In Chiles Norden soll ein neues Lithiumprojekt entstehen. Codelco, das staatliche Bergbau- und Kupferunternehmen, hat dafür einen Partner gefunden: Rio Tinto. Der australisch-britische Konzern will mit bis zu 801 Millionen Euro in das Vorhaben einsteigen. Die Vereinbarung markiert einen bedeutenden Schritt für beide Seiten – und bringt Bewegung in eine Branche, die in Chile lange von SQM und Albemarle dominiert wurde. Nun soll sich mit dem Einstieg von Rio Tinto das Kräfteverhältnis verändern. Der Konzern erhält knapp 50 Prozent der Anteile am Maricunga-Projekt, das bisher nicht erschlossen ist, wie Reuters berichtet. Codelco behält die Mehrheit. Das Gebiet zählt zu den lithiumreichsten Orten weltweit, allerdings steckt das Projekt noch in den Anfängen.
Für Rio Tinto ist es nicht der erste Schritt in Südamerika. Bereits 2021 übernahm das Unternehmen ein Lithiumprojekt in Argentinien. Auch in den USA hat der Konzern in diesem Bereich expandiert. Mit dem Einstieg in Maricunga setzt er seine Strategie fort, sich in der Region langfristig zu positionieren. Laut einem Analysten bringt die Partnerschaft Kapital und Erfahrung – beides sei notwendig, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die Vereinbarung sieht drei Zahlungen vor: 312 Millionen Euro sollen beim Abschluss des Deals fließen, 445 Millionen bei einer endgültigen Investitionsentscheidung und weitere 45 Millionen, falls bis Ende 2030 die kommerzielle Produktion startet. Noch sind viele Fragen offen. Vor allem die technische Umsetzung könnte sich als Herausforderung erweisen.
Codelco prüft den Einsatz der sogenannten Direct Lithium Extraction. Diese Methode gilt als schneller und umweltschonender als die herkömmliche Verdampfung. Statt monatelang Wasser verdunsten zu lassen, soll ein chemisches Verfahren das Lithium direkt aus der Sole filtern. Weltweit arbeiten mehrere Firmen an dieser Technologie, doch bisher fehlt der Beweis, dass sie im großen Stil zuverlässig funktioniert. Laut früheren Angaben von Codelco ist ein Einsatz dieser Technik ab dem Jahr 2033 denkbar. Die Besonderheiten jeder Salzebene machen eine einheitliche Lösung schwierig. Deshalb ist unklar, wann der industrielle Start in Maricunga erfolgen kann. Beobachter die Entscheidung positiv. Chile wolle die Kontrolle über die eigene Lithiumproduktion stärken und dabei moderne Methoden nutzen, so ein Analyst.
Die Regierung verfolgt seit einiger Zeit das Ziel, den Einfluss des Staates auf die Lithiumbranche auszubauen. Das staatliche Unternehmen Codelco spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Zusammenarbeit mit Rio Tinto könnte helfen, dieses Vorhaben schneller voranzutreiben. Auch andere internationale Konzerne hatten Interesse an dem Projekt gezeigt. Rio Tinto sieht in der Region weitere Synergien. Bereits jetzt arbeitet das Unternehmen mit Codelco an einem Kupferprojekt in der Nähe. Gemeinsam will man Infrastruktur nutzen und den Wasserverbrauch gering halten.
Maricunga liegt südlich des bekannten Salar de Atacama. Dort ist bereits SQM und Albermarle aktiv – ebenfalls mit hohen Lithiumkonzentrationen in der Sole. Codelco will sich künftig auch an diesen Aktivitäten beteiligen. Zusammen mit dem neuen Projekt könnte so eine breite Basis für Chiles Lithiumwirtschaft entstehen. Die Branche gilt als Schlüssel zur globalen Elektromobilität.
Quelle: Reuters – Chile lithium deal deepens Rio Tinto’s push into ‘white gold’ EV metal