BYD-Neustart in Deutschland führt zu Unmut bei Händlern

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Laura Horst
Laura Horst
  —  Lesedauer 3 min

Nach zwei Jahren auf dem deutschen Markt ist die Bilanz bei BYD ernüchternd. Um dem entgegenzuwirken, hat der chinesische Autobauer seine Strategie geändert und den Vertrieb selbst in die Hand genommen – zum Unmut der Händler.

Beim Markteintritt vor zwei Jahren legte BYD den Fokus auf Premium und wählte lediglich sieben Partner aus, die vorwiegend BMW und Mercedes verkauften. Unter dem BYD-Importeur Hedin gingen die Händler an den Start. Heute schwenkt das chinesische Unternehmen um und richtet sein Ziel auf Volumen. BYD werde zum chinesischen Volkswagen, schreibt die Automobilwoche.

Bereits im August dieses Jahres war bekannt geworden, dass die Chinesen ihren Vertriebsansatz in Deutschland ändern und den Import der eigenen Autos in die eigene Hand nehmen wollen. In einer Vereinbarung mit Hedin hatte BYD die Hedin Electric Mobility Group aufgekauft, die bis dahin als Importeur für BYD-Autos und Ersatzteile auf dem deutschen Markt tätig war.

Die neuen Maßnahmen stoßen den ursprünglichen Händlern, die seit der ersten Stunde für den Vertrieb der BYD-Autos tätig sind, sauer auf. „Es gab anfangs ein Versprechen, dass es bei den sieben Partnern und den festgelegten Vertriebsgebieten bleibt“, äußerte ein BYD-Händler, der nicht genannt werden möchte, gegenüber der Automobilwoche. Für ihn stelle es einen Bruch des Versprechens dar, dass nun weitere Händler aufgenommen werden.

Die BYD-Partner der ersten Stunde hatten mitunter viel Geld an die Hand genommen und in neue Stores investiert, mitunter in Toplagen in Köln (Senger-Gruppe) oder in Berlin (Sternauto). Umso größer ist jetzt der Unmut über neue Konkurrenz in Vertriebsgebieten, die zuvor allein bedient wurden. Noch dazu soll BYD die alten Partner nicht über die neuen Mitstreiter informiert haben. Weder die Senger-Gruppe noch Sternauto wollten sich dazu äußern.

Der Autobauer selbst sagt hingegen, dass die Erweiterung des Händlernetzes lange geplant und mit den eingesessenen Händlern abgestimmt sei. „Wir gehen jetzt in die zweite Stufe unseres Vertriebs-Ausbaus. Wir wollen Ende 2025 in Deutschland mehr als 120 Vertriebsstandorte haben. Dazu setzen wir auf die guten Händler, die wir haben, brauchen aber dringend weitere“, teilte BYD auf Anfrage der Automobilwoche mit.

Die Erweiterung des Händlernetzes ist eine Reaktion auf die ernüchternden Ergebnisse der vergangenen zwei Jahre. In diesem Jahr wurden bis Ende Oktober gerade einmal 2100 Autos des chinesischen Herstellers neu zugelassen und damit knapp ein Drittel weniger als noch im Vorjahr. Während die Chinesen beim Marktstart noch von bis zu zehn Prozent Marktanteil im Elektroauto-Segment träumten, lag der Absatz in Deutschland in 2023 bei lediglich 4139 Elektroautos, was einem Marktanteil von 0,1 Prozent entspricht. In diesem Jahr ist angesichts der bisherigen Verkaufszahlen ein noch geringerer Anteil zu erwarten.

Die Schuld dafür, dass es für BYD in Deutschland so schlecht läuft – obwohl der Autobauer weltweit gemeinsam mit Tesla der größte Elektroautoanbieter ist – sehen die BYD-Händler beim ehemaligen Importeur Hedin und bei BYD selbst. Ein entscheidender Faktor seien hierbei fehlende Kenntnisse über den deutschen Automobilmarkt.

Quelle: Automobilwoche – Neustart: BYD verärgert Händler in Deutschland

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Uwe Bosse:

„Fehlende Kenntnisse über deutschen Automobilmarkt“ – würde BYD diese erwerben, wären sie sowieso enttäuscht. Denn die deutsche Verkaufs-Strategie ist: „Was kann der Markt preislich hergeben?“ und nicht: „Wie können wir über den Preis möglichst viele Kunden erreichen?“. Daß BYD sich nicht entmutigen lässt und weiterhin Preisdruck nach unten macht, könnte auf lange Sicht auch die westeuropäischen E-Autos preisgünstiger machen.

RaidenEV:

Das sind aber alles Sachen, die man nachliefern oder in der zukünftigen Produktgeneration nachbessern kann. Ladeplanung wurde mittlerweile über OTA geliefert, während die Ladeleistung in zukünftigen Modellen nachgebessert wird, siehe Sea Lion 7, auch die Klassiker Atto 3 werden ein Update diesbezüglich bekommen.

Mario:

Problem sind halt auch die aufgerufenen Preise im Vergleich zur Leistung. Der BYD Seal ist ein schönes Auto, über die Ladeleistung könnte ich bei der Akkugröße hinwegsehen. Der Kofferraum ist aber mit Hund unbrauchbar und für 42tsd zu teuer wenn ich jetzt schon einen Facelift ev6 für unter 36tsd neu bestellen kann. Der Seal U in der Design Variante kostet fast das selbe wie der xpeng, hat aber nur Front-Antrieb und wieder die schlechte Ladeleistung. Händler gibt es für mich erst in 250km Entfernung. Sorry so sind die Autos halt leider raus für mich.

Achim Ding:

Die bisherige Vertriebsstruktur ist nur ein, meiner Meinung nach weniger wichtiger Grund für die geringen Absatzzahlen.
Ich fahren einen Hyundai Ioniq5 und habe, da es in unmittelbarer Nähe zur Hyundaivertretung einen BYD-Händler gibt, mit die Fahzeuge angesehen und war vom Design und auch der technischen Papierform begeistert. Die Ernüchterung stellte sich ein, als ich mich in den BYD-Foren kundig gemacht habe. Immer wieder Probleme mit der unausgereiften Elektronik und schwierige, vor allem aber LANGSAME Ladezeiten. Kuriose Fehlermeldungen, laute Ladegeräusche, bei Überholen plötzlich aussetzender Schub usw., usw..
Schlicht: die Fahrzeuge kamen und kommen(?) deutlich zu unausgereift auf den deutschen Markt. Vor allem das langsame, unzuverlässige Laden ist für mich, und wohl für viele andere Interessenten ein no go.

Uwe Bosse:

Daß die HEDIN-Gruppe überwiegend auf den Premium-Autobereich konzentriert war, stellte sich wahrscheinlich als ungünstig für gute Verkaufsanteile von BYD-Autos in Deutschland heraus. Denn man setzt sich keinen ernsthaften Konkurrenten ins eigene Nest. Zudem hat wahrscheinlich die HEDIN-Gruppe die Vertriebsnetz-Erweiterung nicht gerade unterstützt. Daß BYD jetzt den Vertrieb in Deutschland in eigene Hände übernehmen will, ist nur logisch und aus meiner Sicht zu begrüßen. Eine Autohandels-Gruppe in meiner Nähe hat die BYD-Autos nicht über HEDIN sondern über den österreichischen BYD-Vertrieb bezogen (CCI-Car Austria, früher Nutzfahrzeug-Vertrieb).

Steven B.:

schon meine Oma sagte, „wer billig kauft, kauft zweimal“ aber bitte, zugreifen und dazu lernen. Jeder muss auf seine Art und Weise Erfahrungen sammeln. Für mich hört Erfahrung sammeln bei 5, bzw. 6-stelligen Summen auf, da bleib ich vernünftig und zocke nicht mit meinem hart verdienten Geld rum.

Stefan:

„Bescheidene Laderate oder die Navigation ohne Ladeplanung“ interessieren mich nicht. Auch Spaltmaße nicht. Ich suche ein bezahlbares, zuverlässiges, langlebiges BEV, was auch nach dem Kauf nicht mit verstecken Kostenfallen und schlechter Reparierbarkeit das Konto leerräumt. Also kein Premium.

Frank2:

Die regen sich deswegen auf, weil die anfänglichen Zusagen jetzt nicht eingehalten werden.

Leider ist es so, dass Grosskonzerne gerne mal Verträge abschliessen und diese dann (falls nicht absolut wasserdicht) zu ihrem Vorteil abändern und auslegen.

Amerikanische Firmen konten das in der Vergangenheit besonders gut – wie man sieht haben die Chinesen da schnell gelernt :-)

Am Ende wird das aber in diesem Fall keinen grossen Unterschied machen.

Das grosse Problem aller asiatischen Marken (mit Aussnahme der Japaner vielleicht) ist der nicht-existierende oder schlecht funktionierende After-Sales-Support.
Ersatzteile, die 4 Monate auf sich warten lassen, Händler die im Informationsvakuum arbeiten müssen, politische Restrikitionen die eine zukünftige Versorgung des Produkts erschweren könnten und fehlendes Langzeitvertrauen in die Produkte sind einfach ein Grund wieder ein Auto zu kaufen das aus Europa kommt.

Der grosse China Hype wird schnell wieder abklingen – besonders deswegen, weil der Preisvorteil doch ziemlich überschaubar ist.
Bei einer hohen Langzeitinvestition wie einem Auto wird man irgendwann gerne wieder etwas mehr Geld auf den Tisch legen, mit der Sicherheit, dass der Wagen nach 1 Woche wieder repariert ist, oder dass auch nach 20 Jahren noch ausreichend Ersatzteile geliefert werden.

Bernhard:

Wieso regen sich die paar Händler auf? Die haben auch keine flächendeckende Infrastruktur. Im Süden gibt es so gut wie keine Händler die BYD im Angebot haben. So ungeschickt wird sich BYD wohl nicht verhalten und in dem Einzugsgebiet der bisherigen Händler neue Partner suchen. Zuerst müssen die mal die grossen weissen Flecken schliessen, damit das mit den Verkaufszahlen was wird. Ganz abgesehen von den allgemeinen Schwächen der Autos wie z.B. die bescheidene Laderate oder die Navigation ohne Ladeplanung.

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