BBNM sieht in 10-Punkte-Plan des VDA einen massiven Rückschritt

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Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hatte kürzlich einen 10-Punkte-Plan für eine klimaneutrale Mobilität vorgelegt. Nachdem sich bereits EAN-Herausgeber Sebastian Henßler und EAN-Redaktionsleiter Michael Neißendorfer kritisch mit dem Inhalt auseinandergesetzt haben, weist nun auch der Bundesverband Beratung neue Mobilität e.V. (BBNM) die Ideen weitestgehend und deutlich zurück. „Zwar begrüßen wir, dass das Bekenntnis zum Pariser Klimaabkommen an erster Stelle steht, jedoch sind viele weitere Überlegungen des Papiers aus unserer Sicht rückwärtsgewandt und wenig zielführend“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Zwar widmen sich die letzten Punkte des Papiers dem Erstarken der Elektromobilität, was auf dem Weg dahin seitens des VDA vorgeschlagen wird, bewirke aber aus Sicht des Verbandes exakt das Gegenteil. „So würde unserer Ansicht nach ein Vorziehen der EU- Reviews für die Flottenregulierung einem Aufweichen der Emissionsziele Tür und Tor öffnen“, schreibt der BBNM.

Auch dem Plädoyer für eine Berücksichtigung von Plug-in-Hybriden über das Jahr 2035 hinaus könne der Verband nicht folgen. „Selbst wenn die elektrischen Reichweiten dieser Fahrzeuge zuletzt gestiegen ist, wissen wir aus der Praxis, dass viele Fahrer von Plug-in-Hybriden diese selten bis nie laden. Und gerade auf weiteren Strecken bei höheren Geschwindigkeiten liegt der Verbrauch von diesen vermeintlichen Heilsbringern häufig oberhalb der Werte eines reinen Verbrenners“, stellt der BBNM fest, der zuletzt auch bei der Power2Drive in München als Partner der Messe in Erscheinung getreten war. Das WLTP-Verfahren zur Verbrauchsbestimmung sei hier schlichtweg besonders unehrlich.

„Verlängerung des schädlichen Verbrennerzeitalters“

Im gleichen Zuge sei der VDA-Wunsch nach einer Anpassung des Reduktionsziels von minus 100 auf minus 90 Prozent ebenfalls zurückzuweisen, denn das würde „das schädliche Zeitalter des Verbrennungsmotors im Straßenverkehr unnötig verlängern“.

Zudem müsse der BBNM der VDA-Forderung widersprechen, einen stärkeren Fokus auf erneuerbare Kraftstoffe im Pkw-Bereich zu setzen. „Der Nutzen fürs Klima durch das Betanken der nach 2035 übrigen Verbrennerflotte mit E-Fuels würde unserer Ansicht nach bei Weitem nicht so schwer wiegen wie der Schaden, der durch das vermeintliche Schlupfloch für ineffiziente Verbrenner entstehen würde“, sind die Experten überzeugt. Dies würde vielmehr weiter eine Vielzahl von Autofahrern vom Umstieg auf die Elektromobilität abhalten, erwartet der Verband. „Außerdem benötigen wir E-Fuels und auch Wasserstoff viel eher im Luft- und Schiffverkehr, als dass sie für Autos oder selbst Lkw verschwendet werden dürften“, heißt es weiter.

„Wir als BBNM fordern die Politik dazu auf, an den ambitionierten und in der Vergangenheit aus gutem Grund gesetzten Emissions-Zielen festzuhalten – auch aus Gründen der Verlässlichkeit“, schreibt der Verband weiter, in dem die in der Branche bekannten Gesichter Andreas Varesi und Lisa Bohm die geschäftsführenden Vorstände sind.

Priorität ganz klar beim E-Auto

Wie es der VDA selbst schreibt, müsse die Priorität ganz klar bei echten emissionsfreien Fahrzeugen – also E-Autos und E-Nutzfahrzeugen – liegen. „Vorschläge wie die des VDA verwässern diese Priorität aber stark. Stattdessen muss vor allem im betrieblichen Kontext der Umstieg auf die Elektromobilität noch viel mehr gefördert werden“, wünscht sich der BBNM. Zudem brauche es wieder mehr Anreize „für das Nachwachsen von Ladeinfrastruktur“, sonst drohe der gerade wieder aufflammende Hochlauf der Elektromobilität im Keim zu ersticken.

„Klimaneutralität braucht klare Regeln – und kein Zurück zu alten Pfaden“, stellt BBNM-Vorstandsmitglied Mazlum Yaylaci abschließend fest. Der BBNM stehe zudem der Industrie, Politik und Wirtschaft als Dialogpartner zur Verfügung, „um praktikable, zukunftsfähige Lösungen für neue Mobilität voranzutreiben“.

Quelle: Bundesverband Beratung neue Mobilität – Pressemitteilung 18. Juni 2025
Transparenzhinweis: EAN-Redakteur Daniel Krenzer unterstützt den BBNM bei seiner Pressearbeit. Auf unsere redaktionelle Bearbeitung der Pressemitteilung hat dies jedoch keinen Einfluss.

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onlineschorty:

Die von der BBNM sagen: „wissen wir aus der Praxis, dass viele Fahrer von Plug-in-Hybriden diese selten bis nie laden“. Ist das so? Was bedeutet „viele Fahrer“? Gibt es belastbare Zahlen oder Studien? Ich hab da meine Zweifel, da man die Energiekosten durch Zuhause Laden halbieren kann, ohne die aufwändige Installation einer Wallbox. Wenn eine PV Anlage vorhanden ist reduzieren sich die Kosten auf ca. 1/7 gegenüber der Tankstelle. Zumindest dürfte jeder, der privat einen PHEV betreibt sich diesen Kostenvorteil nicht entgehen lassen. Und dann dürfte es auch ein Vorteil für die Umwelt sein da ein PHEV einen viel kleineren CO2 Rucksack abzuarbeiten hat, als ein reines Elektroauto.

Wolfbrecht Gösebert:

Es ist ja erstmal nicht falsch, wenn VDA-Präsidentin Müller im 10-Punkte-Papier u.a. von „… einer insgesamt schwachen Nachfrage in Europa und einen maximal herausfordernden wettbewerblichen Umfeld …“ spricht,
Quelle: c&p➟ elektroauto-news.net/news/bbnm-vda-10-punkte-plan-kritik

– nur ist das eben ERST RECHT kein Grund, die EU-Ziele aufzuweichen!

Neben der schon lange üblichen VDA-Masche „» die anderen sollen’s bezahlen «“, kommt mir das soo vor, liebe Frau Müller, wie bei einem Drogensüchtigen, der immer wieder eine weitere Dosis seiner Droge mit der absurden Behauptung verlangt, umso schneller könne er später dann auch wirklich „clean“ werden …

Rolando:

Na klar will die Fossil Lobby möglichst lange Geld verdienen. Koste es was es wolle!

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