Auto China in Shanghai 2025: Weniger Glanz, mehr Alltag

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Vor zwei Jahren trumpften die chinesischen Hersteller bei der Auto China in Shanghai mächtig auf und überrollten die anderen Hersteller förmlich mit der Vielzahl sowie der Reife ihrer Fahrzeuge. Von diesem automobilen Tsunami ist aktuell nicht mehr viel zu spüren. Auch im Reich der Mitte ist die Normalität eingekehrt.

Als vor zwei Jahren die Auto China in Shanghai nach der Covid-19-Zäsur erstmals wieder ihre Tore öffnete, war der Schock für die westlichen Automobilhersteller groß. Die Wucht und die Vielfalt der chinesischen Autobauer beziehungsweise ihrer Produkte waren immens. Die Manager der deutschen Automobilelite schlichen mit heruntergezogenen Mundwinkeln durch die großen Messehallen der Millionenmetropole. Dieser Neuheiten-Hammer blieb diesmal aus. Auch bei BYD, Nio, Zeekr & Co ist mehr Business as usual angesagt. „Auch in China ist das Geld nicht mehr in unbegrenzter Menge vorhanden, um Innovationen voranzubringen“, erklärt Analyst Fabian Piontek von AlixPartners.

Das heißt aber nicht, dass es nicht noch ein paar Highlights zu bestaunen gibt. Schließlich wollen sich die chinesischen und alle anderen Hersteller immer noch vom Rest absetzen. Der Dongfeng Warrior tritt in bester China-Tradition martialisch auf und BYDs Premium-Tochter Denza kündigt mit dem Konzept-Coupé Z einen Porsche-911-Konkurrenten an.

Natürlich gibt es noch ein paar klassische Blickfänger wie etwa die Plüsch-Autos von MiniEV oder den Klein-Helikopter von Changan, aber sonst ist bei auch bei den Autobauern aus dem Reich der Mitte Normalität eingekehrt. Auch das Gedränge in den Hallen war bei Weitem nicht mehr so groß wie noch vor 24 Monaten.

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Volvo präsentiert stolz den EM90, während die Schwestermarke Zeekr das SUV 9X nach vorne fährt. Aber auch andere chinesische Hersteller wie Aito mit dem M9 oder Xpeng mit dem G9 wollen bei den Familien punkten und LiAuto springt mit dem aerodynamisch geformten Mega ebenfalls auf den Van-Zug auf. Bleibt bloß noch die Frage, warum die Zahl 9 bei den Crossovern oder Vans so beliebt ist.

Die rustikal-brachialen Offroad-Spezialisten von Haval setzen mit dem SUV Max massentaugliche Optik. Die Staatsmarke Honqi will mit dem Plug-in-Hybriden HS9 für Aufsehen sorgen. Wuchtig und kantig kommt der Jetour G600 daher. Mit dieser Premium-Divison will Chery an die großen Geldtöpfe. Klone westlicher Erfolgsmodelle wie der Geely Galaxy Cruiser, dessen Front dem Ford Bronco wie aus dem Gesicht geschnitten ist, sind auf chinesischen Automessen nach wie vor zu sehen.

Wer glaubt, dass es in China nur noch um die Elektromobilität geht, täuscht sich gewaltig. Die rustikalen Schlammwühler von Tank präsentieren stolz einen V8-Verbrenner und mit dem Hi4-T gleich das passende Auto dazu. Eigentlich. Allerdings werkelt unter der Haube des Facelift-Modells ein Hybrid-Antriebsstrang. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Verantwortlichen der Great Wall Motor-Tochter eines Besseren besinnen.

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Audi kämpft im Reich der Mitte verzweifelt um Marktanteile und begegnet dieser Gemengelage mit einem Neuheiten-Feuerwerk. An der Spitze des Messeaufgebots steht natürlich der AUDI E5. Ein Elektro-Sportback, der gemeinsam mit dem chinesischen Staats-Autobauer SAIC entwickelt wurde und auf den Heimatmarkt zugeschnitten ist. Der Stromer hat eine 800-Volt-Architektur, lädt in zehn Minuten für fast 400 Kilometer und kommt bis zu 750 Kilometer weit. Aber auch die Muttermarke schaltet im Reich der Mitte mit vier lokalisierten Modell-Premieren wie dem A6L e-tron, dem Q5L und dem A5L aus der FAW-Kooperation sowie dem A5L Sportback in den Angriffsmodus und tritt so die Flucht nach vorne an.

Weniger handfest geht es bei VW zu. Die Wolfsburger haben mit dem ID. Aura, ID. Era und ID. Evo drei Konzeptfahrzeuge in den gigantischen Messekomplex gerollt. Das Trio steht stellvertretend für eine Produktoffensive, die die Niedersachsen lostreten wollen. Bis Ende 2027 bringt VW über 30 neue Modelle (davon 20 New Energy Vehicle) nach China. Mercedes bekräftigt mit der Studie Vision V die Absicht, im Luxus-Van-Segment Fuß zu fassen und der CLA war auch in Shanghai dabei. BMW feiert sich selbst.

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Echte Neuheiten sind Fehlanzeige. Da zaubern die Japaner anders auf. Während Honda mit dem GT die dynamische Seite herauskehrt, liefert Toyota mit dem Doppel bZ7 und Lexus ES. Bei Xiaomi backt man etwas kleinere Brötchen. Ursprünglich wollte der Smartphone-Automobil-Newcomer das YU7-SUV auf die Messe bringen, aber jetzt steht der SU7 Ultra auf dem Stand. Die Power-Limousine (1103 kW / 1500 PS) kostet rund 35 Prozent weniger und unterbietet mit einem Preis von 529.900 Yuan (rund 63.000 Euro) sowohl das Tesla Model S Plaid als auch den Porsche Taycan Turbo GT mit Weissach-Paket deutlich.

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Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

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