CO2-Neutralität: Das planen BMW und Mercedes

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Stefan Grundhoff
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Die Autohersteller haben eine Aufgabe vor sich – sie müssen, ob sie wollen oder nicht, so schnell wie möglich CO₂-neutral werden. Doch Fabriken in aller Welt machen es dem produzierenden Gewerbe alles andere als leicht, nachhaltig zu werden. BMW und Mercedes wollen den eigenen CO₂-Abdruck so schnell wie möglich reduzieren.

Niemals in der Autohistorie gab es für zahllosen Konzerne größere Herausforderungen als aktuell. Der Umstieg in die Elektromobilität ist dabei nur einer der zahlreichen Bausteine. Ähnlich groß sind die Aufgaben im Bereich der Nachhaltigkeit. Die meisten europäischen Marken haben sich hierzu feste Zielgrößen gesetzt und wollen diese mit Milliardeninvestments erreichen.

Einige wollen Anfang des kommenden Jahrzehnts CO₂-neutral werden, andere haben die Jahre 2040 oder gar 2050 als Zielgröße ins Auge gefasst. Weltweite Fertigungsanlagen – mitunter viele Jahrzehnte alt – und tief integrierte Lieferketten erleichtern das Ganze nicht. Wir haben uns einige der großen Autohersteller angeschaut und blicken auf ihre Bestrebungen im Bereich Nachhaltigkeit und CO₂-Neutralität.

Mercedes setzt auf Ambition 2039

Ola Källenius hat es offiziell schon vor einigen Jahren verkündet: bis zum Jahr 2039 will Mercedes CO₂-neutral geworden sein. „Der Wunsch nach individueller Mobilität wird immer größer. Unsere Aufgabe ist, dieses Bedürfnis auf nachhaltige Weise zu erfüllen. Mercedes-Benz hat einen klaren Plan, klimaneutral zu werden“, so der Konzern-CEO, „bis 2030 wollen wir die Hälfte des Weges erreichen. Um beim Klimaschutz schneller voranzukommen, brauchen wir maximales Engagement und mehr Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und der gesamten Gesellschaft.“ Im Vergleich zum Jahr 2020 sollen die Emissionen der einzelnen Fahrzeuge bis Ende des Jahrzehnts halbiert werden. Dabei ist der Umstieg auf Elektroautos nur ein Teil des Gesamtpakets.

Grünstrom, Recycling und neue Batterietechnologien sollen das große Ziel ermöglichen. So ist geplant, bis zum Jahr 2030 mehr als 70 Prozent des Energiebedarfs in der Produktion durch erneuerbare Energien zu decken. Dies soll durch den Ausbau von Solar- und Windenergie an eigenen Standorten und durch den Abschluss weiterer entsprechender Stromabnahmeverträge erreicht werden. Neben dem Recycling kommt der Stahlverwendung eine besonders große Bedeutung zu. Bis 2025 will Mercedes zusammen mit H2 Green Steel in verschiedenen seiner Fahrzeuge sogenannten „grünen Stahl“ einzuführen, der den CO₂-Fußabdruck nennenswert reduzieren soll. Mit einem geänderten Wirtschaftskreislauf soll zudem der Anteil an Sekundäraluminium erhöht werden.

Fertigungs- und Lieferkettenprozesse sollen durch Software optimiert werden

Ganz anders ist der Ansatz im Bereich IT, denn auch hier gibt es große Potenziale, nachhaltiger zu werden. Durch eine enge Zusammenarbeit mit IT-Kooperationspartner Microsoft will Mercedes seine Produktion effizienter und damit deutlich nachhaltiger werden lassen. Mit einer neuen Datenplattform vernetzen die Schwaben ihre rund 30 internationalen Pkw-Produktionen per Microsoft Cloud und wollen digitaler denn je Fertigungen und Lieferkettenprozesse verbessern.

Die sogenannte MO-360-Data-Plattform ermöglicht es den einzelnen Produktionsteams dabei, mögliche Engpässe in der Lieferkette frühzeitig zu erkennen und schneller zu reagieren. Die einheitliche Datenplattform basiert auf Microsoft Azure, die er erstmals auch ermöglicht, künstliche Intelligenz und Data Analytics global einzusetzen. Nach dem Start in Europa sind nunmehr die Fertigungsstätten in den USA und China dran.

BMW setzt auf E-Autos, Recycling und nachhaltige Produktion

Fast identisch ist Wettbewerber BMW unterwegs. Neben dem Umstieg auf Elektromodelle stehen Recycling und die grüne Produktion beim Thema Nachhaltigkeit der Zukunft im Vordergrund. Der Baustoff Aluminium beispielsweise nimmt neben Stahl einen besonders großen Werkstoffanteil ein. Zwei Drittel des in der Vorzeigegießerei Landshut verwendeten Aluminiums stammen aus einem Recycling-Kreislauf, davon wiederum knapp zwei Drittel aus einem Gießerei-eigenen System. So reduziert BMW den Einsatz von CO₂-intensiverem Primäraluminium zugunsten eines CO₂-optimierten Recycling-Kreislaufs. So will BMW bis 2030 die CO₂-Emissionen eines Fahrzeugs über den gesamten Lebenszyklus inklusiv Lieferkette, Produktion und Kundennutzung im Vergleich zu 2019 um mindestens 40 Prozent reduziert haben.

Wer sich für das Mini Cooper SE Cabrio entscheidet, kann erstmals eine Alufelge bestellen, die komplett aus wiederverwendetem Aluminium hergestellt wurde. Entwickelt wurde die Alufelge des Mini Cooper in Zusammenarbeit mit dem Felgenhersteller Ronal. Der Einsatz von recyceltem Aluminium schont nicht nur die Vorkommen an Primärrohstoffen, sondern macht auch die besonders energieintensive Elektrolyse überflüssig, die zur Herstellung des Leichtmetalls notwendig ist. Grüner Stahl hat 95 Prozent weniger CO₂-Emissionen. Damit will BMW bis 2030 über 40 Prozent seines Bedarfs in den europäischen Werken abdecken. Das spare pro Jahr bis zu 400.000 Tonnen CO₂.

Neue Klasse soll einen Unterschied machen

Einen großen Sprung im Hinblick auf Nachhaltigkeit soll die sogenannte neue Klasse bringen, die ab dem Jahr 2025 die neue Generation des BMW 3ers darstellen wird. Die Modelle werden erstmals mit runden Batteriezellen ausgestattet, die optimal auf die elektrische Antriebsarchitektur abgestimmt sind. Mit den Lithium-Ionen-Batterien soll sich die Reichweite um 30 Prozent und die Ladegeschwindigkeit um rund 20 Prozent erhöhen.

Ferner verringern sich die CO₂-Emissionen in der Produktion der Batteriezellen und die Herstellungskosten sinken im Vergleich zu den aktuellen Akkuzellen um bis zu 50 Prozent. „Um unseren Bedarf langfristig abzudecken, werden wir mit unseren Partnern Batteriezellfabriken mit einer jährlichen Kapazität von jeweils bis zu 20 GWh an sechs Standorten in den für uns wichtigen Märkten aufbauen: zwei in China, zwei in Europa und zwei in USMCA,“ sagt BMW-Einkaufsvorstand Joachim Post, „zudem haben wir für die CO₂-reduzierte Herstellung mit unseren Partnern vereinbart, dass sie bei den Rohstoffen Lithium, Kobalt und Nickel anteilig Sekundärmaterial einsetzen und in der Produktion Grünstrom verwenden.“

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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