In Wiesbaden hat man sich ehrgeizige Ziele gesteckt, so will die Landeshauptstadt Hessens europaweit die erste Stadt mit einem emissionsfreien Busverkehr werden. Im nächsten Jahr möchte man zunächst mit einem Elektrobus als Prototyp starten, im Jahr darauf, also ab 2019 sollen jedes Jahr weitere 55 Busse folgen, alle von demselben Hersteller. 2022 sollen dann insgesamt 220 E-Busse plus Prototyp im Einsatz sein. Die Europaweite Ausschreibung für diesen Auftrag ist bereits angelaufen. Gesucht werden Elektrobusse mit einer Länge von zwölf Meter, einer Reichweite von 200 Kilometer und der Anforderung, dass die Batterie noch genügend Leistung für Klimaanlage und Heizung mit sich bringt.
Könnte durchaus eine Herausforderung werden, gibt es in Wiesbaden doch einige Hügel zu schaffen. Geladen werden die Batterien der Elektrobusse im Betriebshof, über einen Stromabnehmer auf dem Busdach. Mit steigender Batteriekapazität sollen längere Gelenkbusse folgen. Man darf gespannt sein, wen Wiesbaden als Hersteller für die eigene E-Busflotte gewinnen kann, derzeit gibt es noch keine Serienfertigung für elektrifizierte Busflotten. Man darf sicherlich auch gespannt sein, ob sich MAN und Daimler auf die Ausschreibung in Wiesbaden bewerben. Daimler Buses fertigt ab 2018 den ersten batterieelektrischen Stadtbus in Serie in Mannheim, wäre doch eine Option direkt die Serienfertigung auszubauen.
Wiesbaden wird die alten Dieselbusse nicht einfach verschrotten, dafür sind diese zu gut in Schuss. Sie werden verkauft. Der erzielte Erlös kann dann, gemeinsam mit der Förderung des Bundes für die Anschaffung der neuen Elektrobusse verwendet werden. Hinsichtlich dem Strom, der zum Laden der Batterien notwendig ist, möchte man ebenfalls konsequent sein und nur mit Ökostrom laden. Ein entsprechender Auftrag über eine große Strommenge wird noch ausgeschrieben.
„40 Prozent auf die Mehrkosten eines Elektrobusses an. Kostet ein Elektrobus 500.000 Euro, ein Dieselbus aber nur die Hälfte, zahlt das Land 40 Prozent der Mehrkosten: 100.000 Euro. Außerdem werden 40 Prozent der Ladeinfrastruktur von Bund oder Land bezahlt.“
Neben dem Austausch der gesamten Busflotte hat Wiesbaden ein weitaus größeres Gesamtkonzept im Sinn. So sollen für längere Strecken, ab dem nächsten Jahr, vier EU-geförderte Brennstoffzellenbusse zum Einsatz kommen. Weiterhin soll eine ganz neue Straßenbahnlinie eine viel befahrene Buslinie ersetzen. Ebenfalls finden sich im Konzept der Stadt auch 500 Leihräder und ein Carsharing-System wieder. Wenn die Idealvorstellung umzusetzen ist, sollen Bus, Bahn, Fahrräder, Autos alles aus einer Hand kommen und über eine gemeinsame App abzurechnen sein. Man erwartet, dass durch den Einsatz von Elektrobusse und Citybahn zehn Prozent weniger Stickoxide in der Stadt geben werde.
Alleine für die Busflotte rechnet man bis 2022 mit Kosten in Höhe von 140 Millionen Euro. Wobei der größte Teil dieser Summe von der Stadt selbst getragen wird. Doch Geld für den Neukauf von Bussen ist ohnehin eingeplant. Aber auch Förderungshilfsmittel sollen greifen. Der Bund will zunächst 35 Elektrobusse und möglicherweise 75 weitere Busse fördern, das Land Hessen hat bei 110 Bussen Bereitschaft signalisiert.
Quelle: Hessenschau.de – Wiesbaden will 220 Elektrobusse bis 2022 kaufen