Der neue Audi Q6 e-tron entsteht in einer standortübergreifenden Zusammenarbeit. Mit dem elektrisch angetriebenen SUV fertigt der Hersteller erstmals ein vollelektrisches Modell am Stammsitz in Ingolstadt. Die Elektromotoren für das Premierenmodell auf der Premium Platform Electric (PPE) baut Audi im ungarischen Győr. Über die Zusammenarbeit der beiden Standorte, die Stimmung unter den Mitarbeitenden im Zuge der Transformation und die Zukunftsperspektiven von Ingolstadt und Győr sprechen Siegfried Schmidtner, Werkleiter in Ingolstadt, und Alfons Dintner, Vorsitzender des Vorstands der Audi Hungaria.
„Es herrscht eine spürbare Aufbruchstimmung. Wir haben uns intensiv auf die Transformation zur E-Mobilität vorbereitet: Es kann also losgehen. Die E-Mobilität ist für Ingolstadt eine Riesenchance“, sagt der dortige Werkleiter Siegfried Schmidtner. Alfons Dintner, der Audi Hungaria leitet, weist darauf hin, dass der seit gut 30 Jahren bestehende Standort in Győr bereits mehrere Modellanläufe erfolgreich gemeistert habe und dass es innerhalb des Volkswagen-Konzerns keinen Standort gebe, der ein ähnlich breites Leistungsspektrum aufzeigen könne: Audi Hungaria montiere nicht nur Motoren, sondern auch Fahrzeuge, und habe zudem unter anderem eine eigene technische Entwicklung und einen Werkzeugbau vor Ort.
Und auch in Sachen E-Mobilität könne Győr auf einen langjährigen Erfahrungsschatz bauen: „Wir entwickeln, bauen, prüfen und betreuen elektrische E-Antriebe bereits seit 2018“, sagt Dinter. Der Ingolstädter Schmidtner verweist auf die gemeinsame Herausforderung, „ein perfektes Zusammenspiel aller Gewerke und beteiligten Standorte“ einzufädeln. Ein Neuanlauf sei „immer etwas Spannendes“ und gerade das Thema Transformation schweiße das Stammwerk und Győr „noch enger zusammen: Beide Standorte haben einen intensiven Weg der Transformation beschritten. In Győr von den Verbrennungsmotoren zu den E-Maschinen und bei uns in Ingolstadt vom Gesamtfahrzeug mit Verbrennern in Richtung der E-Mobilität – mit allem, was dazugehört, wie beispielsweise die neu aufgebaute Batteriemontage“, erklärt Schmidtmer.
„Natürlich ist auch eine gewisse Skepsis in der Belegschaft spürbar“
Dintner räumt ein, dass „natürlich auch eine gewisse Skepsis in der Belegschaft spürbar“ sei: „Schließlich hat ein E-Motor deutlich weniger Teile als ein Verbrennungsmotor“, so der Manager. Außerdem gebe es immer wieder Behauptungen, dass mit der E-Mobilität Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. Dintner widerspricht dem: „Die Erfahrung zeigt, dass sich die Fertigungsumfänge nicht reduzieren, sondern oft verlagern“.
Zudem sei es so, dass beispielsweise besonders sportliche Allrad-Modelle „nicht nur einen E-Motor, sondern im Durchschnitt mehr als zwei Motoren für Hinterachse und Vorderachse“ benötigen, was etwa den Wegfall von Jobs in der Produktion von Verbrennungsmotoren zum Teil wieder ausgleiche. „Natürlich ist Unsicherheit vor Veränderung da, denn die Menschen werden sich manchmal auch an einem anderen Arbeitsplatz bei Audi Hungaria wiederfinden“, sagt Dintner. Allerdings seien „auch sonst immer schon Mitarbeitende von der Motorenfertigung in den Fahrzeugbau gewechselt und umgekehrt“. Er findet, dass die Transformation „nicht zwingend mit Ängsten verbunden“ sei: „Es ist ein Prozess, den wir gut stemmen können“.
Schmidtner sagt, dass Audi in Ingolstadt sogar „lange nicht mehr so viele – nämlich 500 neue Mitarbeitende – eingestellt“ habe. „Und das allein im Fertigungsbereich“. Zudem entstünden mit der Elektromobilität „neue Tätigkeitsfelder. Wir benötigen zum Beispiel mehr Elektronikkompetenz“, wie der Leiter von Audis Stammwerk erklärt: „Wir heben uns auf das nächste Level des Fahrzeugbaus mit signifikant anderen Technologien. Wir steigen deutlich stärker in die Themen Vernetzung, Digitalisierung und Automatisierung ein“.
Zum Abschluss kommt Schmidtner nochmal auf den neuen Q6 e-tron zurück: „Wir scharren alle mit den Hufen und können es nicht mehr erwarten, die Q6 e-tron Baureihe auf die Straße zu bringen“, sagt er. Schon im Dezember sei die Produktion des neuen Modells angelaufen, „jetzt fahren wir die Fertigung sukzessive hoch“. Das Hufescharren in Ingolstadt dürfte also bald vorbei sein.
Quelle: Audi – Pressemitteilung vom 11.01.2024