Preiskampf der Elektroautos: Europa gegen die chinesische ‚Invasion‘

Preiskampf der Elektroautos: Europa gegen die chinesische ‚Invasion‘
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Renault

Hannes Dollinger
Hannes Dollinger
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Der chinesische Markt für Elektroautos ist der größte der Welt und hat in den letzten Jahren einen intensiven Preiskampf erlebt, der von einem Anstieg der Wettbewerber und staatlicher Unterstützung getrieben wurde. Bisher haben sich sowohl etablierte Akteure wie Tesla als auch neue Marktteilnehmer in diesen Preiskampf geworfen, um Marktanteile zu gewinnen. Versuche, eine Art Waffenstillstand in diesem Preiskampf zu erreichen, scheiterten bisher. Nun scheint dieser Preiskampf auf den europäischen Kontinent überzugreifen. In der Autobranche spricht man von einer chinesischen „Invasion„.

Europäische Autohersteller bereiten sich auf den Preiskampf vor, der durch den Import kostengünstiger chinesischer Elektroautos ausgelöst wird. Renault beispielsweise hat zuletzt bekannt gegeben, die Produktionskosten für seine Elektroautos um 40 Prozent senken zu wollen. Renaults CFO, Thierry Pieton, sagte, dass der beste Weg, um der Preiskonkurrenz zu begegnen, darin bestünde, die eigenen Entwicklungs- und Fertigungskosten zu reduzieren. Die geplante Kostensenkung von 40 Prozent soll ab 2027 für die nächste Generation von Renaults Elektroautos gelten.

Auch Luca de Meo, der CEO von Renault, betonte, dass die Gruppe deutlich niedrigere Produktionskosten anvisieren werde, vor allem dank fallender Rohstoffkosten. „Es ist klar, dass wir im Wettbewerb stehen und dass die Zeit drängt, aber das ist das Geschäft, in dem wir tätig sind„, sagte er.

Renault plant, seine elektrischen Fahrzeuge in eine Einheit namens Ampere auszugliedern, in die auch Nissan investieren wird. Abhängig von den Marktbedingungen hofft Renault, Ampere in den kommenden Monaten auch an die Börse bringen zu können.

Die chinesischen Hersteller BYD und SAIC haben stark investiert und dabei niedrigere Arbeitskosten und lokale Batteriehersteller genutzt, um preislich den westlichen Konkurrenten voraus zu sein. Im Jahr 2022 hatten chinesische Automobilhersteller einen Anteil von 9 Prozent am europäischen Markt, fast doppelt so viel wie im Vorjahr, so die Prognosen der Beratungsfirma Inovev.

Die europäischen Autohersteller stehen nicht nur unter Druck durch den intensiven Wettbewerb aus China, sondern müssen sich auch gegen Tesla behaupten, das trotz Einbußen bei den Gewinnspannen mehrmals im Jahr die Preise senkt.

Carlos Tavares, CEO von Stellantis, beschrieb die Konkurrenz mit chinesischen Herstellern als „extrem brutal“ und die chinesische Initiative als „Invasion„. Tavares betonte, dass westliche Autohersteller die „gleichen Waffen“ wie ihre chinesischen Rivalen nutzen müssten, indem sie Teile in Ländern mit niedrigeren Kosten beziehen und Partnerschaften mit Batterielieferanten eingehen, die die beste Kombination aus Energie, Kosten und Gewicht bieten.

Das bedeutet, dass der Druck auf die europäischen Autohersteller wächst. Sie müssen Produktionskosten senken um wettbewerbsfähige Preise für ihre Fahrzeuge anbieten zu können. Andernfalls riskieren sie, im immer intensiver werdenden globalen Wettlauf um die Vorherrschaft im Bereich der Elektromobilität ins Hintertreffen zu geraten.

Quelle: Automotive News Europe – Europe’s automakers look to slash EV costs to fight Chinese ‚invasion‘

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Hannes Dollinger

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Hannes Dollinger schreibt seit Februar 2023 für Elektroauto-News.net. Profitiert hierbei von seinen eigenen Erfahrungen aus der Welt der Elektromobilität.

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