Im BMW-Werk Dingolfing sind vor wenigen Tagen die ersten Serien-Exemplare der neuen 7er Reihe von den Bändern gerollt. Es war ein doppeltes Debüt: Denn sowohl der vollelektrische i7 als auch Varianten des BMW Top-Modells mit Verbrennungsmotoren feierten ihren Produktionsstart in dem niederbayerischen Werk. Milan Nedeljković, Vorstand Produktion der BMW AG: „Unsere neue BMW 7er Reihe ist die erste Luxus-Limousine weltweit, bei der Kunden die Wahl zwischen drei Antriebsarten haben. Ob reiner Elektro-Antrieb, Verbrennungsmotor oder künftig auch Plug-in-Hybrid – dank unserer flexiblen Fertigungsstrukturen sind wir in der Lage, diese Antriebsvielfalt in der Produktion darzustellen.“
Mehr als 300 Millionen Euro hat der Autohersteller für die Fertigung der neuen 7er Reihe in das Dingolfinger Fahrzeugwerk investiert. Er treibt damit die Transformation seines größten europäischen Produktionsstandorts zur iFACTORY mit den Stoßrichtungen „lean“, „green“ und „digital“ weiter voran und verfolgt somit das Leitbild der BMW Produktion der Zukunft. Erstmals pilotiert BMW mit der 7er Reihe auch das automatisierte Manövrieren von Neufahrzeugen im Werksumfeld – und optimiert damit ihre Prozesse in der Montage und Outbound-Logistik.
BMW i7: E-Mobilität im Luxussegment
Nach dem Produktionsstart und der Versorgung der Handelsorganisation mit Ausstellungs- und Vorführfahrzeugen sollen ab Herbst die Modelle der 7er Reihe für Kunden in aller Welt erhältlich sein. Speziell mit dem i7 setzt die BMW Group ihre Elektro-Offensive im automobilen Luxus-Segment fort, für die sinnbildlich der Standort in Dingolfing steht. Vorstand Milan Nedeljković: „Vor genau einem Jahr haben wir hier vor Ort den Produktionsstart unseres iX gefeiert. Mit dem i7 folgt jetzt der nächste Meilenstein. Und nächstes Jahr legen wir mit einer vollelektrischen Variante des 5er nach. Wir forcieren damit das Tempo beim Hochlauf der E-Mobilität und elektrifizieren unsere Kernbaureihen.“ Schon dieses Jahr soll mindestens jedes vierte in Dingolfing gebaute Automobil einen E-Antrieb haben. Bis Mitte des Jahrzehnts soll aktuellen Planungen zufolge der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge an der Dingolfinger Gesamtproduktion auf rund 50 Prozent anwachsen.
Die neue 7er Reihe wird in der Fahrzeugmontage auf einem Band im Mix mit Modellen der 5er und 8er Reihe sowie dem vollelektrischen iX gebaut. „Die einzelnen Antriebsvarianten des BMW 7er sind dabei gegeneinander zu 100 Prozent abtauschflexibel“, betont Werkleiter Christoph Schröder. „Das ermöglicht es uns, entlang des tatsächlichen nachgefragten Antriebsmixes zu bauen und unser Werk bestmöglich auszulasten.“
Nicht nur was einzelne Produktfeatures wie Bordnetzarchitektur, Bedienoberfläche und Fahrassistenzsysteme angeht, baut der neue 7er auf den Technologiebaukästen des iX auf. Auch was die Fertigungs- und Absicherungsprozesse in der Montage betrifft, sei der rein elektrische iX, der inzwischen eines der meistgefertigen Modelle in Dingolfing ist, wegweisend gewesen, so BMW in einer aktuellen Mitteilung. Das gelte beispielsweise für den neu gestalteten Aggregateeinbau, die Schwenkmontage, aber auch die Prüfstände für Fahrerassistenzsysteme und den neuen, effizienter gestalteten Finish-Prozess vom Motor-Erststart bis zum Fahrzeug-Versandplatz.
Re-Use von Anlagen und Sonderprozess für Two-Tone Lackierung
Im Karosseriebau gelang es durch Umbauten in Produktionspausen die neue 7er Baureihe in die bestehenden Strukturen des Vorgänger-Modells zu integrieren und so durch den Re-Use und die Adaption von Anlagen Investitionen im dreistelligen Millionen-Euro Bereich und auch Ressourcen zu sparen. Obwohl die Karosserien des neuen 7ers je nach Antriebstechnologie in Teilen der Bodengruppe voneinander abweichen und unterschiedliche Geometrien aufweisen, können die verschiedenen Varianten in einem beliebigen Mix auf ein und derselben Hauptlinie abtauschflexibel produziert werden.
Durch Automatisierung – etwa im Bereich des Türeinbaus – und durch eine Reduktion der Materialkombinationen und erforderlichen Verbindungsverfahren sei es gelungen, Prozesse effizienter auszulegen. In der Lackiererei wurde für die Two-Tone Lackierung der neuen 7er Reihe ein spezieller Prozess etabliert, der Großserienprozesse und manuelle Lackierfertigkeiten der Dingolfinger Expertinnen und Experten kombiniert.
Inhouse-Produktion der E-Antriebskomponenten
Die E-Antriebskomponenten für den rein elektrischen i7 – konkret: die Hochvoltbatterien und der E-Antrieb (E-Maschine) – werden ebenfalls am Standort Dingolfing gefertigt. Sie stammen wie für den iX, die Limousine i4 und den SUV iX3 aus dem benachbarten Kompetenzzentrum E-Antriebsproduktion der BMW Group.
Dort nahmen zuletzt zwei neue Produktionslinien den Betrieb auf, so dass nun Komponenten für mehr als 500.000 E-Fahrzeuge jährlich produziert werden können. Die Mitarbeiterzahl in der Dingolfinger E-Antriebsproduktion ist weiter gestiegen, von rund 600 Anfang des Jahres 2020 auf inzwischen mehr als 2300.
Automatisiertes Fahren im Werk beim BMW 7er pilotiert
Bei der Produktion des neuen 7ers kommt außerdem eine digitale Innovation zum Einsatz, die großes Effizienzpotenzial für den Bereich der Montage und der Outbound-Logistik in den Werken und Distributionszentren der BMW Group bietet: Das „automatisierte Fahren im Werk“ (AFW). Dieses Projekt soll ab Juli im Rahmen der Digitalisierungsstrategie im Werk Dingolfing pilotiert werden: Dabei fahren die neu produzierten 7er Modelle kurz nach dem Motor-Erststart und einer ersten Prüfzone die rund 170 Meter lange Strecke von der Montagehalle in den Finish-Bereich des Werks automatisiert. Auch die Strecke vom Ende des Finish-Bands zum Versandplatz soll auf diese Weise zurückgelegt werden.
Entwickelt wurde das Projekt von der BMW Group gemeinsam mit den beiden Startups Seoul Robotics und Embotech, deren Software und Technologie dafür zum Einsatz kommen. Projektleiter Sascha Andree erklärt: „Das automatisierte Fahren im Werk hat im Grunde nichts mit den autonomen Fahrfunktionen für den Kunden zu tun. Wir schlagen hier einen anderen Weg ein. Wir nutzen nicht die Sensorik des Fahrzeugs, sondern greifen für die Umfelderkennung und die Bewegungsplanung des Fahrzeugs auf eine Infrastruktur zurück, die außerhalb des Fahrzeugs liegt.“ So sind die relevanten Fahrtstrecken durch die Logistikzonen des Werks mit Sensoren versehen. Mittels einer Software von Seoul Robotics wird aus deren Daten eine Lokalisierung der Fahrzeuge und Umfelderkennung vorgenommen. Eine ebenfalls extern gelagerte Fahrplanungssoftware von Embotech übernimmt dann Lenken, Bremsen, Beschleunigen und Einparken der fahrerlosen Fahrzeuge bzw. übersendet diesen die entsprechenden Befehle.
Der Pilotbetrieb soll bis 2023 dauern. Ein weiterer Rollout ist zunächst mit weiteren Modellen im Werk Dingolfing geplant.
Das BMW Werk im niederbayerischen Dingolfing ist seit 1977 Heimat der 7er Baureihe und fertigt das Top-Modell der Marke inzwischen in siebter Generation. Es ist das konzernweite Leitwerk für die Oberklasse Modelle von BMW. Insgesamt sind im Werk Dingolfing bis heute mehr als elf Millionen BMW vom Band gelaufen. Noch für dieses Jahr wird ein Produktionsjubiläum erwartet: das zweimillionste Exemplar der 7er Reihe.
Quelle: BMW – Pressemitteilung vom 01.07.2022