Audi-Betriebsrat: Belegschaft schöpft neue Hoffnung

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Audi

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die im März verkündete Zukunftsvereinbarung zwischen Betriebsrat und Unternehmensführung bei Audi hat laut Betriebsratschef Jörg Schlagbauer für große Erleichterung in der Belegschaft gesorgt. In einem Interview mit Automobilwoche erklärt er, wie stark die Unsicherheit zuvor war – und warum Audi mit CEO Gernot Döllner auf dem richtigen Weg sei, auch wenn der Wandel noch viele Herausforderungen mit sich bringt.

„Bei manchen herrschte regelrechte Not, ja Existenzängste“, beschreibt Schlagbauer die Stimmung vor der Betriebsversammlung. Die Vereinbarung habe „Sicherheit zurückgebracht“, den Beschäftigten wieder „eine Perspektive“ gegeben. Auch heute, Monate nach der Verkündung, sei dieser Effekt noch spürbar. „Die Vereinbarung wird breit getragen von der Belegschaft.“

Trotz dieses Rückenwinds bleibt das Jahr 2025 für Audi laut Schlagbauer herausfordernd. Die Modelloffensive zeige zwar erste Wirkung, doch ein nachhaltiger Aufschwung stehe noch aus. Die Verunsicherung vieler Kund:innen sei spürbar, nicht zuletzt durch die fehlende politische Klarheit bei Förderprogrammen. „Wir hoffen stark darauf, dass es seitens der Politik bald Klarheit gibt, was gefördert wird und was nicht.“

Auf die Frage, wie Audi in eine derart angespannte Lage geraten konnte, widerspricht Schlagbauer der Darstellung, Audi sei das Sorgenkind des VW-Konzerns. Vielmehr handele es sich um eine Mischung aus externen Einflüssen und internen Versäumnissen. „Wir haben – aus dem Konzern gelenkt – unglückliche Entscheidungen getroffen, wie etwa die frühzeitige, sehr starke Festlegung auf die Elektromobilität“, so Schlagbauer. Diese Strategie habe Flexibilität gekostet. Hinzu sei eine Zeit der Führungslosigkeit gekommen, insbesondere zwischen dem Weggang Rupert Stadlers 2018 und dem Antritt von Gernot Döllner. „In dieser Phase wurden wichtige Themenbereiche nicht mehr entwickelt, sondern nur verwaltet.“

Mit dem heutigen CEO sieht Schlagbauer nun wieder klare Orientierung. Döllner sei „entschlossen, Audi zu transformieren, präziser und effizienter zu machen“. Auch wenn sein Führungsstil von manchen als zu direkt empfunden werde, begrüßt Schlagbauer den Kurs: „Ich persönlich finde das nicht schlecht, denn da weiß man wenigstens, woran man ist.“

Kritisch sieht der Betriebsrat Überlegungen zu einer möglichen US-Produktion. Zwar verstehe man die politische Notwendigkeit, etwa durch die von Donald Trump angestoßene Zollpolitik, aber: „Wir verwehren uns der Diskussion nicht, sehen aus Kapazitätsgründen aber keine Notwendigkeit, in den USA ein Werk aufzubauen.“ Falls doch, müsse klar sein, dass deutsche Standorte nicht benachteiligt würden. „Wir werden dem im Aufsichtsrat nur dann zustimmen, wenn klar ist, dass wir die Beschäftigung in Deutschland sichern.“

„Wir werden alle elektrisch fahren“

Ein wichtiges Signal für den Standort Ingolstadt konnte Schlagbauer bereits durchsetzen: Die Teilverlagerung der Q3-Produktion aus dem ungarischen Győr wird als Erfolg verbucht. „Ich bin ganz ehrlich gesagt auch etwas stolz“, so der Betriebsratschef. Die Forderung nach einem zusätzlichen Verbrenner-Modell sei bereits im Sommer 2024 formuliert worden – verbunden mit Kritik an einer zu einseitigen Elektrostrategie. Parallel dazu soll in Ingolstadt ab Herbst 2026 auch ein neues Einstiegs-Elektroauto produziert werden. Für Schlagbauer bedeutet dieses „Doppel“ eine „wichtige Stärkung“ des größten Audi-Werks.

Die Elektromobilität an sich stellt er nicht infrage. „Wir werden alle elektrisch fahren“, sagt Schlagbauer. Allerdings zweifelt er am Zeitplan der Politik. Das notwendige Ökosystem werde bis 2035 vermutlich noch nicht vollständig aufgebaut sein. Deshalb sei es richtig, das Angebot an leistungsstarken Plug-in-Hybriden auszubauen. „Man muss die Kunden an die E-Mobilität heranführen.“ Ein politisch verordneter Umstieg werde allein nicht zum Erfolg führen.

Quelle: Automobilwoche – Audi-Betriebsratschef Schlagbauer: „Muss entschieden widersprechen, dass Audi das Sorgenkind des Konzerns ist“

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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Walter Gutmann:

Ich bezweifle, dass es ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen jemals geben wird bei unseren Politikern.

Detlef:

Die Enthusiasten sind schon umgestiegen, die Pragmatiker sind und bleiben skeptisch. Vor Jahren hieß es noch, dass die E-Autos preiswerter produziert werden können. Können sie auch, nur nicht deutsche Autos! Die Zeit den Besitz eines sogenannten Premium-Autos auch als Statussymbol zu benutzen, diese Zeit hat ihren Zenit überschritten. Undurchsichtige und überhöhte Preise an den Ladesäulen insbesondere im Bereich der Schnellader, liegen häufig nicht unterhalb der Verbrauchskosten von Verbrennern, schon gar nicht bei einem Autobahntempo von 140-160km/h. Darüberhinaus schafft es insbesondere die deutsche Automobilindustrie nicht, bezahlbare Elektroautos auf den Markt zu bringen. Ich vermute, dass erst ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen die Verbrennertechnik in den Ruhestand entlässt.

Melvin:

„Die Elektromobilität an sich stellt er nicht infrage. „Wir werden alle elektrisch fahren“, sagt Schlagbauer. Allerdings zweifelt er am Zeitplan der Politik. Das notwendige Ökosystem werde bis 2035 vermutlich noch nicht vollständig aufgebaut sein. Deshalb sei es richtig, das Angebot an leistungsstarken Plug-in-Hybriden auszubauen. „Man muss die Kunden an die E-Mobilität heranführen.“ Ein politisch verordneter Umstieg werde allein nicht zum Erfolg führen.“

Wieder mal der typische Bullshit, um Verbrenner noch ein wenig mehr Zeit zu verschaffen und noch ein wenig länger unnötig fossiles Öl für individuelle Mobilität zu verbrennen. Schade, dass sowas von einem Betriebsrat kommt.
Mann Leute, dieser Rohstoff ist so kostbar und so unfassbar schlecht fürs Klima, wenn wir ihn einfach verbrennen – checkt es doch endlich.
Verbrenner sind nicht die Zukunft.

1. Bis 2035 müssen wir ja nicht alle elektrisch fahren. Es sollen nur keine NEUEN fossilen Verbrenner mehr auf die Straße, um viel zu langsam endlich wegzukommen von dem Teufelszeug.
2. Das Ökosystem wird vor allem deshalb nicht vollständig aufgebaut sein, weil wir seit fast 15 Jahren erfolgreich immer wieder verzögern und zaudern, anstatt den technologischen Fortschritt anzunehmen und zu forcieren. Wobei im Bereich PKW-Entwicklung gerade in den letzten Jahren endlich sehr viel passiert ist und die Ladeinfrastruktur in Deutschland schon sehr gut ausgebaut ist bis auf wenige weiße Flecken z. B. für Mieter und den undurchsichtigen Tarifdschungel. Das Ökosystem muss aber auch nicht zu 100% stehen, siehe 1.
3. Noch mehr noch stärkere Plug-In-Hybride nützen i. d. R. nur der Einhaltung der Flotten-Grenzwerte, da die wenigsten dieser Fahrzeuge konsequent aufgeladen und elektrisch gefahren werden. Unser Passat GTE bildet da bspw. eine Ausnahme, muss aber auch an jedem Tag, an dem er gefahren wurde, wieder an die Wallbox.
4. In 2035 waren über 25 Jahre Zeit, um die Menschen an die Elektromobilität heranzuführen. Wenn ich immer wieder die Erreichung der Ziele torpediere, indem ich Zweifel sähe, Hetz- und Fake News-Kampagnen platziere, Stammtischweisheiten politisch etabliere, verzögere, Nebelkerzen wie e-Fuels und Wasserstoff zünde – dann verschwende ich natürlich sehr viel wertvolle Zeit. Bold prediction: 2035 wird es keinerlei technologische Notwendigkeit aufgrund schlecht passender Use Cases im Bereich PKW mehr geben, die den Einsatz eines BEV unmöglich macht und einen Verbrennerkauf erfordert. Dennoch wird ein nicht unerheblicher Teil der Skeptiker aufgrund hartnäckiger Vorurteile das Thema immer noch nicht verstanden haben, obwohl sie aus allen Anwendungsaspekten heraus elektrisch fahren könnten, wenn sie nur wollten.

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