Selbst für einen Autotester, der stets mit aufmerksamen Blick die Modelle scannt, die ihm im Alltag begegnen, ist der DS3 E-Tense ein Exot. Zunächst einmal ist die Stellantis-Marke DS in Deutschland eher selten vertreten, und wenn doch mal ein DS-Auto zu sehen ist, handelt es sich meist um eines der größeren Modelle. Den DS3, den es auch als Verbrenner gibt, sieht man kaum. Und den DS3 E-Tense als vollelektrischen Kompakten hat der Autor vor diesem Test bewusst noch überhaupt nicht gesehen. Was eigentlich schade ist, schließlich handelt es sich um ein technisch solides Elektroauto, das vor allem mit seinem schicken Style zu überzeugen weiß.
Der DS3 E-Tense ist mit einem 115 kW (156 PS) starken Motor sowie dem 54-kWh-Akku versehen, wie man ihn auch von einigen anderen Modellen innerhalb der Gruppe kennt. Mit 4,12 Metern Länge ist er ein kompaktes Crossover-SUV. DS ist ursprünglich ein Ableger von Citroën, anfangs wurden vor allem Premium-Versionen der Citroën-Modelle gefertigt, inzwischen baut DS aber innerhalb des Stellantis-Baukastens eigene Modelle. Folgende positive wie auch negative Dinge sind beim 14-tägigen Test besonders aufgefallen.
Die Pluspunkte des DS3 E-Tense
Die Optik: Der DS3 ist ein richtig hübsches Auto. Zwar braucht der vollelektrische E-Tense den prägnanten Kühlergrill eigentlich nicht, dennoch steht er ihm ausgezeichnet. Insgesamt wirkt das Auto von außen sehr wohl proportioniert, die Linienführung und das Lichtdesign sind stimmig. Auch wenn es sich um ein kleines SUV handelt, wirkt das Fahrzeug kein bisschen klotzig, sondern sehr elegant und stilvoll. Auch Details wie die versenkbaren Chrome-Türgriffe oder die senkrecht verlaufenden Tagfahrlichter (Säbelzähne) wissen zu gefallen. Oder wie es Elektroauto-Journalisten-Kollegin Vanessa Oelmann formulierte: “Optisch halt ne 10/10”.
Der Innenraum: Das schicke und mitunter extravagante Design setzt sich innen fort. So sind die Bedienelemente in der Mittelkonsole in einer Waben-Optik angeordnet, die an App-Anwendungen erinnert. Dabei handelt es sich nicht um Knöpfe, sondern um Touchflächen. Rechts und links vom Gangwahlhebel sind vor allem die Fensteröffner sowie die Verriegelung für alle Türen als stylisch angeordnete Bedienelemente zu finden, darüber gibt es ein verhältnismäßig kleines Mitteldisplay für Navigation und Fahrzeuginformationen. Die Sitze sind ebenfalls auffällig designt mit sich kreuzenden “Bahnen” von Nappa-Leder-Elementen. Außerdem sitzt es sich vorne sehr bequem.
Das Fahrverhalten: Dank seiner kompakten Maße ist der DS3 E-Tense sehr gut auch im Stadtverkehr zu bewegen, fährt sich agil und wendig, ohne dabei wie manch andere kleinere Elektroautos mitunter etwas ungebändigt zu wirken. Entspannt, aber entschlossen verrichtet der Wagen seine Aufgaben – und auch auf der Autobahn bei bis zu möglichen 150 Stundenkilometern ist die Federung sehr angenehm. Sowohl im Stadtverkehr als auch auf der Langstrecke hat der Fahrer stets ein unaufgeregt komfortables Fahrgefühl.
Der Verbrauch: Die Verbrauchswerte sind absolut in Ordnung. Im Stadtverkehr zeigte der Bordcomputer teils weniger als 15 kWh, auf der Autobahn waren es nie mehr als 24 kWh. Kombiniert lasen wir nach knapp 700 Kilometern 19,7 kWh im Durchschnitt ab, inklusive Ladeverlusten waren es etwas mehr als 20 kWh. Allerdings ging es im Testzeitraum auch immer wieder auf die Autobahn, und das Höchsttempo von 150 Stundenkilometern wurde dabei mehr als nur einmal vom DS3 E-Tense abverlangt – das alles bei Temperaturen zwischen 0 und maximal 12 Grad. Daraus ergeben sich realistische Reichweiten von bis zu 350 Kilometern im Stadtverkehr und etwas mehr als 200 Kilometern bei flotteren Autobahnfahrten.
Das Ladeverhalten: Zwar ist der DS3 E-Tense kein König der Ladesäule, das Ladeverhalten ist angesichts der Akkugröße von knapp über 50 kWh aber absolut alltagstauglich. An der Schnellladesäule schafft das Fahrzeug bis etwa 35 Prozent Ladestand nach kurzer Warmlaufphase mangels einer Vorkonditionierung in etwa die angegebenen 100 kW maximale Ladeleistung, pendelt sich dann aber länger bei etwas mehr als 70 kW ein. Auch bei dreiviertel vollem Akku betrug die Ladeleistung noch mehr als 50 kW, ab etwa 85 Prozent sank sie dann auf ein Niveau knapp oberhalb der AC-Ladeleistung von 11 kW. Innerhalb einer halben Stunde sind so gut 60 Prozent Zugewinn an Akkuladung realistisch.
Die Minuspunkte des DS3 E-Tense
Die E-Auto-Tugenden: Da sich der DS3 E-Tense die Plattform mit seinen Verbrennerbrüdern teilt, kann er per se kein perfekt abgestimmtes Elektroauto sein. Schade ist aber, dass abgesehen von unterschiedlich starker Rekuperation je nach Fahrmodus mit dem Gaspedal kein richtiges Elektroauto-Gefühl aufkommt, von einem One Pedal Drive ganz zu schweigen. Außerdem hat der Wagen auch aus dem Stand selbst im Sport-Modus nicht den Punch, den viele andere Elektroautos an den Tag legen. An sich passt das zu seinem insgesamt kecken, aber gediegenen Konzept – doch ab und zu wäre ein bisschen mehr Emotion ganz nett.
Die Bedienbarkeit: Wer neu mit dem DS3 E-Tense unterwegs ist, der ist erst einmal einige Zeit mit Suchen beschäftigt. So lassen sich die Außenspiegel ein wenig umständlich mit Hebeln links hinter dem Lenkrad verstellen, wo bei anderen Fahrzeugen die Lichteinstellungen oder gar der Hebel für die Öffnung der Motorhaube zu finden sind. Die an sich hübschen Touchflächen in der Mittelkonsole wollen manchmal gerne mehrfach berührt werden, ehe sie eine Reaktion auslösen. Und selbst nach 14 Tagen ging der Griff zum Fensteröffnen erst einmal nach links ins Leere, denn die Schalter dafür befinden sich im Mitteltunnel. Dass der Kofferraum tatsächlich einen Knopf direkt oberhalb des Nummernschildes hat, wurde ebenfalls erst gegen Testende entdeckt – bis dahin wurde stets der entsprechende Knopf auf dem Autoschlüssel fürs Öffnen genutzt.
Das Infotainment: Wer angesichts der coolen Wabenoptik im Mitteldisplay viel Interessantes zu entdecken erwartet, der dürfte enttäuscht werden. Abgesehen von der Navigation, ein paar Einstellungen sowie der Anzeige für Radio und Medien gibt es dort nicht viel zu sehen. Die Navigation selbst lässt sich nur etwas frickelig bedienen. Mitunter geht es zu wie in manchen Behörden: Die Sprachassistenz, die sich per Knopfdruck oder mit dem Befehl “Okay Iris” zum Leben erwecken lässt, teilt in neun von zehn Fällen mit, nicht zuständig zu sein – oder greift beim Erkennen des gewünschten Zieles sehr gerne mal daneben. Eine eher rudimentäre Ladeplanung gibt es zwar, allerdings ist diese sehr pessimistisch eingestellt und hat im Testzeitraum einmal ein Zwischenladen erkämpft, obwohl das Ziel am Ende wohl auch ohne Stopp mit mehr als 20 Prozent Restakku erreicht worden wäre.
Das Raumangebot: Als Kompakt-Crossover ist freilich kein Raumwunder zu erwarten und auf den vorderen Plätzen sitzt es sich durchaus komfortabel. In der hinteren Reihe geht es aber dann schon deutlich beengter zu, zumal die Seitenfenster recht klein geschnitten sind (was auch beim mit Totwinkelwarner gar nicht zwingend notwendigen, aber unbewusst sowieso stets gemachten Schulterblick ebenfalls ein wenig stört). Der Kofferraum ist mit 330 Litern okay, die Ladekante ist jedoch recht tief.
Fazit
Klar, auch der DS3 E-Tense ist kein Elektroauto, um damit 20 Stunden lang vollbeladen ohne Zwischenstopp samt Anhänger und stets bei erlaubter Höchstgeschwindigkeit durchs Land zu fahren, wie dies manch Elektromobilitätsskeptiker dem Vernehmen nach wohl mehrmals täglich tut. Doch für die normalen Aufgaben des Alltags reicht der 54 kWh große Akku und die gebotene Ladeleistung völlig aus. Strecken bis 250 Kilometer sind ohne Zwischenstopp problemlos machbar, beispielsweise 400 Kilometer lassen sich mit einer etwa halbstündigen oder zwei kürzeren Pausen ebenfalls noch angenehm meistern. Zudem bietet das Fahrzeug einen guten Kompromiss aus effizienter Fahrweise und Komfort – und sieht dazu noch richtig gut aus.
Anfangs ist die Bedienung hier und da nicht ganz intuitiv, aber wer den Wagen eine Weile gefahren ist, der kommt auf jeden Fall gut klar. Dafür ist der DS3 E-Tense ein ungewöhnliches und sehr schön designtes E-Auto, das ab 40.540 Euro auch fair eingepreist ist, schließlich ist DS innerhalb der Stellantis-Gruppe eine Nobelmarke. Der Testwagen in der Ausstattungslinie Opera (unter anderem mit nicht in die Scheibe integriertem Head-up-Display) in Seidengrau mit Matrix-Licht kostet dann allerdings schon 53.190 Euro.
Transparenz-Hinweis: Das Fahrzeug wurde uns von Stellantis für 14 Tage kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Meinungsbildung der Redaktion beeinflusst dies jedoch nicht.