Ein vom Hydrogen Council veröffentlichter Bericht über den Weg zur Wettbewerbsfähigkeit von Wasserstoff zeigt, dass die Kosten für Wasserstofflösungen in den nächsten zehn Jahren schneller und stärker als erwartet sinken könten. Angesichts der fortschreitenden Ausweitung der Wasserstoffproduktion und -verteilung sowie der erhöhten Herstellung von Produkten und Bauteilen sollen die Kosten bis 2030 für eine Vielzahl von Anwendungen voraussichtlich um bis zu 50 Prozent sinken. Das könnte Wasserstoff im Vergleich zu anderen CO2-armen Alternativen in mehreren Bereichen wettbewerbsfähiger machen.
Die Studie “Path to hydrogen competitiveness – A cost perspective” (PDF, englisch) basiert auf aktuellen Branchendaten, wobei nach einer strengen Methodik 25.000 Datenpunkte von 30 Unternehmen gesammelt und analysiert wurden. Die Daten wurden von McKinsey & Company ausgewertet, sie repräsentieren die gesamte Wasserstoff-Wertschöpfungskette in vier Schlüsselregionen (USA, Europa, Japan / Korea und China). Es wurde auch von einer unabhängigen Beratergruppe geprüft, die sich aus anerkannten Experten für Wasserstoff und Energiewende zusammensetzte.
Der Bericht zeigt, dass für verschiedene Wasserstoffanwendungen erhebliche Kostensenkungen zu erwarten sind. Für mehr als 20 von ihnen, wie z. B. Fern- und Schwertransporte, Industrieheizungen und Rohstoffe für die Schwerindustrie, die zusammen rund 15 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs ausmachen, erscheint Wasserstoff als gute Wahl bei der Dekarbonisierung. Dem Bericht zufolge ist dieser Kostenverlauf hauptsächlich auf eine Skalierung zurückzuführen, die sich positiv auf die drei Hauptkostentreiber auswirkt:
- Starke Kostensenkung bei der Produktion von kohlenstoffarmem und erneuerbarem Wasserstoff
- Geringere Vertriebs- und Tankkosten dank höherer Auslastung und Skaleneffekten bei der Infrastrukturnutzung
- Dramatischer Rückgang der Kosten für Komponenten für Endanwendungsprodukte aufgrund von Produktionssteigerungen
Um diese Chance zu nutzen, seien in den Schlüsselregionen unterstützende Maßnahmen sowie Investitionsbeihilfen in Höhe von rund 70 Milliarden Dollar (etwa 63,5 Milliarden Euro) bis 2030 erforderlich. Diese Zahl ist zwar beträchtlich, macht jedoch weniger als fünf Prozent der jährlichen globalen Energieausgaben aus. Zum Vergleich: Allein die Förderung der erneuerbaren Energien in Deutschland belief sich 2019 auf rund 30 Milliarden US-Dollar (etwa 27 Milliarden Euro).
„2020 markiert den Beginn einer neuen Energie-Ära: Mit der Realisierung des Potenzials für Wasserstoff als Teil unseres globalen Energiesystems können wir weniger Emissionen sowie mehr Sicherheit und Flexibilität erwarten. Dies kündigt das Jahrzehnt des Wasserstoffs an. Eine saubere Energiezukunft mit Wasserstoff ist näher als wir denken, da die Industrie intensiv an der Bewältigung der wichtigsten technologischen Herausforderungen gearbeitet hat. Dieser Bericht zeigt den Weg zur Skalierung, um die Wettbewerbsfähigkeit von Wasserstoff voll auszuschöpfen und die dringend benötigte Dekarbonisierung zu erreichen.“ — Benoît Potier, Vorsitzender und CEO von Air Liquide und Co-Vorsitzender des Hydrogen Council
Der Hydrogen Council ist der Ansicht, dass die Ergebnisse des Berichts nicht nur das Bewusstsein der Öffentlichkeit für das Potenzial von Wasserstoff für den Alltag schärfen, „sondern auch den Mythos entkräften werden, dass eine Wasserstoffwirtschaft aus Kostengründen nicht erreichbar ist“, sagt Euisun Chung, Executive Vice Chairman von Hyundai Motor Group und Co-Vorsitzender des Hydrogen Council. „Wenn wir bis zur Mitte des Jahrhunderts unsere globalen Klimaziele erreichen und die Vorteile von Wasserstoff nutzen wollen, ist jetzt die Zeit zum Handeln gekommen.“
Basierend auf den tatsächlichen Kostendaten der Branche zeige die Analyse, „dass eine Reihe von Wasserstofflösungen bereits bis 2030 wettbewerbsfähig werden können“, sagt Bernd Heid, Senior Partner bei McKinsey & Company. „Von 35 analysierten Anwendungsfällen kann Wasserstoff im Maßstab die kostengünstigste kohlenstoffarme Lösung in 22 Anwendungsfällen sein – beispielsweise in der Stahlindustrie und beim Heizen bestehender Gebäude. Und es kann fossile Lösungen in neun Anwendungsfällen in großem Maßstab übertreffen – zum Beispiel in Schwerlasttransporten und Zügen.“
Einige Beispiele für Anwendungen, wo Wasserstoff wettbewerbsfähig werden kann:
- Nutzfahrzeuge, Züge und Fahrzeuge im Fernverkehr werden bis 2030 mit anderen CO2-armen Alternativen konkurrieren, da die Ausrüstungs- und Tankkosten stetig sinken
- Wasserstoffkessel können eine wettbewerbsfähige Alternative für Gebäudeheizungen sein, insbesondere für bestehende Gebäude, die derzeit noch von Erdgasnetzen versorgt werden
- Bei industriellen Heizungen ist Wasserstoff in einigen Fällen die einzig praktikable Option zur Dekarbonisierung
Quelle: Hydrogen Council — Pressemitteilung vom 20.01.2020