Die “Wirtschaftsweise” Veronika Grimm hat dafür geworben, bei den Antrieben der Zukunft für Autos mehrgleisig zu fahren und nicht nur auf die Batterietechnik zu setzen. “Es kommt darauf an, in den nächsten zwei bis drei Jahren den Grundstein zu legen, dass die deutsche Industrie auf den Weltmärkten auch bei der Brennstoffzelle mit im Spiel ist“, sagte Grimm der Deutschen Presse-Agentur. Die deutsche Automobilindustrie müsse bei allen nachhaltigen Antriebstechnologien am Ball bleiben, auch um langfristig eine große Zahl an Jobs in Deutschland zu sichern. “Es wäre industriepolitisch falsch, nur auf die Batterie-Technik zu setzen.”
Bereits in einem Interview mit dem “Manager-Magazin” hatte Grimm Wasserstoff als Antrieb für Autos und Lastwagen auf deutschen Straßen als unentbehrlich eingestuft. “Es ist utopisch zu glauben, dass die batteriegestützte Elektromobilität die alleinige Lösung sein wird“, sagte sie. Zuvor hatte es Berichte gegeben, wonach europäische Autohersteller nicht mehr auf den Wasserstoff setzen wollen. Die deutsche Automobilindustrie einschließlich Zulieferern sei gut beraten, ihre bereits vorhandenen Fähigkeiten beim Thema Wasserstoff nicht leichtfertig aufzugeben, so Grimm. Langfristig werde die weltweite Nachfrage deutlich steigen.
Besonders im Schwerlastverkehr könne Wasserstoff vergleichsweise früh effizient eingesetzt werden, sagte Grimm. Ziel müsse ein Tankstellennetz sein, von dem später auch der Pkw-Verkehr profitieren könne. In der Schweiz fahren bereits 50 Lastwagen des koreanischen Herstellers Hyundai mit Wasserstoff, bis 2025 sollen es 1600 solcher Fahrzeuge werden. Die CO2-Emissionen im Verkehr seien seit 1990 nicht gesunken, im Lastverkehr sogar gestiegen, so Grimm. Die Elektrifizierung im Schwerlastverkehr gehe aber aufgrund des Reichweiten-Problems nicht über Batterie-Technik.
Die Autoindustrie forscht seit langem an der Brennstoffzelle. Dazu kommt ein Einsatz von E-Fuels – synthetische Kraftstoffe, die mittels Strom aus Wasser und Kohlendioxid produziert werden. Derzeit ist Wasserstoff aber noch knapp und vergleichsweise teuer. Umweltverbände wie der BUND warnen vor Fehlinvestitionen. Hinsichtlich ihrer Energieeffizienz seien Batteriefahrzeuge klar im Vorteil, heißt es dort. Der Freistaat Bayern indes will bis 2023 ein Netz von 100 Wasserstoff-Tankstellen aufbauen und stellt dafür 50 Millionen Euro bereit.
Quelle: zeit.de / manager-magazin.de