Wie Lihium-Ionen-Batterien recycelt werden können

Cover Image for Wie Lihium-Ionen-Batterien recycelt werden können
Copyright ©

shutterstock / Lizenzfreie Stockvektornummer: 432261964

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Lithium-Ionen-Batterien sind eine Schlüsseltechnologie, nicht nur für Elektroautos, sondern auch für die Energiewende. Die große und mit dem Erfolg der Elektromobilität weiter steigende Verbreitung dieser Energiespeicher führt zu einem hohen Aufkommen an ausgemusterten Akkus, die eine wertvolle Rohstoffquelle sind. Aktuell werden für gebrauchte Batterien und Produktionsabfälle aus der Batteriefertigung energieintensive metallurgische Recyclingmethoden eingesetzt. Damit können allerdings nur elementare Metalle zurückgewonnen werden. Die Wertschöpfung beruht deshalb meist nur auf den Rohstoffen Nickel, Kobalt oder Mangan.

Wertvoller und ressourceneffizienter wäre eine Rückgewinnung der eigentlichen Batteriematerialien, die bereits mit hohem Aufwand aus den Grundelementen hergestellt wurden, beispielsweise hochwertige Lithium-Metalloxide oder bisher gar nicht recyclingfähige Kohlenstoffverbindungen. Das würde Energie und Kosten sparen und wertvolle Ressourcen wie Lithium nachhaltig sichern.

In einigen Projekten, wie etwa NEW-BAT der Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS, arbeiten Wissenschaftler und Ingenieure aus Forschung und Industrie an  neuen Verfahren, mit dem genau diese wertvollen Batteriematerialien komplett aus den Altbatterien zurückgewonnen und so aufbereitet werden, dass sie direkt wieder in neuen Batterien eingesetzt werden können.

Intelligent zerkleinern statt ziellos zerschreddern

Das Kernstück des neuen Recyclingprozesses ist die elektrohydraulische Zerkleinerung mit Hilfe von Schockwellen. Bei diesem Verfahren wird das zu zerkleinernde Material in ein flüssiges Medium eingebracht, zum Beispiel Wasser. Über elektrische Entladung werden Schockwellen freigesetzt, die durch das Medium Wasser sehr gleichmäßig an das Material weitergegeben werden.

Damit ist es möglich, die Stoffverbindungen quasi berührungsfrei an den Materialgrenzen aufzuspalten und so eine einfache und schonende Separation der Komponenten zu erreichen. Das Materialgemisch aus den verschiedenen Batteriekomponenten – Kathode, Anode, Elektrolyt, Separator sowie Zell- und Batteriegehäuse – kann danach effizienten Trennverfahren unterzogen werden. Um möglichst reines Batteriematerial zu erhalten, werden Verfahren eingesetzt, die sowohl physikalische Eigenschaften, wie unterschiedliche Korngröße und Dichte, als auch die unterschiedliche chemische Zusammensetzung der Materialien zur Separation nutzen.

Das Verfahren ist besonders energieeffizient, da im Gegensatz zu metallurgischen Prozessen keine hohen Temperaturen benötig werden, und kann für Produktionsausschüsse sowie für Altprodukte eingesetzt werden.

Bis zu 95 Prozent Lithium recycelt

Auch im Projekt LithoRec konnte ein Verfahren entwickelt werden, in welchem 85 bis über 95 Prozent des Lithiums wiedergewonnen werden kann. Ein weiterer Vorteil des „LithoRec-Prozesses“ ist, dass die zurückgewonnenen Materialien bei mechanischer Aufbereitung Batteriequalität aufweisen und somit ein geschlossener Kreislauf der strategisch wichtigen Batterierohstoffe erfolgen kann.

Damit das Recycling von Elektroauto-Batterien wirtschaftlich wird, braucht es vor allem mehr Material. Und das ist erst dann in großen Mengen verfügbar, wenn die ersten Akkus aus der Massenproduktion von Elektroautos am Ende ihrer Lebenszeit sind. Dies tritt nach etwa acht bis zehn Jahren ein. Es dauert also noch mindestens bis Mitte des kommenden Jahrzehnts, bis das Akku-Recycling ökonomisch zu betreiben ist. Dann allerdings könnte es sein, dass eine völlig andere Batterietechnologie die vorherrschende ist – für welche dann wiederum andere Recycling-Methoden gefunden werden müssten.

Quellen: Mobility Mag – Elektroautos: So wird die Batterie recycelt // Fraunhofer – Effiziente Wiederverwertung von Lithium-Ionen-Batterien // Technische Universität Braunschweig – LithoRec – Recycling von Lithium-Ionen-Batterien

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Kommentare (Wird geladen...)

Ähnliche Artikel

Cover Image for Exklusiv: Tiefe Einblicke in Vulcan Energys Lithiumprojekt

Exklusiv: Tiefe Einblicke in Vulcan Energys Lithiumprojekt

Sebastian Henßler  —  

Vulcan Energy will zeigen, dass nachhaltige Lithiumförderung möglich ist – mit transparenter Methodik, EU-Zertifizierungen und regionaler Akzeptanz.

Cover Image for Wie die Formel E weibliches Talent fördert

Wie die Formel E weibliches Talent fördert

Sebastian Henßler  —  

Beim Frauentest der Formel E in Valencia zeigten 14 Pilotinnen ihr Können – und wo die Rennserie technisch ansetzen muss, um künftig noch inklusiver zu werden.

Cover Image for Nio-Wechselstationen stabilisieren nun Schwedens Stromnetz mit

Nio-Wechselstationen stabilisieren nun Schwedens Stromnetz mit

Daniel Krenzer  —  

Nicht nur Elektroautos können durch bidirektionales Laden das Netz stabilisieren, eine Horde Akkus in einer Wechselstation kann das erst recht.

Cover Image for BYD baut das größte Autowerk der Welt in Zhengzhou

BYD baut das größte Autowerk der Welt in Zhengzhou

Stefan Grundhoff  —  

Wir haben die Fertigung in Zhengzhou hautnah erlebt: BYD denkt groß, baut effizient und will mit neuen Werken auch in Europa endgültig zur Nummer eins werden.

Cover Image for Volvo EX60: E-Auto zum Preis eines Plug-in-Hybriden

Volvo EX60: E-Auto zum Preis eines Plug-in-Hybriden

Sebastian Henßler  —  

Volvo plant mit dem EX60 ein E-Auto zum Preis eines Plug-in-Hybrids – mit längerer Reichweite, effizienterer Technik und besseren Margen für den Hersteller.

Cover Image for Ariadne-Analyse fordert strengere Klimabewertung von Plug-in-Hybriden

Ariadne-Analyse fordert strengere Klimabewertung von Plug-in-Hybriden

Michael Neißendorfer  —  

Eine aktuelle Ariadne-Analyse macht Vorschläge für einen neuen regulatorischen Rahmen für eine mögliche Anpassung der EU-Flottengrenzwerte für Plug-in-Hybride.