.
Boxenstopp in der Garage von Jaguar Racing
Denn mit dem freien Umherlaufen in der Boxengasse war noch nicht Schluss. Für uns hieß es noch einen Boxenstopp in der Garage von Jaguar Racing einlegen. Die Fahrer waren dort natürlich zu diesem Zeitpunkt nicht anzutreffen, da letzte Strategiegespräche geführt wurden. Aber der Rest vom Team war anwesend und schraubte fleißig an den Gefährten von Adam Carroll und Mitch Evans, um diese für die Qualifikation und das nachfolgende Rennen einsatzbereit zu machen.
Quasi, mittendrin statt nur dabei konnten wir sehen wie Reifen gewechselt, Teile fixiert und der Motor gekühlt wurde. Gerade letzteres war beeindruckend. Hatte ich mich zuvor noch gewundert was denn Laubbläser in einer Formel E Garage zu suchen haben, wurde mir spätestens zu diesem Zeitpunkt die Antwort darauf klar. In Verbindung mit Trockeneis und dem Gebläse aus den Laubbläsern schuf man einen eisigen Wind, welcher den gesamten Motorraum und die Batterie, von der hohen Beanspruchung auf der Strecke herabkühlte.
Weiterhin wurde dies durch den speziellen Aufbau der Batterie unterstützt, welche es gestattete die vorhandene Wärme schnell abzugeben. Was durchaus notwendig ist. Denn wie man uns von Seiten der Technik von Jaguar Racing verraten hat, ist das System so aufgebaut, dass der Motor ab einer Batterietemperatur von 58°C zunächst gedrosselt wird, bevor er beim Erreichen von 60°C komplett abschaltet. Dies dient der Sicherheit des Fahrers und des Fahrzeuges.
Daher müssen die Fahrer während des Rennens nicht nur einen Blick auf die Restreichweite der Batterie werfen, sondern auch auf die Temperatur dieser, um eine totale Abschaltung zu vermeiden. Denn trotz aller Technik oberhalb der Garage findet derzeit noch kein digitaler Austausch der Renndaten zwischen Fahrzeug und Technikteam statt. Dies fordert die Teams, ihre Fahrer und die Techniker auf einer weiteren Ebene, da man während des Rennens ständig in Kontakt steht, um Strategien festzulegen, zu verwerfen oder entsprechend auf besondere Situationen zu reagieren.
Um nochmals den Vergleich zur Formel-1 zu ziehen, welcher natürlich immer wieder aufkommt, Fahrzeug und Fahrer spielen beide eine wichtige Rolle in der Formel E, in der Königsklasse des Rennsports ist allerdings ein leichter Vorteil für das Team mit dem besseren Fahrzeug nicht von der Hand zu weisen.
Im Rennfieber – Das Formel E Rennen in Monaco
Das Highlight meines Kurztrips nach Monaco mit Jaguar Racing war sicherlich das eigentliche Rennen an sich. 51 Runden durch die Stadt, bei sonnigem Wetter und angenehmen Temperaturen. Zumindest für die Zuschauer Adam und Mitch sowie die anderen Fahrer haben dies sicherlich nicht ganz so angenehm empfunden.
Die Formel E Rennen laufen in der Regel stets nach einem festen Schema ab. Zunächst findet das Qualifying, gefolgt von der Superpole statt, bevor das eigentliche Rennen beginnt. Freie Trainings Mal außen vor, welche am frühen Vormittag stattfinden. Aber lass uns doch einfach wenig tiefer eintauchen.
Qualifying & Superpole
Entscheidend für das eigentliche Formel E Rennen ist sicherlich die Qualifikation sowie die damit verbundene Platzierung beim späteren Start. Gerade bei solch kurzen, teilweise schwierigen Strecken, an denen das überholen nicht so einfach möglich ist, ist es wichtig bereits im Qualifying eine gute Basis zu legen.
Doch hier reicht es nicht nur aus mit einem guten Fahrer, Fahrzeug und Team aufzuwarten auch Glück spielt eine Rolle. Dies ist insofern der Fall, dass die Fahrer zufällig einer der vier Qualifikationsgruppen zugelost werden. Je nach Losglück befindet man sich unter den Favoriten oder kämpft eher im Mittelfeld, beziehungsweise hinteren Teil um seine Platzierung.
Innerhalb von sechs Minuten haben die Fahrer dann Zeit ihre beste Rundenzeit für das Qualifying abzuliefern. Hierbei dürfen dann insgesamt nur zwei gezeitete Runden gefahren werden, eine mit “normaler” Leistung von 170 kW, die zweite dann mit 200 kW im sogenannten Qualifying-Modus.
Doch damit nicht genug, konnte man unter die besten fünf Fahrer fahren, steht eine weitere Qualifikationsphase an: die Superpole. Für diese treten die fünf besten Fahrer erneut gegeneinander im Einzelzeitfahren an, um die ersten fünf Startplätze unter sich auszumachen.
Schon vor dem eigentlichen Rennen bekommt man als Zuschauer einiges geboten und muss sich nicht mühsam durch den Tag schleppen, bis am Nachmittag das eigentliche Rennen beginnt.
Extra Power durch den FanBoost
Doch neben einer entsprechenden Platzierung auf den vorderen Plätzen in der Superpole ist dennoch noch alles offen. Durch den sogenannten FanBoost – ein Alleinstellungsmerkmal der FIA-Formel E-Meisterschaft – hat man als Zuschauer die Möglichkeit aktiv ins Renngeschehen einzugreifen.
Beginnend sechs Tage vor dem eigentlichen Rennen wird mit dem FanBoost den Formel E Fans die Möglichkeit eingeräumt dem eigenen Lieblingsfahrer einen Vorteil im Rennen zu verschaffen. Sechs Minuten nach Start des Rennens, steht nach Auswertung der abgegebenen Stimmen fest, wer den Vorteil auf seiner Seite hat.
Die drei Fahrer mit den meisten Stimmen bekommen in ihrem zweiten Fahrzeug ein Extra-Plus an Power zur Verfügung gestellt. Waren dies zu Beginn der ersten Saison noch fünf Sekunden Boost auf die Maximalleistung, gibt es nun 100 Kilojoule Zusatzenergie, welche die Fahrer in einem beliebigen Zeitraum verwenden können, um die Maximalleistung auf bis zu 200 kW zu erhöhen.
Ermittelt werden die drei ersten Positionen des FanBoosts aus den abgegebenen Stimmen auf der offiziellen Internetseite der FIA-Formel E-Meisterschaft abgegebenen Stimmen sowie auch in dem sozialen Netzwerk Twitter abgegebenen Tweets in denen das Hashtag #FanBoost sowie der Name des Fahrers vorkommen muss. Die Abstimmung der Stimmabgabe über Instagram wurde zur dritten Saison der Formel E abgeschafft.
Formel E aus einer ganz besonderen Perspektive: Der Emotion Club
Das Rennen selbst konnten wir nicht aus der Boxengasse heraus beobachten, dafür wurde uns eine Alternative geboten, welche allerdings auch nicht zu verachten war. Mit unserem Ticket zum Emotion Club der Formel E in Monaco wurde uns eine weitere Perspektive der elektrifizierten Rennklasse aufgezeigt.
Oberhalb der Tribünen der Route de la Piscine befindet sich der Emotion Club. Einfach gesagt, kann man sich diesen VIP-Bereich der Formel E vorstellen, welcher bei jedem Rennen der Formel E am Start ist. Zutritt bekommt man allerdings nur, wenn man an eine der limitierten und nicht gerade günstigen Tickets gelangt. Die Erfahrung im Emotion Club ist dann allerdings auch eine ganz besondere.
Vom Emotion Club aus wurde ein Blick auf die lange Gerade der Strecke geboten, welche am Hafen Monacos entlang führte. Direkt dahinter war die Boxengasse zu sehen, wodurch man auch den Fahrzeugwechsel während des Rennens wunderbar beobachten konnte.
An Annehmlichkeiten wie fortlaufendes Catering während des gesamten Renntages, einer offenen Bar mit allem was das Herz begehrt sowie die Möglichkeit sich vor Ort mit Fahrern, Technikern und Co. auszutauschen, welche dort anzutreffen waren, fehlte es nicht. Mit dem Ticket zum Emotion Club erwirbt man zudem die Möglichkeit der Boxengasse einen Besuch abzustatten und einen Blick hinter die Kulissen der Formel E zu werfen.
Zwischen dem freien Training, Qualifying sowie dem eigentlichen Rennen konnte man gemütlich entspannen und es sich gut gehen lassen. Für mich definitiv eines der Highlights meiner Zeit vor Ort in Monaco.
Wobei ich fairerweise auch sagen muss, dass auch die Sicht von der Hafentribüne richtig gut war. Denn auch das haben wir natürlich getestet. Man hatte zwar nicht den Blick von Oben auf die Strecke, war aber ein Stück näher am Renngeschehen dran.
Eine knappe Stunde später ist es auch schon vorbei…
Betrachtete man die Qualifikation und Superpole und vor allem das freie Training als Zuschauer noch relativ entspannt, wurde es beim eigentlichen Rennen schon deutlich angespannter. Sämtliche zwanzig Fahrzeuge und deren Fahrer wollten gewinnen. Einige mit mehr Chancen, andere mit weniger. Dennoch kein Grund das Rennen langsam anzugehen.
Fünfzig Minuten, einundfünfzig Runden, zwanzig Fahrer, zehn Teams und eine historisch geprägte Rennstrecke – beste Voraussetzungen, um ein spannendes Renne der Formel E in Monaco zu garantieren.
Von Beginn an wurde Gas gegeben und der Elektromotor, im Rahmen der Möglichkeiten und stets mit Blick auf die verbleibende Batterieladung als auch deren Temperatur. Wollte man ein automatisches Abschalten dieser nicht riskieren – die Abschaltung findet statt, wenn die Batterie 60°C überschreitet.
Selbst als Zuschauer, welcher ehrlicherweise nicht so viel mit Motorsport am Hut hat, war es interessant zu sehen, wie sich die Fahrer im Rennen verhielten und geschickt zwischen Gas geben sowie der Energierückgewinnung beim Bremsen taktierten. Wie der Boxenstopp mit Fahrzeugwechsel nicht nur eine reglementierte Vorgabe sondern auch ein strategisch genutztes Mittel war, um die eigene Position zu stärken.
Aber nicht nur mir ist es so ergangen, auch den Teammitgliedern von Jaguar Racing, den anderen Teilnehmern des Events sowie den restlichen Zuschauern konnte man ansehen, dass die Formel E sie gefesselt hat.
Ständig darauf wartend das elektrische Surren der Rennwagen, vermischt mit dem vorbeiziehenden Wind wahrzunehmen verging Runde um Runde. Teilweise unterbrochen durch Überholmanöver, kurzzeitigen Ausfällen und Crashs. Nur um gut fünfzig Minuten später folgendes Ergebnis auf den Bildschirmen in Monaco zu sehen.
- Sébastien Buemi (e.dams), 51 Runden
- Lucas di Grassi (Abt), + 0,320 s
- Nick Heidfeld (Mahindra), +13,678 s
- Nelson Piquet jr. (NextEV), +19,074 s
- Maro Engel (Venturi), +19,518 s
- Felix Rosenqvist (Mahindra), +19,599 s
- Daniel Abt (Abt), +20,430 s
- Esteban Gutierrez (Techeetah), +32,295 s
- Nicolas Prost (e.dams), 35,667 s
- Mitch Evans (Jaguar), +38,410 s
- Antonio Felix da Costa (Andretti), +1:08,330 s (Zeitstrafe)
- Robin Frijns (Andretti), +1:14,053 min
- Oliver Turvey (NextEV), – 1 Runde
- Adam Carroll (Jaguar) , – 1 Runde
- Stephane Sarrazin (Venturi), – 2 Runden
- Jose Maria Lopez (Virgin), DNF
- Jerome d’Ambrosio (Dragon), DNF
- Loic Duval (Dragon), DNF
- Sam Bird (Virgin), DNF
- Jean-Eric Vergne (Techeetah), DNF
Die zweite Halbzeit des ePrix Monaco 2017 war bestimmt die ausschlaggebende. Den in diesem war der Schlagabtausch zwischen Sébastien Buemi und Lucas di Grassi deutlich zu sehen. Wie knapp es tatsächlich war, zeigte die Tatsache, dass die Zwei im Ziel gerade einmal drei Zehntel trennten.
Mit dazu beigetragen hat sicherlich der FanBoost, denn die Fans haben sich dafür entschieden, dass diese Beiden ihn erhalten sollten. Den dritten FanBoost gab es für Stephane Sarrazin, welcher allerdings ganz am Ende des Feldes landete.
Solltest du selbst nun ganz heiß auf Formel E und das Rennen in Monaco sein, dann habe ich ein Schmankerl der besonderen Art für dich. Nachfolgend habe ich die Highlights des Rennens als Youtube-Video eingebunden.
Tag drei – Elektrifiziert zurück in den Alltag
Sonntags hieß es dann wieder zurück in die Heimat. Relativ zeitig sogar, was ich durchaus als positiv erachtet habe, da ich so den restlichen Tag noch mit meiner Frau verbringen konnte. Nochmals Frühstücken auf der Dachterrasse des Fairmont Hotel, um dann schnell die Koffer zu packen, um stilgerecht mit dem Jaguar XF zum Flughafen nach Nizza gefahren zu werden. Man könnte einen solchen Trip schlimmer zu Ende bringen. Ein kleines Fazit möchte ich mir dann doch nicht nehmen lassen.
Das war es also nun. Mein erstes Mal Formel E – also live vor Ort. Und ich muss sagen ich bin immer noch ein wenig begeistert, als mir beim Schreiben dieses Beitrags die Erfahrungen vor Ort erneut vor mein inneres Auge geführt wurden.
Mir ist durchaus bewusst, dass dies eine sicherlich einmalige Chance war einem Rennen der Formel E auf solch eine Art und Weise beizuwohnen. Aber eins ist für mich ganz klar, es wird nicht mein letztes Rennen gewesen sein, an welchem ich als Zuschauer teilgenommen habe. Dafür hat es einfach zu viel Spaß gemacht und gerade das elektrifizierte Fahren in der Stadt, auf Straßen in denen man ansonsten nur mit seinem normalen PKW unterwegs ist, fasziniert mich immer noch sehr.
Aber gerade der Ansatz, die Technologie, welche auf der Rennstrecke erprobt und bis ins kleinste Detail durchdacht wird für spätere Serienfahrzeuge zu nutzen überzeugt und gibt der Formel E einen Mehrwert, welchen man so von anderen Rennklassen, abseits dem Unterhaltungswert nicht kennt.
Jaguar Land Rover (JLR) hat mich zu diesem Event eingeladen, um gemeinsam mit Jaguar Racing das Formel E Rennen in Monaco zu erleben und einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf meine hier geschriebene ehrliche Meinung.
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