Nach der aktuellen Rechtslage obliegt es immer noch jedem Konsumenten, diese Richtungsentscheidung für sich alleine zu bestimmen. Unter diesen Voraussetzungen ist ein Umstieg in relevantem Ausmaß erst einmal eine bloße Illusion. Es sind also verschiedenste Szenarien möglich: Etwa, der Gesetzgeber verbietet, wie in Norwegen für 2025 angekündigt, die Neuzulassungen von Fahrzeugen mit konventionellen Antriebsmotoren oder aber die Kaufentscheidung bleibt weiterhin in der Hand jedes Einzelnen.
Um der Antwort näher zu kommen, was in welchem Fall passieren würde, ist also die Motivation der Autokäufer in letztem Fall und der Absicht der Gesetzgeber in erstem Fall näher zu betrachten.
1. – Szenario: Entwicklung bei bestehender Rechts- und Faktenlage
Noch gibt es kaum gebrauchte Elektrofahrzeuge. Die Anschaffungspreise beim Elektroauto sind höher als bei den aktuell überwiegenden Fahrzeugen. Bestenfalls könnten also maximal künftige Neukäufe aus dem rein elektrisch betriebenen Bereich stammen. Dazu könnten bei optimistischster Betrachtungsweise die derzeit zugelassenen E-Fahrzeuge im Gebrauchtwarenhandel erneut angemeldet werden. Letzteres gilt aber als unwahrscheinlich, weil sich die Technologie ständig weiterentwickelt und die Modelle von vorgestern stärker an Attraktivität verlieren als bei Benzinern und Dieselfahrzeugen. Die Neuerungen bei solchen Modellen sind auf Perfektion des Fahrvergnügens ausgerichtet – das Elektroauto kämpft noch mit essentielleren Hürden.
Zieht man also nur die Neukäufe heran, so ist es relativ einfach: Spätestens nach der zu erwartenden Lebensdauer von Fahrzeugen, etwa ab jetzt, wäre dann der Umstieg erfolgt. Damit könnte 2033 zu rechnen sein bis theoretisch alle Neukäufe mit elektrisch betriebenem Motor ausgestattet wären. So einfach läuft es aber nicht – denn die Anschaffungspreise bringen nicht nur schwierige Abwägungen mit sich, sondern sind schlicht für viele Fahrer nicht leistbar. Hinzu kommen Klimawandelskeptiker und sonstige Menschen, die nicht sich selber gefordert sehen.
Es lässt sich aber bereits ableiten, dass bei gleichbleibenden politischen Mehrheiten großzügige Förderungen gewährt werden. Und zwar beim Neukauf eines Elektroautos. Trotzdem bleiben die Empfänger der Förderung beschränkt auf jene, die sich überhaupt einen Neuwagen leisten können. Wer höhere Preise für Gebrauchte berappen muss, bleibt auf der Mehrbelastung sitzen. Gefördert wird also der, der sich neue Autos kauft – selbst bei der Verwendung als Zweitauto – und nicht derjenige, der schlicht auf ein Fortbewegungsmittel angewiesen ist. Wer aber ein E-Auto als zweites benützt, schadet der Klimabilanz, wie bereits verschiedene Studienautoren kritisierten.
Hier ist die Politik stark gefordert und gesicherte Lösungen sind zurzeit kaum absehbar. In Summe wird diese mögliche Entwicklung also sehr lange Zeit in Anspruch nehmen und sich so lange verzögern. Eine andere Entwicklung dürfte überhaupt eingeleitet werden, wenn analog zum Machtwechsel in den USA das globale Zusammenrücken wieder in den Hintergrund gedrängt wird.
2. – Szenario: Am Beispiel von Norwegen wird die Zulassung konventioneller Antriebssysteme verboten
Hier wäre irgendwann jeder gezwungen, umzusatteln. Die soziale Frage des ersten Szenarios wird allerdings zugespitzt und bedarf einer noch dringenderen Lösung. Je nach Effektivität der Begleitmaßnahmen, etwa Zuschüsse auch beim Gebrauchtwagen-Kauf, wird die Verbreitung des Elektroautos voranschreiten.
3. – Szenario: Ernste Klimakatastrophen
Einen Motivationsschub der Sonderklasse würde freilich in der Politik und bei den Menschen eintreten, wenn die Folgen des Klimawandels persönlich spürbar werden. Rollt etwa ein Tsunami auf die Mittelmeerküste zu, strömen die Südeuropäer in die anderen EU-Staaten und lassen sich die Ursprünge der Erderwärmung zurechnen oder setzen sich die ersten Klimaflüchtlinge aus anderen Kontinenten in Richtung Europa in Bewegung, sähe das Maßnahmenpaket bereits etwas anders aus.
Fraglich ist jedoch, wie die Reaktionen in Europa konkret aussehen. Würde die nationalistische Regierung in Polen oder Ungarn in globaler Hinsicht zusammenhalten und plötzlich zugunsten des Weltklimas an einem Strang ziehen oder würde sie an der Grenze deren Opfer bekämpfen?
Was wäre überhaupt der, gar nicht so abwegige, Fall, wenn in den EU-Staaten nationalistische Tendenzen das Ruder übernehmen? Würden Le Pen, die AfD, Victor Orban oder die FPÖ ein Maßnahmenpaket beschließen, welches dem Klimaschutzabkommen Rechnung trägt wenn diese – analog zum neuen Präsidenten in den USA – den menschlich verursachten Klimawandel schon generell bestreiten? Würden sie das Elektroauto überhaupt fördern? Der neue Mitarbeiterstab des amerikanischen Präsidenten stammt aus der Industrie und dieser gab bereits kund, das Klimaabkommen aufkündigen zu wollen. Ähnliche Positionen nehmen die europäischen Nationalisten ein.
Ob eine ökologisch geprägte Wirtschaft und Forschung in Europa weiterhin gefördert wird oder nicht, liegt einzig in den Händen der künftigen Regierungen und jener Parteien, welche die Organe der Europäischen Union besetzen werden. Letztlich liegt diese Entwicklung in der Hand eines jeden Wählers und vor allem Nichtwählers – inklusive der Zukunft des Elektroautos. Denn ohne die Politik wird es den Durchbruch nicht schaffen.