Das US-Finanzministerium teilte Mitte April mit, dass Elektroautos von Audi, BMW, Nissan, Rivian, Hyundai und Volvo aufgrund neuer Regeln für die Batteriebeschaffung keinen Zugang mehr zu einer Steuergutschrift von 7500 US-Dollar haben werden. Inzwischen soll die Liste der förderfähigen Elektroautos aber überarbeitet worden sein, sodass etwa Volkswagens ID.4 wieder bezuschusst wird.
Mitte August 2022 unterzeichnete US-Präsident Joe Biden den Inflation Reduction Act of 2022 (IRA). Das Gesetz soll der hohen Inflation entgegenwirken und den Klimaschutz in den USA vorantreiben. Interessant hierbei ist vor allem die Neuregelung der Förderung von Elektroautos. Neue Elektroautos erhalten eine Steuergutschrift von bis zu 7500 US-Dollar. Die Vorteile betreffen nur Limousinen mit einem Verkaufspreis von bis zu 55.000 US-Dollar und SUVs/Pickups mit einem Verkaufspreis von bis zu 80.000 US-Dollar.
Doch um (bis zunächst 2032) in den Genuss dieser Steuervorteile zu kommen, müssen E-Autos jedoch folgende Anforderungen erfüllen: Die Endmontage muss in Nordamerika erfolgt sein, dazu müssen ab 2023 40 Prozent der verwendeten kritischen (explorierten, weiterverarbeiteten oder recycelten) Batterie-Rohstoffe, wie zum Beispiel Lithium, aus Nordamerika oder einem Land kommen, mit welchem die USA ein Freihandelsabkommen hat. Diese Quote steigt im Übrigen jährlich um zehn Prozent, das heißt von 50 Prozent im Jahr 2024 auf 80 Prozent im Jahr 2027. Ab 2025 dürfen sie zudem nicht mehr aus Russland, China oder einer anderen „foreign entity of concern“ – also einer Konfliktregion – kommen. Ist diese Voraussetzung erfüllt, erhält die Käuferin oder der Käufer eine Steuergutschrift in Höhe von 3750 US-Dollar.
Hinzu kommt: Auch die Batteriekomponenten eines Elektroautos müssen ab 2023 (beziehungsweise sobald die Umsetzungsrichtlinien vorliegen) zu 50 Prozent (basierend auf den Kosten) in Nordamerika hergestellt oder dort zusammengebaut werden. Dieser Anteil steige bis 2029 auf 100 Prozent. Ab 2024 dürfen sie zudem nicht mehr aus Russland, China oder einer anderen „foreign entity of concern“ kommen. Auch bei Erfüllung dieser Voraussetzung kommt es zu einer Steuergutschrift in Höhe von 3750 US-Dollar.
Beide Steuergutschriften zusammen ergeben die maximale Fördersumme von 7500 US-Dollar. Insbesondere die Regelungen zu den Batterierohstoffen und -komponenten sollen dafür sorgen, in den Lieferketten unabhängiger von China zu werden. Eine solche Förderung gab es zwar bereits früher, aber die Regelung wurde angepasst: Die zuvor gültige Obergrenze von 200.000 Fahrzeugen je Hersteller fiel weg. Deshalb sind einige Modelle der Marken General Motors, Ford und Tesla wieder förderfähig.
Die Vorschriften zielen also darauf ab, die Vereinigten Staaten von der Abhängigkeit von China bei den Lieferketten für Elektroautos zu befreien. Wenn es nach US-Präsident Joe Biden geht, möchte er bis zum Jahr 2030 mindestens 50 Prozent der US-Neuwagenverkäufe auf Elektroautos oder Plug-in-Hybride umstellen.
Einige deutsche Modelle betroffen
Nun teilte das US-Finanzministerium laut Reuters jüngst mit, dass Elektrofahrzeuge von Volkswagen, BMW, Nissan, Rivian, Hyundai und Volvo aufgrund neuer Regeln für die Batteriebeschaffung keinen Zugang mehr zu einer Steuergutschrift von 7500 US-Dollar haben werden. Fahrzeuge, die ihre Gutschriften in den USA verlieren, seien etwa der BMW 330e, der BMW X5 xDrive45e, der Genesis Electrified GV70, der Nissan Leaf sowie der Plug-in-Hybrid Audi Q5 TFSIe Quattro und Volvo S60. Der schwedische Automobilhersteller befindet sich zu 82 Prozent im Besitz der chinesischen Zhejiang Geely Holding Group. Das Finanzministerium sagte, dass die neuen Anforderungen, die am 18. April in Kraft getreten sind, auch die Gutschriften für das Tesla Model 3 Standard Range Rear Wheel Drive auf 3750 US-Dollar halbieren werden, da dessen Batterien aus China kommen. Andere Tesla-Modelle sollen die volle Gutschrift von 7500 US-Dollar aber behalten, heißt es weiter.
Keine erfreulichen Nachrichten für die betroffenen Autobauer. Doch laut diverser Stellungnahmen nehmen sie es mit Fassung. Hyundai soll in einer Erklärung gesagt haben, dass das Unternehmen an seinen langfristigen EV-Plänen festhält und dass es „wichtige Bestimmungen des Inflation Reduction Act nutzen wird, um den Ãœbergang zur Elektrifizierung zu beschleunigen.“ Nissan zeigte sich da schon etwas vorsichtiger: „Wir arbeiten eng mit unseren Zulieferern zusammen und hoffen, dass der Leaf in Zukunft zumindest für einen Teil der Steuergutschrift infrage kommt.“
Volvo möchte Vorschriften prüfen, General Motors darf sich freuen
Leichte Kritik kommt von Volvo: Sie möchten die kürzlich veröffentlichten Vorschriften prüfen, auch wenn man den Vorstoß der Biden-Regierung für niedrigere Auspuffemissionen unterstütze. Der Autobauer erklärte aber, dass der beste Weg, dies zu erreichen, „abgestimmte Vorschriften seien“. Laut Reuters lehnten Rivian und BMW eine Stellungnahme ab, Tesla soll erst gar nicht auf die Bitte um Stellungnahme eingegangen sein.
Das Finanzministerium teilte außerdem mit, dass die Elektroautos Chevrolet Bolt und Bolt EUV von General Motors die volle Steuergutschrift von 7500 Dollar erhalten werden. GM hatte zuvor erklärt, dass zumindest einige seiner E-Fahrzeuge nach den neuen Regeln für die Steuergutschrift infrage kommen, darunter der Cadillac Lyriq aus dem Jahr 2023 sowie der kommende Chevrolet Equinox EV SUV und Blazer EV SUV. Das Finanzministerium sagte, dass alle GM-EVs qualifiziert seien. Zuvor hatten Ford Motor und die Chrysler-Muttergesellschaft Stellantis mitgeteilt, dass die Steuergutschriften für die meisten ihrer Elektro- und PHEV-Modelle am 18. April auf 3750 Dollar halbiert würden. Das Finanzministerium bestätigte die Berechnungen der Autohersteller.
Doch das letzte Wort ist scheinbar noch nicht gesprochen: Inzwischen hat das US-Finanzministerium die Vorschriften angepasst. So ist der VW ID.4 wieder auf die Liste der förderfähigen E-Autos zurückgekehrt. „Weil der Elektro-SUV für den US-Markt in Chattanooga gebaut wird und ein ausreichender Anteil der Batterie-Rohstoffe aus akzeptierten Quellen stammt, kommt er sogar in den Genuss der vollen Förderhöhe von 7500 Dollar“, heißt es bei Auto Motor und Sport. Auch die Rivian-Modellen R1S und R1T seien wieder förderfähig, allerdings nur zur Hälfte: mit 3750 Dollar Zuschuss. Änderungen jener Liste sind also vorbehalten.
Die Regeln wurden im vergangenen Monat angekündigt und vom Kongress im August als Teil des 430 Milliarden Dollar schweren Inflationsreduzierungsgesetzes (IRA) vorgeschrieben. Letzte Woche schlug die Umweltschutzbehörde neue Emissionsvorschriften vor, die davon ausgehen, dass im Jahr 2030 60 Prozent der verkauften Neufahrzeuge E-Fahrzeuge sein werden. Das Finanzministerium erklärte im Dezember, dass E-Fahrzeuge, die nicht für die Steuergutschrift von 7500 Dollar infrage kommen, sich allerdings für eine kommerzielle Leasinggutschrift von 7500 Dollar qualifizieren würden.
Quelle: Reuters – VW, Rivian, Nissan, BMW lose access to US EV tax credits / Auto Motor und Sport – VW ID.4 doch förderfähig, als einziger „Ausländer“