Der Wandel zur E-Mobilität stellt nicht nur Pkw-Produzenten vor gewaltige Herausforderungen – auch Lkw-Hersteller wie Daimler Trucks haben mit der Umstellung zu kämpfen. Bislang war unklar, was das für die einzelnen Standorte bedeutet. Wie die Rhein-Neckar-Zeitung berichtet, haben sich Yaris Pürsün, Leiter Antriebskomponenten für Daimler Truck, und der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Michael Brecht nun über die Zukunft der drei Aggregate-Werke in Mannheim, Gaggenau und Kassel verständigt.
Demnach sollen die drei Werke gemeinsam mit dem Schwesterwerk in Detroit die globale Produktion von batterieelektrischen und wasserstoffbasierten Antrieben vorantreiben und sich jeweils auf unterschiedliche Komponenten elektrifizierter Antriebe spezialisieren: Gaggenau auf elektrische Antriebskomponenten sowie auf die Montage wasserstoffbasierter Brennstoffzellenaggregate, Kassel auf elektrische Antriebssysteme und Mannheim auf Batterietechnologien und Hochvolt-Systeme.
Die Lkw-Tochter der Stuttgarter hat sich zum Ziel gesetzt, ab 2039 in Europa, Japan und Nordamerika nur noch Neufahrzeuge zu verkaufen, die im Fahrbetrieb CO2-neutral sind. Noch 2021 will Mercedes-Benz in Wörth mit der Serienproduktion seines ersten batterieelektrischen Lastwagens starten, ab 2027 sollen Serienfahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb angeboten werden.
An den einzelnen Standorten geht dennoch die Angst vor Job-Verlust um. “Im Werk Mannheim stehen wir vor großen Herausforderungen”, sagt Betriebsratschef Bruno Buschbacher. Klar sei aber auch gewesen, dass ein Festhalten am Status Quo eine dramatische Reduzierung von Beschäftigung bedeutet hätte. “Jetzt läuten wir eine Zeitenwende für unsere Standorte ein – mit richtungsweisenden Entscheidungen und Perspektiven für die Zukunft unserer Werke.”
Perspektivisch müsse man in den drei Werken aber eher von weniger Beschäftigten ausgehen, so Pürsün. Derzeit seien in Mannheim rund 4800 Mitarbeiter beschäftigt, in Gaggenau 6200 und in Kassel 130. Von der Stammbelegschaft müsse sich für die nächsten Jahre aber niemand Sorgen machen, so Gesamtbetriebsratschef Brecht. Derzeit seien die Auftragsbücher voll, zudem finde der technologische Wandel nicht von heute auf morgen statt. “Selbst wenn wir bis zum Jahr 2030 bis zu 30 oder 35 Prozent vollelektrische Trucks hätten, wäre der weit größte Teil immer noch Verbrenner.”
Man mache sich jetzt auf einen Weg, von dem niemand wisse, wie er in den kommenden 10 bis 15 Jahren aussehen werde, sagte Pürsün, Daher betonten er und Brecht, dass Daimler eine größere Flexibilität benötige und die Anzahl der Leiharbeiter erhöht werde. Zudem kündigte der Konzern “zusätzliche, signifikante Investitionen” an den drei Standorten an. Betriebsrat Brecht geht von einer Summe von rund 500 Millionen Euro über die kommenden sechs bis sieben Jahre aus.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung – So wirkt sich der Umstieg auf E-Lkws aufs Mannheimer Werk aus