Das Beratungsunternehmen Expleo hat in einer Studie die allgemeine Haltung deutscher Automobilhersteller gegenüber nachhaltiger Alternativen unter die Lupe genommen. Demnach sagten 80 Prozent der Befragten, dass sie wasserstoffbetriebene Fahrzeuge für besser für die Umwelt und sauberer als Elektroautos halten. Jedoch fehlt die Herstellung von Wasserstofffahrzeugen oder zugehörigen Komponenten im Sortiment von einem Drittel der Teilnehmenden.
Laut der Studie des Technologie- und Ingenieurbüros vertreten 85 Prozent der Führungskräfte in der Automobilindustrie die Meinung, dass wasserstoffbetriebene Fahrzeuge einen Beitrag dazu leisten können, die Kohlenstoffemissionen der Automobilindustrie zu verringern. Mehr als 80 Prozent der Befragten glauben, dass ihr Unternehmen über das Know-how verfügt, um erschwingliche Wasserstofffahrzeuge zu entwickeln.
Der Bericht, der die Antworten von 225 Managern von führenden Automobilherstellern aus Frankreich, Deutschland und dem Vereinigten Königreich beinhaltet, zeige das Verständnis der Führungskräfte zwischen wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen und ökologischer Nachhaltigkeit, auch wenn diese derzeit stärker in reine Elektroautos investieren, so Expleo in einer aktuellen Mitteilung.
Die Vorteile von Wasserstofffahrzeugen bewerten die Befragten unterschiedlich: Geringere Emissionen (55 Prozent), größere Reichweiten (44 Prozent) und eine geringere Abhängigkeit von seltenen Materialien für Batterien (40 Prozent) sind unter den Befragten die meistgenannten Pluspunkte. Dennoch halten sich die Unternehmen mit Investitionen in die entsprechende Technologie zurück. Die schleppende Akzeptanz lässt sich durch die mit der Produktion, der Technik und der Energieversorgung verbundenen Hindernisse erklären: Fast die Hälfte der Befragten betrachtet die hohen Kosten für die Fahrzeugproduktion als hinderlich. Auch die eingeschränkte Verfügbarkeit von Wasserstoff-Tankstellen (37 Prozent) und die schlechte Energieeffizienz bei der teuren Wasserstoff-Produktion (36 Prozent) sehen die Befragten als problematisch an.
Trotzdem sieht die nahe Zukunft für Wasserstofffahrzeuge optimistisch aus: 64 Prozent der Befragten empfindet eine Marktplatzierung des ersten Wasserstoffautos in den nächsten zwei Jahren als realistisch an. Um das Ziel zu erreichen, sei allerdings ein starkes Engagement der europäischen Regierungen erforderlich. Vor allem französische Automobilkonzerne (36 Prozent) zeigen besonderes Interesse an der Transformation und grenzen sich von ihren deutschen (27 Prozent) und englischen (28 Prozent) Kollegen ab.
„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass innerhalb der Industrie ein grundsätzliches Bewusstsein für die Vorteile von Wasserstofffahrzeugen gegenüber der Umwelt herrscht“, sagt Frederic Ludet, Experte für Wasserstoff-Brennstoffzellen-Mobilität bei Expleo. Letztendlich liege es an der langsamen Umsetzung sowie der Zahlungsbereitschaft der Unternehmen. Und ohne „erhebliche Investitionen in die Energieinfrastruktur“ sei es sehr schwierig, die Erwartungen der Regierung hinsichtlich der Netto-Null-Ziele zu erfüllen. „Trotzdem zeigen unsere Untersuchungen, dass es in der Branche einen deutlichen Appetit auf Wasserstofffahrzeuge gibt“, so Ludet weiter. Der vollständige Bericht kann hier auf der Webseite von Expleo eingesehen werden.
Wasserstoffautos sind in der Branche umstritten. Zwar bieten sie viele Vorteile, wie etwa hohe Reichweiten bei kurzer Tankzeit. Wasserstoff ist allerdings nur dann nachhaltig, wenn er ausschließlich mit Ökostrom erzeugt wird. Und dafür fehlt es aktuell noch massiv an Kapazitäten erneuerbarer Energien. Wird der Strom in reinen Elektroautos direkt genutzt, liegt der Wirkungsgrad und somit die Nutzung erneuerbarer Energien deutlich höher. Mit dem Strom, der für 100 Kilometer mit einem Wasserstoffauto notwendig ist, kommt ein Batterie-Elektroauto etwa dreimal so weit.
Quelle: Expleo – Pressemitteilung vom 26.10.2021