Die Marktdurchdringung von Elektroautos beschleunigt sich. Selbst in den bescheidensten Szenarien diverser Studien werden sie bis 2030 voraussichtlich 29 Prozent in den USA und 23 Prozent in der EU ausmachen. Eine deutliche Erhöhung gegenüber ihrem aktuellen Marktanteil von nur 0,5 Prozent. Fest steht: Elektroautos nehmen in der öffentlichen Diskussion schon heute immer mehr Raum ein. Eine Frage, über die mitunter sehr leidenschaftlich gestritten wird, ist jene über die CO2-Bilanz von Elektroautos, und ob Stromer tatsächlich umweltfreundlicher sind, als Benziner oder Diesel. Auch wenn manche es immer noch nicht glauben wollen: Sie sind es.
Das niederländische Start-up Lightyear hat nun eine weitere Rechnung aufgestellt, und die CO2-Berechnungen um eine Fahrzeuggruppe erweitert: Solar-Elektroautos. Schließlich baut Lightyear selbst so ein Auto, den Lightyear One, der 2020 in Produktion gehen soll und sowohl über das Stromnetz als auch über in die Karosserie integrierte Solarzellen geladen werden kann.
Im Allgemeinen hängen die Umweltauswirkungen eines Fahrzeugs von der Materialeffizienz, den Produktions- und Entsorgungsmethoden und dem Energieverbrauch während des Gebrauchs ab. Das hängt auch stark von dem Land ab, in dem das Auto hergestellt und gefahren wird. In Ländern wie Norwegen und Frankreich, in denen aufgrund von Wasserkraft- oder Kernkraftwerken CO2-armer Strom verfügbar ist, ist die Klimagasbilanz von E-Autos besser als in den USA oder China, wo ein erheblicher Anteil der Energie noch aus Kohle stammt (25 Prozent bzw. 52 Prozent).
In China, wo mit jeder Kilowattstunde Strom 800 Gramm CO2 entstehen, ist die Klimabilanz des kleinen Stadtflitzers VW e-UP sogar schlechter als die eines kleinen Benziners im A-Segment, so Lightyear in einer aktuellen Mitteilung. In den Niederlanden, hier entstehen je Kilowattstunde Strom nur 462 Gramm CO2, ist die Klimabilanz des elektrischen Up allerdings besser als die des kleinen Verbrenners.
Beim Lightyear One, der dank der Solarzellen, die sich über die komplette Fahrzeuglänge erstrecken, einen Teil seines Fahrstroms direkt selbst erzeugen kann, ist die Klimabilanz selbst in den Niederlanden noch besser als die des e-UP, obwohl das Solar-Elektroauto um einiges größer ist.
Der Lightyear One hat noch einen weiteren Vorteil: Da er sein eigenes Solar-Kraftwerk ist, müssten für ihn keine teuren Investitionen in den Bau zusätzlicher Kraftwerke getätigt werden, das Stromnetz müsste weniger intensiv ausgebaut werden und auch der Aufbau von Ladeinfrastruktur könnte in geringerem Umfang bewerkstelligt werden. Argumente, mit denen sich einige E-Auto-Skeptiker vielleicht umstimmen lassen.
Einen ähnlichen Ansatz wie Lightyear verfolgt das Münchner E-Auto-Start-up Sono Motors mit seinem Sion. Dank mehrerer Solarpaneele auf Dach, Motorhaube und den Türen soll der kleine Solarstromer bis zu 30 Kilometer Reichweite am Tag allein mit Sonnenenergie zurücklegen können. Viele Sion-Fahrer könnten somit ganz ohne Strom aus dem Stecker auskommen, schließlich wird ein durchschnittlicher Pkw in Deutschland weniger als 40 Kilometer am Tag bewegt.
Und auch Fahrer eines Lightyear One sehen eine Ladestation wohl nur sehr selten. Bei optimaler Sonneneinstrahlung fließt jede Stunde Energie für zwölf Kilometer in den Akku. Dem Unternehmen zufolge haben die Solarzellen des Autos das Potenzial, Energie für bis zu 20.000 Kilometer in einem Jahr zu erzeugen. Und das tolle daran: Der Strom kommt dann auch noch komplett kostenlos ins Auto.
Quelle: Lightyear – Pressemitteilung vom 26.11.2019